Zwei Menschen beim Wandern mit kleinen Schneefeldern im Hintergrund
An nordseitigen Hängen und in schattigen Tälern hält sich der Schnee bis lange ins Frühjahr hinein. Foto: DAV/Wolfgang Ehn
Sicher wandern im Frühjahr

Der Berg ruft

Die Sonne strahlt vom makellos blauen Himmel, die ersten Blumen sprießen vor der Haustür – wie schön muss es da erst in den Bergen sein. Doch je nach Höhe und Exposition kann es am Berg noch bis in die Sommermonate hinein ganz anders aussehen. In tieferen Lagen sind einige Wege zwar schon schnee- und eisfrei, weiter oben und an nordseitigen Hängen hält sich der Schnee jedoch. Und auch im Schatten können nasse und matschige Abschnitte noch gefroren und glatt sein. Für die ersten Bergausflüge im Jahr gibt es also einiges zu beachten – wir haben die wichtigsten Punkte zusammengetragen.

Tourenplanung im Frühling

Eine Bergtour will natürlich rund ums Jahr gut geplant sein, alle Infos dazu gibt es in unserem Artikel zur Tourenplanung.

Im Frühjahr solltest du aber ein paar zusätzliche Punkte beachten:

  • Exposition der gesamten Tour: Die Exposition beschreibt die Lage eines Hanges bezüglich der Himmelsrichtung bzw. der Einfallrichtung der Sonne. Südseitig können Berge schon ausgeapert sein, während nordseitig und in Schattenlagen noch viel Schnee liegt (z.B. in Rinnen, aber auch im Wald).

  • Webcams für die Planung nutzen. Auch hier sollte die Exposition beachtet werden. Am besten schaut man sich die Bilder mehrerer Webcams in einer Region an.

  • Hüttenwirtsleute können zuverlässig Auskunft über die Situation vor Ort geben. Einfach anrufen und nachfragen.

  • Rucksack richtig packen: Grödel, warme Wechselkleidung, Sonnenbrille und -creme (die empfindliche Winterhaut wird's danken) sollten auf jeder Frühjahrstour dabei sein. Was noch? Das erfährst du in unserer Packliste für Wanderungen im Frühjahr.

  • Eigene Kondition: Hier geben wir Tipps, wie du nach der Winterpause wieder fit wirst.

  • Zeit: Im Schnee ist man weitaus langsamer unterwegs. Und die Tage sind immer noch recht kurz. Zusätzliche Ausrüstung macht den Rucksack schwerer – auch das wirkt sich auf deine Ge(h)schwindigkeit aus.

Gefahr erkannt, Gefahr gebannt?!

Für die allermeisten endet der Tag am Berg glücklich und zufrieden wieder im Tal. Dennoch ist es sinnvoll, sich mit möglichen Gefahren auseinanderzusetzen, um gegebenenfalls richtig reagieren zu können – ganz nach dem Motto "Gefahr erkannt, Gefahr gebannt".

  • Schönes Wetter und warme Temperaturen dürfen nicht täuschen: Es kann im Schatten und bei Wind empfindlich kalt werden. Hier erfährst du, warum das Zwiebelprinzip die perfekte Kleidungstaktik für Bergtouren ist.

  • Der Blick auf den Berg kann täuschen: Man kann in der Regel nicht den gesamten Wegverlauf einsehen. Und auch wenn der Gipfel schneefrei ist, wird man unterwegs mal überrascht.

  • Schnee ist besonders morgens fest gefroren und somit gefährlich. Eis wird zur Rutschbahn, Grödel schaffen Abhilfe. Aber auch Firn ist rutschig und verlangt umsichtiges Gehen. Gerade unter Schneematsch kann auch der Boden gefroren und spiegelglatt sein.

  • Rutschpartie auf dem Schneefeld? Sofort die Liegestütz-Position einnehmen, um zu bremsen. Hier gibt es mehr Infos, was zu tun ist, wenn du ins Rutschen gerätst.

  • Alles Gute kommt von oben? Nass- und Gleitschneelawinen sind typische Frühjahrsphänomene und machen insbesondere Hangquerungen schnell gefährlich. Die Lawinenwarndienste geben meist bis in den Mai hinein tagesaktuelle Berichte, diese gilt es zu lesen und zu beachten.

Gleitschneelawinen gehen auf Grund ab. Foto: DAV/Thomas Bucher

Sicher rauf und runter dank korrekter Verhaltensweisen

Was sollte ich im Frühjahr am Berg tun? Und was eben nicht? Wie sollte ich mich verhalten? Um auch zu dieser Jahreszeit mit ihren besonderen Bedingungen heil auf den Berg und wieder runterzukommen, haben wir ein paar Tipps für dich zusammengefasst:

  • Nicht unter Gleitschneerissen, sogenannten Fischmäulern, herlaufen.

  • Spezielle Gehtechnik beim Queren von Schneefeldern nutzen, siehe auch unseren Artikel zum Sicher gehen auf Altschneefeldern.

  • Beim Steigen auf Schnee langsam gehen, kleine Tritte machen, den ganzen Fuß nutzen. An steilen Hängen sollte man erst Tritte in den Schnee treten, besonders beim Abstieg. Oft findet man schon Spuren, die man als Tritte nutzen kann. Wie das genau funktioniert, erfährst du hier.

  • Auf Firnfeldern kann man auch auf den Wanderstiefeln "abfahren". Man muss allerdings die Technik beherrschen, die Steilheit einschätzen und das Ende des Schneefeldes einsehen können. Meistens ist aus Sicherheitsgründen davon abzuraten.

  • Grödel oder leichte Steigeisen nutzen, diese geben besseren Halt auf Eis und Schnee.

  • Je nach Schneesituation können in höheren Lagen auch Schneeschuhe sinnvoll sein. Hier gilt aber wie bei allen Wintertouren im freien Gelände: Lawinenlagebericht lesen und Lawinenrisiko einschätzen, Lawinennotfallausrüstung (LVS-Gerät, Sonde, Schaufel) mitnehmen und bedienen können.

  • Trekkingstöcke nutzen, sie helfen beim Halten des Gleichgewichts.

  • Gamaschen verhindern Schnee in den Schuhen.

  • Vorsicht beim Überqueren von Schneebrücken und im Blockgelände: Man kann tief einsacken oder einbrechen – Verletzungsgefahr.

  • Last but not least: Man sollte Mut zum Umkehren haben. Lerne, Gefahren richtig einzuschätzen und im Zweifel auch mal auf den Weiterweg zu verzichten (stattdessen ein ausgedehntes Picknick auf einem schneefreien Wiesenstück?!).

Wir wünschen schöne und sichere Frühjahrstouren

Wenn du diese Punkte beachtest, steht entspannten, vergnügten und sicheren ersten Bergtouren nichts mehr im Wege. Für alle, die noch mehr wissen wollen, haben wir unsere Themenseite Bergwandern: so geht das mit vielen wichtigen Infos für die ganze Saison, ein paar Touren, die auch im Frühling gut machbar sind und unseren BergwanderCheck, der hilft, sich selbst besser einzuschätzen und dementsprechende Touren zu planen, verlinkt.

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