Erstmals großflächig Lawinen per Satellit erfasst
18.12.2019, 11:36 Uhr
Forschende des SLF (WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung) haben erstmals eine extreme Lawinenperiode anhand von optischen Satellitenaufnahmen kartiert. Es ist der bisher umfassendste und vollständigste Datensatz zu Lawinenabgängen und soll unter anderem helfen, die Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen zu überprüfen.
Vielversprechende Resultate aus Satellitendaten
Woher stammen Informationen zu Lawinenabgängen? Üblicherweise von Meldungen einzelner Beobachter oder von Helikopterüberflügen. Sie allein können aber kein vollständiges Bild über die Lawinensituation lieferen. Eine flächendeckende Kartierung von Abgängen fehlte darum bisher – erst recht aus Perioden mit außergewöhnlich vielen und grossen Lawinen.
Nun haben Forschende des Schweizer SLF (WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung) in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Landestopografie, swisstopo, erstmals den Einsatz von Satellitendaten zur Dokumentation einer extremen Lawinenperiode getestet. Dazu machte der Satellit SPOT6 im Auftrag des SLF kurz nach den starken Schneefällen vom Januar 2018 Aufnahmen im sichtbaren Lichtspektrum (rot, grün, blau) sowie im Nahinfrarotbereich mit einer Auflösung von 1,5 Metern. Die Aufnahmen decken eine Fläche von 12.500 Quadratkilometern und damit einen Grossteil der Schweizer Alpen ab. SLF-Mitarbeiterin Elisabeth Hafner wertete die Bilder manuell aus und erfasste unter anderem Umriss, Typ und Größe sämtlicher erkennbarer Lawinen – insgesamt 18.737 Stück.
Im Anschluss wurden stichprobenartig vor Ort die Satelliten-Auswertungen überprüft. Hafners Fazit: "Die Methode ist zuverlässig und eignet sich für eine flächendeckende Kartierung von großen Regionen." Künftig sollen die Auswertungen weitgehend automatisiert werden. Auch der Einsatz eines Radar-Satelliten wird gerade getestet. Er kann auch bei Bewölkung zuverlässig Bildmaterial liefern. Erste Resultate seien laut SLF vielversprechend.
Lawinen-Kartierung ist wichtig für Prognosen und Schutzmaßnahmen
Die Kartierung von Lawinen liefert nicht nur Erkenntnisse für Freizeitsportler, sondern auch für den Zivilschutz. Sie gibt Aufschluss über die Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen, die nach früheren Lawinenwintern getroffen wurden. Zudem verschaffen die Satellitenbilder einen Überblick über die entstandenen Waldschäden. Und: Sie dienen dazu, die im Lawinenbulletin prognostizierte Gefahrenstufe zu überprüfen und Lawinen-Simulationsmodelle zu verbessern.
Infos
- Hier geht's zum vollständigen Artikel: www.slf.ch