Zwei Menschen leisten Erste Hilfe am Berg
Alpine Erste Hilfe. Foto: DAV/Christine Frühholz

Erste Hilfe am Berg

Bergsport boomt. In die Berge zu gehen ist gesund, fördert Ausdauer und Kraft, die Zeit in den Bergen tut Seele und Geist gut. Dennoch dürfen wir nicht vergessen, dass Bergsport auch gewisse Risiken mit sich bringt. Wenn ein Unfall passiert, ist organisierte Rettung im schlimmsten Fall weit weg. Deshalb sollten Bergsportler*innen das kleine Einmaleins der Ersten Hilfe kennen und anwenden können.

Vorbereitung

Ein Erste-Hilfe-Kurs ist eine solide Grundlage, um im Falle eines Unfalls am Berg helfen zu können. Das Rote Kreuz bietet regelmäßig Kurse an.

Auch die Sektionen des DAV vermitteln in Kursen, wie man Notfallsituationen erkennt und wie man hilft, bis die Bergrettung oder andere professionelle Hilfe eintrifft. Spezialkurse widmen sich den besonderen Erste-Hilfe-Gegebenheiten bei Unfällen im Winter.

Zur Auffrischung ist es ratsam, den Erste-Hilfe-Kurs regelmäßig zu wiederholen. Oder alternativ sein Wissen mit Hilfe von Broschüren oder Büchern zu prüfen (siehe Literaturtipps unten).

Vorbereitet für den Ernstfall: Erste-Hilfe-Kurs beim DAV. Foto: DAV/Christine Frühholz

Das Erste-Hilfe-Set

Um schnell Erste Hilfe leisten und kleinere Verletzungen selbst versorgen zu können, gehört in jeden Rucksack eine kleine Apotheke.

Grundausstattung

  • Wundschnellverband (Pflaster)

  • Elastische Binde

  • Tape (mindestens 2,5 cm breit)

  • Einmalhandschuhe

  • 2 Dreieckstücher

  • 2 Verbandpäckchen (klein, groß)

  • sterile Mullkompressen (10 x 10 cm)

  • kleine Schere

  • Rettungsdecke (und/oder mgl. leichten Biwaksack)

  • evtl. Zeckenzange

Erste-Hilfe-Tasche. Foto: DAV

Verhalten bei einem Bergunfall

In abgelegenen Regionen und bei schlechten Wetterverhältnissen (Sturm, Nebel …) kann es mitunter Stunden dauern, bis die organisierte Rettung den Unfallort erreicht. Deshalb hat Erste Hilfe oberste Priorität. Es gilt Ruhe zu bewahren und überlegt zu handeln.

Die ersten zwei Schritte nach einem Unfall sind:

  • Die Lage schnell und richtig beurteilen.

  • Anschließend nötigenfalls einen Notruf absetzen.

Die Situation beurteilen

Noch vor der Notfallmeldung müssen sich die Helfenden einen Überblick über die Situation verschaffen und die Lage einschätzen:

  • Wo genau ist der Unfall passiert? Wo liegt/sitzt die verletzte Person? – Fremd- und Eigensicherung gegen Absturz!

  • Bestehen objektive Gefahren wie Lawinen oder Steinschlag? – Alle Personen aus dem Gefahrenbereich bringen!

  • Generell gilt: Selbstschutz vor Fremdschutz!

  • Wie ist dieser konkrete Fall einzuschätzen? – Bei einer Knöchelverstauchung hat der Abtransport aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich eine höhere Priorität als bei einem Herzstillstand!

  • Welche Verletzungen liegen vor? – Eine kurze orientierende Erstuntersuchung ist entscheidend für die Notfallmeldung!

Den Notruf absetzen

Mit der europaweit gültigen Notrufnummer 112 die Bergrettung alarmieren – per Handy oder ggf. von einer nahegelegenen Hütte aus. (Zusätzlich zur 112 gibt es in verschiedenen Ländern und Regionen spezielle Bergrettungs-Notrufnummern). Achtung: Der Alpenraum ist zwar grundsätzlich mit Mobilfunknetzen abgedeckt, Funklöcher treten aber vielerorts auf.

Alternativ das Alpine Notsignal (Pfiffe, Rufe oder Lichtsignale) anwenden:

  • 1. Minute: alle 10 Sekunden ein Signal geben (6 x pro Minute)

  • 2. Minute: Pause

  • 3. Minute: alle 10 Sekunden ein Signal geben (6x) usw.

  • Antwort von Rettung: alle 20 Sekunden ein Signal geben (3 x pro Minute), 1 Minute Pause usw.

Beim Melden eines Notfalls sind die fünf „W“ wichtig

  • Wo ist der Unfallort? (ggf. markante Geländepunkte oder GPS-Daten)

  • Was ist geschehen?

  • Wie viele Verletzte/betroffene Personen?

  • Welche Verletzungen?

  • Warten auf Rückfragen! (Rückrufnummer o.ä. – Auf Nachfragen der Rettungsstelle ruhig und überlegt antworten, bei Unklarheiten nachfragen.)

Nach dem Notruf

  • Das Handy eingeschaltet lassen.

  • Nicht mehr telefonieren, um für Rückfragen erreichbar zu sein.

Wichtige Griffe

  • Die verletzte Person aus der Gefahrenzone bringen und vor Unterkühlung schützen – durch eine Rettungsdecke, ggf. zusätzliche Kleidung.

  • Nach Möglichkeit die verletzte Person nicht allein lassen.

Erste Hilfe am Fels. Foto: DAV/Christine Frühholz

Rettung

Wenn die Luftrettung kommt

  • Anfliegenden Helikopter auf Unfallstelle aufmerksam machen; zum Beispiel mit Rettungsdecke oder Taschenlampe (bei Dunkelheit).

  • Landefläche freiräumen: lose Kleidung, Seile und andere Gegenstände wegpacken. Bei Schnee Brille aufsetzen.

  • Beim Anflug des Rettungshelikopters mit den Händen signalisieren: Für das Ja beide Arme in Form eines offenen Dreiecks über den Kopf heben, so dass der Körper ein Y ergibt (für Yes = Ja). Für das Nein nur einen Arm so hochnehmen, den anderen leicht schräg nach unten, so dass beide eine Diagonale bilden (für No = Nein).

  • Anweisungen der Rettung beachten, Platz nicht verlassen.

Wenn Bodenrettung kommt

  • Nach Möglichkeit Helfende an gut sichtbaren Orten zur Einweisung positionieren.

  • Für guten Zugang zur verunfallten Person sorgen.

  • Rettung kurzen Status-quo-Bericht geben.

Bitte bedenken

Erste Hilfe können alle leisten. Und sei es nur, den telefonischen Notruf abzusetzen oder die verunfallte Person zu beruhigen oder ihr „gut zureden“.

Unterlassene Hilfeleistung hingegen ist unter Umständen strafbar.

Der Deutsche Alpenverein wünscht allen Bergsportler*innen viele schöne Touren und immer eine gute Rückkehr ins Tal.

Literaturtipps

  • Buch „Erste Hilfe am Berg - Maßnahmen im Ernstfall“ von Dr. Walter Treibel. Bergverlag Rother, ISBN 978-3-7633-6088-8.