Anfangs klickern nur ein paar lose Steine über den Fels. Doch plötzlich lösen sich mächtige Felsbrocken und stürzen mit gewaltigem Krach hinunter ins Wimbachtal – das eindrucksvolle einminütige Handyvideo flitzte Anfang August durch die soziale Medienlandschaft (zum Beispiel auf dem Instagram-Account der Sektion Berchtesgaden). Beruhigend ist, dass der filmende Wanderer die Zeichen erkannt und seinen Weg nicht fortgesetzt hatte.
Schätzungsweise 4.000 Kubikmeter Fels und Geröll donnerten im Nationalpark Berchtesgaden, am Südende des Watzmann-Massivs in ungefähr 1700 Metern Höhe talwärts. Und das zur Hauptsaison, am Beginn der bayerischen Sommerferien. Ein Wanderer wurde leicht verletzt, die Bergwacht flog 20 Personen aus, die sich oberhalb der verschütteten Stelle befanden und nicht weiterkamen.
Übergang zum Steinernen Meer nicht möglich
Der Weg ist unpassierbar und bis auf weiteres gesperrt – auch weil immer noch Felsstürze möglich sind und Lebensgefahr besteht. Davon betroffen sind die Wege mit den Nummern 419, 411 und 421, die sich unterhalb der Trischübelalm vereinen. Nach ersten Erkenntnissen kam der Felssturz vom Hirschwieskopf, oberhalb des Abzweiges Richtung Watzmann-Südspitze. Die übliche Abstiegsroute der Watzmannüberschreitung ist somit derzeit weiterhin machbar. Der gesperrte Steig zwischen der Wimbachgrieshütte und dem Trischübelsattel ist ein beliebter Übergang zum Steinernen Meer und für Wandernde mit den Zielen Kärlingerhaus oder Ingolstädter Haus. Das Gebiet sollte laut der Nationalparkverwaltung weiträumig gemieden werden, es ist nicht möglich, die Gefahrenstelle einfach zu umgehen. Wer Unterstützung bei der Planung benötigt, kann sich auch an die Alpine Auskunft der Sektion Berchtesgaden wenden, Tel.: 08652/9764615 (Mo-Fr von 16-19 Uhr).
Felssturzgefahr – wie verhalte ich mich?
Die Ursache des Felssturzes wird nun geologisch untersucht. Klar ist: Heutzutage ist es wichtiger denn je, bei der Tourenplanung vorab mögliche Wegsperrungen zu checken und wachsam durch die Berge zu gehen. Denn Steinschläge, Felsstürze und Extremwetterereignisse werden häufiger. Als Bergsportler*innen müssen wir unsere Tourenplanung und unser Verhalten unterwegs anpassen.
Ein paar Tipps:
Aktuelle Bedingungen checken: Das Tourenportal alpenvereinaktiv.com kann helfen, Wegsperrungen und gefährliche Abschnitte herauszufinden. Bei der Kartenansicht hierzu den Layer "Hinweise und Sperrungen" aktivieren.
Wachsam unterwegs sein: Auf kürzlich abgebrochenes Geröll auf dem Weg achten. Das erkennst du daran, dass die Bruchstellen frisch und das Gestein noch nicht bewachsen ist. Auch Verletzungen an Baumrinden können auf einen Steinschlag hinweisen. Vorsicht auch auf und unter Schotterhalden. Wenn diese kaum bewachsen sind, sind sie noch aktiv.
Zügig durch gefährliche Bereiche: Querst du steile Rinnen und Schutthalden oder läufst am Fuße von Wänden mit lockeren Gestein, solltest du nicht rasten und deinen Weg mit Bedacht fortsetzen.
Ausweichen oder Abbrechen: Bei Anzeichen eines Steinschlags sollte der Weg nicht fortgesetzt werden. Vielleicht können auch sichere Ausweichmöglichkeiten genutzt werden.
Schutz suchen: Deckung findest du hinter größeren Felsen oder Bäumen – wenn sie in der Nähe und sicher erreichbar sind. Kauere dich hin und schütze den Kopf mit dem Rucksack.
Helm aufsetzen: Auf gefährdeten Wegen solltest du einen Helm aufsetzen. Zumal Steine auch von anderen Wandernden über dir losgetreten werden können.
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