Berglandschaft bei Nacht mit schneebedeckten Gipfeln, eisigem Gletscher und einer beleuchteten Berghütte im Vordergrund. Ein klarer Sternenhimmel mit wenigen Wolken ist sichtbar.
Eine der spektakulärsten Webcams in den Alpen: Blick auf den Konkordiaplatz und die gleichnamige Hütte. Quelle: foto-webcam.eu
Werkzeuge zur Tourenplanung

Webcams in den Bergen: Nutzen, Grenzen, Tipps

Über die Alpen verteilt gibt es unzählige Webcams, die man sinnvoll für die Tourenplanung nutzen kann. Wir geben Tipps zur Nutzung, zeigen spannende Beispiele und klären über Probleme auf.

Wie sind die Bedingungen in den Bergen? Klar, ein Blick aufs Bergwetter und der Check des Lawinenlageberichts im Winter verstehen sich von selbst. Die Tourenplanung sinnvoll ergänzen kann darüber hinaus ein Blick auf eine oder mehrere Webcams. In den Alpen gibt es eine unüberschaubare Anzahl von Webcams – an Seilbahnstationen, Liftmasten, auf Dächern von Alpenvereinshütten, Hotels oder einfach mitten im Gelände. Webcams machen nicht nur Lust auf die Berge, viele können helfen, wichtige Fragen zu beantworten. Dazu gehören: 

  • Hat es vor Kurzem geschneit? 
    Dies zeigt zum Beispiel frischer Schnee auf Bäumen, Almhütten oder Autodächern an. Auch der Blick auf Bilder der letzten Tage oder Stunden gibt darüber Aufschluss. 

  • Wieviel Schnee ist in den letzten Tagen gefallen? 
    Die Schneehöhe ist am besten im Nahbereich einzuschätzen. Zum Beispiel der Schnee auf den Dächern von Seilbahnstationen oder unbeheizten Gebäuden. 

  • Wie hoch lag die Schneefallgrenze und ab welcher Höhe ist mit Schnee zu rechnen? 
    Um dies zu beantworten, sollte die Webcam nicht auf einen Skihang gerichtet sein, hier wird mit Schneekanonen und Pistengeräten nachgeholfen. Und auch die Exposition ist zu beachten. Auf Nordhängen kann noch viel Schnee liegen, während Süd- und Westhänge schon ausgeapert sind.  

  • Sind die Hänge bereits verspurt? 
    Ein Blick auf geeignete Webcams kann zeigen, ob Hänge schon befahren wurden. Je nach Gefahrenlage können stark verspurte Hänge sicherer sein. Trotzdem muss immer der Lawinenlagebericht gecheckt werden, um die Gefahrenstellen zu erkennen. Und einfach blind einer Spur zu folgen kann ein großer Fehler sein. 

  • Wie hat sich in den letzten Tagen das Wetter entwickelt? 
    Manche Webcams bieten auch die Möglichkeit, Bilder der letzten Stunden und Tage (manchmal sogar Jahre) anzuschauen. Damit lässt sich die Wetterentwicklung nachvollziehen.  

  • Im Tal ist alles grau in grau – scheint oben die Sonne? 
    Manchmal sitzt man unten im dunklen, doch die Webcam zeigt strahlenden Sonnenschein auf dem Berg - oberhalb einer dichten Wolkendecke. Eine Bergtour bei Inversionslage kann ein ganz besonderes Erlebnis sein, Flugzeugfeeling inklusive. 

  • Haben sich die Bäume schon verfärbt? 
    Wer im Herbst wandern geht, freut sich über die bunten Farben. Lärchenwälder verfärben sich und leuchten Gelb bis Orange, wenn im Herbst auf sonnige Tage kalte Nächte folgen. Auch der Bergahorn verfärbt sich bildschön, wie zum Beispiel im Engtal im Karwendel. 

  • Wie sieht die Landschaft am Urlaubsort aus? 
    Wer ein Ziel für seinen Bergurlaub sucht, ist gut beraten, sich die Webcams der Region anzuschauen.  So bekommt man einen guten und aktuellen Eindruck der Berglandschaft. 

  • Ist der Gletscher noch so groß wie auf der Karte? 
    Karten und Touren-Apps sind oft nicht aktuell, wenn es darum geht, die Größe eines Gletschers einzuschätzen. Manche Gipfelwege oder Übergänge können mittlerweile eisfrei sein. Dies kann neue Chancen bieten, birgt aber auch Gefahren. Veränderte Bedingungen und Schwierigkeiten stellen andere Anforderungen an die Kompetenz und Ausrüstung. 

  • Wie entwickelt sich der Tourismus in den Alpen? 
    Webcams fangen auch die touristische Situation ein. Erschließungen in Skigebieten, Funparks oder die Massen auf Aussichtsterrassen - vielleicht ändert sich durch eine Webcam-Recherche noch das Urlaubsziel.

