Schön bunt – und gefährlich für unsere Umwelt? Foto: DAV/Uli Berkmann
Schön bunt – und gefährlich für unsere Umwelt? Foto: DAV/Uli Berkmann
Was hat das mit Umweltschutz zu tun?

Zipflbob und Mikroplastik

Alle Jahre wieder sind die Wanderwege und Rodelpisten mit "Konfetti" gesprenkelt. Schön bunt, trotzdem haben diese Plastikpartikel in unserer Umwelt nichts zu suchen. Regelmäßig kommen wissenschaftliche Studien zu neuen Erkenntnissen, wie Mikroplastik unsere Umwelt und somit unser Leben heimlich aber manchmal auch offensichtlich unterwandert. Bereits 2021 erreichte uns die Nachricht von Maria und Ludwig aus dem oberbayerischen Olching, die uns inspiriert hat, ein Thema anzusprechen, über das sich die Wenigsten Gedanken machen, wenn es im Winter zum Rodeln geht.

Plastik auf Tour

Die beiden 14-jährigen Geschwister sind Ende 2020 zusammen mit ihren Eltern zum Pürschling gefahren, ein klassisches Ziel für Rodelfans in den Ammergauer Alpen. Beim Aufstieg sind ihnen bald viele bunte Teilchen auf der Schneedecke aufgefallen. Zunächst noch unklar woher diese stammen, zählte die Familie schnell eins und eins zusammen. Es handelte sich um Plastikabrieb von Kunststoffrodeln. Diese wurden aufgrund der nicht vollständig geschlossenen Schneedecke von scharfen Steinkanten an der Bob-Unterseite abgehobelt. An stark frequentierten Rodelstrecken wie der am Pürschling kann dann bei entsprechenden Verhältnissen einiges zusammenkommen. Maria und Ludwig haben sich die Mühe gemacht und beim Hochgehen alle sichtbaren Plastikteile aufgesammelt, um diese anschließend zusammen mit einem Brief an das Ressort Naturschutz im Deutschen Alpenverein zu schicken. Sie wollten von den Naturschutzexperten wissen, ob von den Plastikteilen eine Umweltgefahr ausgeht und wie sie sich auf die Natur auswirken können.

Plastikabrieb von Kunststoffrodeln ist ein Fremdkörper im Ökosystem. Foto: DAV/Uli Berkman

Wie sämtlicher Kunststoff ist auch der Plastikabrieb von Kunststoffrodeln ein Fremdkörper in unserem natürlichen Ökosystem. Einfach und plakativ dargestellt wird der Abrieb bei Schneeschmelze oder Starkregenereignissen von der Rodelpiste in den nächsten Gebirgsbach, dann weiter über den Gebirgsfluss und weitere Flüsse ins Meer gespült, wo er dann von Meerestieren aufgenommen wird und so wiederum auf unserem Teller landet. Bis jedoch diese überspitzt gezeichnete „Tour de plastique“ zu Ende ist, werden viele weitere Bestandteile des Ökosystems negativ beeinflusst. Aufgrund der kontraststarken Farben entdecken zum Beispiel Vögel die kleinen Plastikteilchen leicht und verwenden sie als Nistbaumaterial. Dadurch tragen sie zur weiteren Verbreitung im näheren Umfeld bei. Während seiner Reise wird das Plastik durch mechanische Beanspruchung (Steine in Bach und Fluss) weiter zerkleinert und chemische Bestandteile (Weichmacher etc.) können sich lösen. So wird es dann auch für Mikroorganismen gefährlich. Chemische Inhaltsstoffe des Plastiks können den Hormonhaushalt von Lebewesen gefährlich und anhaltend stören. Neueste Studien verweisen sogar auf Mikroplastik in Naturräumen wie in der Antarktis oder großen Gletscherfeldern, wo Menschen noch nie zuvor waren. Hier kommt das Plastik mit dem Schnee aus der Atmosphäre… Schneeflöckchen mit dem Plastikröckchen, wann kommst du geschneit.

Maria und Ludwig haben uns auf eine weitere Quelle für Mikroplastik in den Bergen aufmerksam gemacht, wofür wir uns an dieser Stelle recht herzlich bedanken möchten.

Quelle: https://www.nature.com/articles/s41561-019-0335-5

Tipp vom DAV

Unser Tipp für zukünftige Rodelausflüge lautet daher: Bei nicht vollständig geschlossener Schneedecke den Kunststoffrodel lieber stehen lassen und dafür den guten alten Schlitten mitnehmen.

Die Thematik betrifft allerdings auch andere Wintersportgeräte. Der Ski- und Snowboardbelag besteht ebenfalls aus Kunststoff. So ist es leider mittlerweile Mode geworden, einen Steinski im Keller zu haben – für schlechte Bedingungen! Das ist wohl Frevel an der Natur und am Material.

Weitere Informationen zum Thema Mikroplastik und Bergsport gibt es auch in Folge 27 unseres Bergpodcasts.