Laut Schweizer Alpen-Club (SAC) mussten im Sommer 2024 immer mehr Bergwander*innen unverletzt wegen einer Blockierung oder großer Erschöpfung gerettet werden als in den Jahren davor. Im Vergleich zum Jahr 2023 sind es sogar fast 30 Prozent mehr. Auch in den Bergen Österreichs war der Anteil der unverletzt geborgenen Personen im vergangenen Jahr sehr hoch: Er liegt bei 31 Prozent, wie das Österreichische Kuratorium für Alpine Sicherheit (ÖKAS) in seiner Statistik feststellt. Im Jahr 2024 wurden 4366 Personen unverletzt geborgen, das 10-Jahres-Mittel liegt mit 3767 weit darunter.
Unverletzte Personen, die einen Notruf absetzen, sind oft von einer Tour oder den Verhältnissen überfordert oder haben sich schlicht selbst überschätzt. Aber auch die Unfälle beim Bergwandern und Bergsteigen sind in Österreich im vergangenen Jahr leicht gestiegen, im Vergleich zu anderen Bergsportarten machen sie 23 Prozent aus und liegen knapp über dem 10-Jahres-Mittel von 21 Prozent. Dabei gibt es eine recht gleichmäßige Verteilung über alle Altersgruppen hinweg.
Fehlentscheidungen nehmen zu
Einen ähnlichen Trend stellt auch die Bergwacht Bayern fest. Bei der Tourenplanung werden die Verhältnisse und das eigene Können nicht entsprechend einbezogen, viele vertrauen gedankenlos Tourenvorschlägen und GPS-Tracks aus dem Internet und Apps. Schon oft blieben dadurch Menschen in absturzgefährdetem Gelände stecken und mussten Hilfe rufen. „Gerade diese Fehlentscheidungen haben in den letzten Jahren stark zugenommen“, betont die Bergwacht in ihrem Jahresbericht 2024. „Auch die benachbarten österreichischen Rettungsorganisationen melden seit Jahren steigende Einsatzzahlen von erschöpften, verunglückten, schlecht ausgerüsteten oder unerfahrenen Wanderinnen und Wanderern.“ Die Bergwander*innen hatten zwar Informationsquellen für ihre Touren dabei, „die Handhabung und das Wissen im Umgang mit den Orientierungsmitteln sowie die Fähigkeit, digitales Kartenmaterial zu beurteilen, waren jedoch größtenteils nicht vorhanden." Dies zeigte sich nicht nur während der Tour, sondern war bereits der Grund für deren falsche Auswahl.
Heli-Einsätze für Unverletzte
Kein Wunder also, dass im Vergleich mit anderen, vermeintlich riskanteren Bergsportarten Wandernde besonders häufig mit dem Helikopter geborgen werden müssen, wie aus der neuesten Statistik der Freizeit- und Unfallversicherung des Österreichischen Alpenvereins hervorgeht. Ein Großteil der Notfälle beim Bergwandern ereigne sich „nicht durch spektakuläre Stürze oder schwere Verletzungen, sondern durch Situationen, die zunächst harmlos erscheinen können: Wenn Bergwanderer vom Weg abkommen und nicht mehr zurückfinden, wenn Kreislaufbeschwerden oder Erschöpfung auftreten oder wenn das Wetter umschlägt.“
Mit dem DAV in die Berge
Wer in die Berge geht, muss seine Touren umsichtig planen, seine Fähigkeiten richtig einschätzen und die aktuellen Bedingungen kennen. Dies ist die erste Voraussetzung dafür, nicht in eine Notsituation zu gelangen. Unterwegs müssen die Gegebenheiten laufend beurteilt werden (z.B. Wegverlauf, zu querende Schneefelder oder ein Wetterumschwung) und die richtigen Entscheidungen gefällt werden (z.B. alternative Routen wählen oder die Tour abbrechen). Tourentipps aus Portalen und Apps können als Inspirations- und Orientierungsquelle dienen, aber man sollte ihnen nicht blind vertrauen. Am wichtigsten ist das eigene Urteilsvermögen – das kann durch nichts ersetzt werden. Wie bildet man ein solches aus? Das geht schrittweise durch eigene Erfahrungen. Besser aber durch Kurse, zum Beispiel bei einer DAV-Sektion. In diesen lernt man, wie man Touren plant, das Wetter interpretiert, sich über Karten und mithilfe von Apps orientiert. Auf geführten Touren oder in Gruppen profitiert man von dem Wissen erfahrener Personen. Das sind gute Gründe für eine Mitgliedschaft im DAV – inkludiert ist darüber hinaus eine Versicherung bei Alpinen Unfällen, die Bergungskosten von bis zu 50.000 Euro übernimmt.