Webcam-Layer in alpenvereinaktiv.com

In der Kartenansicht von alpenvereinaktiv.com kann ein Webcamlayer aktiviert werden, auch in der kostenfreien Basisversion.  Man findet den Webcam-Layer in allen Karteansichten: in der Tourensuche, im Tourenplaner, auf der Hauptkarte sowie auf der Detailkartenansicht eines Inhalts. Einfach das Map-Layer-Symbol in der unteren, rechten Ecke der Karte aktivieren. Dort findet man die Funktion unter „Zusatzebenen“.  

Aktuell sind mehr als 50.000 Webcams auf der Plattform. Um alle Webcams einer Region zu sehen, einfach näher heranzoomen. Mit Klick auf das Webcam-Icon öffnet sich ein Infokästchen und ein Klick weiter öffnet die Detailseite der Webcam. Sie zeigt die exakten Koordinaten ihrer Position sowie weitere Merkmale und das Wetter vor Ort. Je nach Aktualität der gesendeten Daten werden die Webcam-Icons in der Kartenansicht in der jeweiligen Farbe angezeigt.  

  • Grün: Webcams, deren Daten maximal 2 Stunden alt sind 

  • Gelb: Webcams, deren Daten zwischen 2 und 6 Stunden alt sind 

  • Grau: Webcams, deren Daten älter als 6 Stunden sind 

Alle Infos dazu gibt es unter Webcam-Kartenlayer » alpenvereinaktiv.com 

Grenzen der Nutzung von Webcams

Wer Webcams für die Tourenplanung nutzt, sollte auch über mögliche Probleme Bescheid wissen. Dazu gehören: 

  • Ob es regnet oder nicht, ist nicht feststellbar 
    Regentropfen sind über Webcams in der Regel nicht zu erkennen. Es sei denn, es schüttet wie aus Kübeln. Oft versperren Tropfen auf der Linse die Sicht. 

  • Ob es schneit oder nicht, ist nicht feststellbar 
    Ähnlich sieht es beim Schneefall aus. Dieser ist zwar besser zu erkennen. , aAber wie dicht der Schneefall, wie feucht die Schneeflocken sind, ist kaum abzuschätzen. Und wenn die Linse zugefroren ist, weiß man wenig über die aktuelle Situation. 

  • Es liegt gar kein Schnee 
    In Skigebieten versprechen die Kamerabilder oft perfekt weiße Hänge. Es handelt sich aber oft um künstlich beschneite Pisten. Oder die Webcams sind bewusst auf Nordhänge gerichtet, die noch weiß sind, während Südhänge schon nicht mehr winterlich aussehen. 

  • Das Bild ist nicht aktuell
    Nicht alle Kameras zeigen das Datum und die Uhrzeit an. Dann weiß man nicht, ob das Bild wirklich aktuell ist. Das Bild könnte veraltet, die Kamera kaputt sein. 

  • Die Kamera läuft nicht 
    In manchen Skigebieten laufen die Kameras nur, wenn das Skigebiet in Betrieb ist. Wer  also gerne eine Pistenskitour unternehmen möchte, bevor die Lifte laufen, bekommt so also keine Informationen über die  (Kunst-)Schneelage. 

  • Die Gewitterfront ist nicht zu erkennen 
    Die Webcam zeigt vielleicht einen makellosen blauen Himmel. Doch von der anderen Seite kommt vielleicht schon ein dunkles Wolkenband. Das Wetter im Gebirge kann sich schnell ändern, darüber sollte das Bild der Webcam nicht hinwegtäuschen.

Webcams aus dem All: Satelliten live View

Echte Live-Satellitenbilder, die wirklich die Gegenwart auf der Erdoberfläche zeigen, sind (noch) nicht verfügbar. Die meisten Dienste liefern nahezu Echtzeitbilder, die in regelmäßigen Abständen aktualisiert werden und zum Beispiel einen Tag alt sind. Je nach Dienst variiert die Frequenz der Aktualisierung.

Satcam auf der Coburger Hütte 

Einen ganz besonderen Service bietet der Online-Auftritt der Coburger Hütte bei Ehrwald. Neben einer klassischen Webcam mit Daten zu Temperatur und Luftfeuchte bietet sie auch den Service einer Satcam an. Sie zeigt ein regelmäßig aktualisiertes Bild der Sentinel Erdbeobachtungssatelliten des Copernicus-Programms an. Wenn keine Wolken die Sicht verdecken, kann man so die aktuelle Schneebedeckung sehr gut erkennen. Die Satelliten fliegen in einer polaren Umlaufbahn in etwa 700 Kilometern Höhe und umkreisen den gesamten Planeten in etwa 90 Minuten. 

