
War dieser Sommer denn jetzt der Sommer deines Lebens?

Es war auf jeden Fall ein sehr spannender und turbulenter Sommer für mich! Ich war, glaube ich, in einer Saison noch nie so viel Bergsteigen und bin noch nie so oft mit öffentlichen Verkehrsmitteln Richtung Berge gefahren wie dieses Jahr.

Und ihr seid ja auch durch ziemlich spektakuläre Landschaften gelaufen – auch wenn all das im Zeichen des Klimawandels stand, der überall spür- und sichtbar war. Hat das deinen Blick auf die Berge verändert?

Auf jeden Fall. Dass der Klimawandel existiert, war mir natürlich auch vor der Serie bewusst. Auch zum Beispiel durch die Vergleichsbilder von Gletschern, die man oft sieht und natürlich durch das eigene unterwegs Sein in den Bergen. Spannend war aber, mit den Leuten vor Ort zu sprechen, die die Veränderung teilweise seit vielen Jahren hautnah mitbekommen. Und das dann alles gleichzeitig mit eigenen Augen zu sehen, das war schon sehr eindrücklich.

Welches Bild ist bei dir da am stärksten hängengeblieben?

Unser Besuch auf der Jamtalhütte bei Gottlieb Lorenz. Die vielen Vergleichsbilder und seine unglaublich emotionale Erzählung des Themas haben mich sehr berührt. Die Erfahrung, dann auf der Dreiländerspitze zu stehen und in die Täler zu blicken, über die wir am Vortag gesprochen hatten und zu sehen, dass eigentlich nicht mehr viel von den Gletschern übriggeblieben ist, war zum einen sehr eindrücklich, aber auch sehr traurig.

Was macht das mit deiner Lust in die Berge zu gehen?

Es schwingt einfach sehr melancholisch mit, meine Lust darauf, in die Berge zu gehen, schmälert es aber nicht. Ich glaube, wir müssen uns einfach mit den Veränderungen, die wir selbst heraufbeschworen haben, konfrontieren und akzeptieren, dass sich die Bergwelt verändert und unser Möglichstes dazu tun, diese Veränderungen noch zu begrenzen, soweit es geht. Beim Bergsport ist es eben gerade die Anreise, die die meisten Emissionen verursacht, und da können wir gut ansetzen.

Dafür hast du jetzt im Sommer ja den Grundstein gelegt. Bei den Touren für "Sommer meines Lebens" hast du nur ein Drittel der Emissionen ausgestoßen, die du bei der Anreise mit deinem Bus ausgestoßen hättest. Wie ist dein Fazit: bleibst du bei den Öffis?

Auf jeden Fall! Ich war, muss ich ehrlich zugeben, schon sehr skeptisch dem Thema gegenüber. Zuvor bin ich fast nie mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Berge gefahren, weil ich eigentlich der Meinung war, dass das nicht gescheit funktioniert – die Bahn kommt sowieso immer zu spät. Ich war mir sicher ich würde mit erhobener Hand rausgehen und sagen können „guck, ich habe euch gesagt, es ist nicht umsetzbar“. Stattdessen habe ich gemerkt, dass es wahnsinnig gut geht. Da war ich wirklich überrascht!
Und doch gehört das Van Life für mich schon auch ein bisschen dazu. Gerade beim Klettern und wenn man mal länger im Urlaub unterwegs ist, werde ich sicher auch auf meinen Bus zurückgreifen. In der restlichen Zeit versuche ich alles, was realistisch machbar ist, dann auch mit den Öffis zu machen.
Mein persönliches Highlight war auch, im Bordrestaurant ein Bier trinken zu können, ohne nach einem langen Tag an der frischen Luft noch hinterm Steuer sitzen zu müssen.

Mit deiner Erfahrung aus dem Sommer: Wo hapert es noch am meisten, wenn es darum geht, die Öffentlichen Verkehrsmittel zur Selbstverständlichkeit im Bergsport zu machen?

Ich glaube, ganz oft ist die Erreichbarkeit spezieller Ziele das Problem. Also wenn man eine bestimmte Tour unbedingt machen möchte und genau da gibt es keine passende Verbindung. Aber auch da sollte man sich Gedanken machen, vielleicht ein bisschen flexibler planen oder sich fragen, ob es wirklich unbedingt dieses Ziel sein muss. Dass es natürlich doch immer mal zu Wartezeiten kommen kann, das schreckt sicher auch viele Leute ab. Auch wenn ich diesen Sommer die Erfahrung gemacht habe, dass es wirklich richtig gut lief. Und wir haben eben Sachen gemacht, die sich durch die öffentliche Anreise einfach angeboten haben.

Hast du selbst noch eine Öffi-Tour im Kopf, die du richtig gern mal machen würdest?

Ich habe jetzt kein ortsgebundenes Ziel, aber ich würde die öffentliche Anreise gern auf zwei Aspekte ausweiten: Bisher waren wir wandern und bergsteigen, aber mich würde schon auch eine größere, längere Klettertour reizen. Und das ganze dann auch mal im Winter ausprobieren. Gerade mit Ski dürften sich gut auch Überschreitungen anbieten mit Hüttenübernachtung.

Gibt es etwas, das du in Gedanken an den Sommer deines Lebens noch loswerden möchtest?

Ich glaube, das wichtigste Statement ist: einfach mal was ausprobieren. Und das vielleicht auch nicht nur einmal, sondern ein paar Mal und sich nicht direkt von einer schlechten Erfahrung abschrecken zu lassen. Man muss sich ein bisschen umgewöhnen, auch für mich war es anfangs eine Umstellung, aber ich habe mich einfach überraschen lassen und am Ende hat es funktioniert und ich habe einmalige Erinnerungen mitgenommen.
Schon gewusst?
190 Kilogramm CO2, also rund zwei Drittel der Emissionen, die eine Anreise mit seinem Camper verursacht hätte, konnte Markus bei seinen vier Öffi-Touren bisher einsparen.