Empfehlenswerte Webcams in den Alpen

Die folgenden ausgewählten Webcams bieten viel Nützliches und Spannendes. Oft tauchen die Webcams großer Anbieter und Plattformen wie Foto-webcam.eu, Panomax oder Feratel auf touristischen Websites oder Tourenportalen auf. Auch viele Alpenvereinshütten haben Webcams installiert.

Webcams zur Tourenplanung

  • Webcam Diavolezza Bergstation
    Blick auf die Berninagruppe. Im Winter: Wie sind die Skitourenverhältnisse Piz Palü (wurde er schon gegangen?)? Im Sommer: Spaltensituation auf dem Gletscher.

Über den Wolken... Blick frühmorgens vom Becherhaus (Stubaier Alpen). Quelle: foto-webcam.eu

Webcams von Panomax

  • Gröden/Seceda
    Schöner Schwenk übers Grödnertal mit Sellasock, Langkofel, Plattkofel, Rosengarten und Schlern 

  • Hörnle/Ammergauer Alpen
    Die beliebte Fernsicht ins Alpenvorland bis München. Manchmal liegt alles unter einer Nebeldecke.  

  • Großglockner/Pasterze
    Dem Gletscherschwund an der Pasterze auf der Spur. Am Puls der Zeit in Sachen Overtourism: Geschäftige Terrasse am Besucherzentrum 

  • Dachstein
    Hochaufgelöstes Bild von den Dachsteingipfeln und vom Gletscher

  • Seiseralm  
    Schöner Schwenk über die liebliche Seiser Alm bis zu den Zacken des Schlern 

Webcams von Feratel

  • Jungfraujoch 
    Blick auf Jungfrau und Schwenk über den Aletschgletscher mit dem Konkordiaplatz. Auch ein Paradebeispiel für Overtourism: Die herausströmenden Massen aus der Bahnstation 

  • Bergstation Brauneck
    Die Hausberge im Lenggrieser Tal im Blick 

  • Pitztaler Gletscher 
    Schwenk über Skigebiet und Gletscher. Im Sommer eine Mondlandschaft mit skurrilen Snowfarming-Inseln 

  • Hoher Ifen 
    Schöner Schwenk über das karge Gottesackerplateau (Schneecheck), die Allgäuer Alpen bis hinauf zum Gipfelkreuz des Hohen Ifen 

  • Diavolezza/Bernina 
    Schwenk über die Riesen der Bernina, allen voran den Piz Palü mit seinen Eiskaskaden

DAV Hütten mit Webcam 

Ein paar Beispiele:

Die Königin unter den Webcams

Foto-webcam.eu liefert hochaufgelöste Bilder, ein unerschöpflicher Fundus für alle Bergmenschen zum Planen und Schmökern. Was steckt hinter den schönen Bildern, die häufig aus hochalpinen Regionen stammen?

Webcams gibt es wie Sand am Meer, ob vom kalifornischen Strand, dem Hamburger Hafen oder einem Wasserloch in Kenia, mit wenigen Klicks kann man sich anschauen, was so los ist auf der Welt. Bergmenschen schauen sich natürlich am liebsten Webcams aus den Bergen an. Und da liefert fotowebcam.eu einen ganz besonderen Mehrwert: Dank der montierten Spiegelreflexkameras stehen statt verpixelten Bildern hochaufgelöste Aufnahmen zur Verfügung. Mit einem Klick lässt sich in diese hineinzoomen und es werden Details erkennbar, die wertvolle Infos zur Tourenplanung liefern: Wieviel Schnee liegt (noch), ist die Wand noch nass, wurde der Hang schon von befahren?  

Um solche hochwertigen Aufnahmen zu liefern, wird aufwendig Technik installiert: Die Spiegelreflexkamera wird in einem Edelstahlgehäuse verpackt, an hochalpinen Standorten ohne Stromversorgung kommt ein kleines Photovoltaik-Panel hinzu. Die Bilder werden übers Mobilfunknetz an die Webseite übertragen.  

Ein besonderer Vorteil der Spiegelreflexkamera ist, dass sie dank langer Verschlusszeiten bei der Aufnahme auch bei schlechten Lichtverhältnissen und nachts eindrucksvolle Bilder liefern kann: Sternenhimmel, Polarlichter, erleuchtete Talorte, Bergsteiger*innen mit Stirnlampen am Berg – all das wird dann sichtbar. 

Einige der Kameras sind auch in Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen installiert worden, so können beispielsweise Gletscher- oder Hangbewegungen überwacht werden. Und so werden auch einmalige Livebilder möglich, denn nur wenige Menschen werden sonst die Gelegenheit haben, einmal den Freya Gletscher (Link Grönland / Freya Gletscher - foto-webcam.eu) in Grönland zu Gesicht zu bekommen. 

Alle Kameras und Infos unter www.foto-webcam.eu

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