Offenes, feuchtes Grasland mit vereinzelten Büscheln und einem bewaldeten Hang links, unter einem wolkigen Himmel. Im Hintergrund sind sanfte Hügel zu sehen.
Das "DAV-Moor" im oberbayerischen Brucker Moos. Foto: DAV/Dominik Birnbacher
JDAV Knotenpunkt

Ein Moor fürs Klima

Der Deutsche Alpenverein will bis 2030 klimaneutral werden – und vernässt dafür ein Stück Moor im oberbayerischen Brucker Moos. Der Leiter des Klimaschutzteams im DAV Dominik Birnbacher erzählt über die Hintergründe des Projekts - und warum Moore dem Klima helfen, ihm aber auch schaden können.

Was hat den DAV dazu bewogen, ein Stück Moor zu betreuen?

Wir wollen unsere Klimaschutzstrategie umsetzen, also bis 2030 klimaneutral werden. 2021 haben wir uns auf den Ansatz geeinigt: vermeiden vor reduzieren vor kompensieren. Wir wissen aber auch, dass wir gewisse Restemissionen haben werden, die wir für den gesamten DAV ausgleichen müssen. Moore sind eine Möglichkeit, CO2 zu binden – mit diesem Pilotprojekt wollen wir herausfinden, welchen Beitrag die Wiedervernässung von Mooren leisten kann.

Wie ist das Projekt organisiert?

Mit dabei haben wir den Projektpartner CO2-Regio, eine gemeinnützige Unternehmergesellschaft. Sie hat die Flächen für das Moorprojekt im Brucker Moos bei Aßling über einen Zeitraum von dreißig Jahren von den Grundstückseigentümer*innen gepachtet und dadurch die Rechte für die geplanten Wiedervernässungsmaßnahmen erworben. Als DAV beteiligen wir uns an der Finanzierung, wir starten mit 3,3 Hektar von insgesamt 21 Hektar, die weiteren Partner wie zum Beispiel die Aktion „Zukunft+“ der Landkreise München und Ebersberg haben ebenfalls Flächen gepachtet. Die wissenschaftliche Begleitung des Projekts erfolgt durch die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf.

In welchem Zustand befindet sich das Moor?

Vor über hundert Jahren wurde das Moor durch menschliche Eingriffe entwässert und anschließend landwirtschaftlich genutzt. Die Idee bei dem Projekt ist, dass trotz Vernässung die Landwirtschaft bestehen bleiben kann, sich allerdings umstellt von Intensivgrünland mit mehrmaliger Mahd und Gülleauftrag auf eine extensive Weidehaltung, was die Ansiedlung von moorspezifischen Tier- und Pflanzenarten begünstigt. Da viele entwässerte Moorflächen in privatem Besitz sind und landwirtschaftlich genutzt werden, ist es wichtig, gemeinsame Lösungen mit Landwirt*innen zu finden und sie von Wiedervernässungsmaßnahmen zu überzeugen. Dies gelingt meist besser, wenn die Fläche auch weiterhin landwirtschaftlich nutzbar bleibt.

Wie funktionieren Moore als CO2-Speicher?

Am einfachsten ist es wahrscheinlich, sich ein intaktes, also mit Wasser gesättigtes Moor vorzustellen. Ein solches Moor zieht beträchtliche Mengen an CO2 aus der Atmosphäre und speichert dieses in Form von Kohlenstoff im so genannten Torfboden. Wissenschaftliche Studien gehen hier im Schnitt von zwanzig Tonnen CO2 aus, die pro Hektar gespeichert werden, je nach Gegebenheiten können es auch mehr oder weniger sein. Durch den hohen Wasserspiegel wird verhindert, dass Sauerstoff in den Boden eindringt und den dort gespeicherten Kohlenstoff zersetzt, was wiederum zur Freisetzung von CO2 führen würde.

Vernässte Moore sind wie ein CO2-Safe

Welche Folgen hat eine Entwässerung?

Durch aktive Entwässerung wurde der Wasserspiegel auf vielen Moorflächen in der Vergangenheit oft bewusst stark abgesenkt, um die Fläche beispielsweise durch Torfabbau oder Landwirtschaft nutzbar zu machen. Dadurch tritt genau der Effekt ein, dass Sauerstoff in den Boden eindringt und das dort befindliche organische Material unter Bildung von CO2 zersetzen kann und dem Klima schadet. Eine Wiedervernässung ist wie eine Versiegelung und ein CO2 Safe.

Wie können die Mitglieder des DAV bei der Erhaltung des Moores mithelfen?

Die Beteiligung der Mitglieder und Sektionen am Moorschutzprojekt ist uns ein großes Anliegen. Neben dem Klima- und Naturschutz Nutzen bieten derartige Projekte auch ein großes Potential für Umweltbildung. Ich könnte mir vorstellen, dass wir zusammen mit den Projektplanern von CO2-Regio konkrete Mitmachaktionen bei der Umsetzung der Wiedervernässung organisieren oder Führungen anbieten. Und natürlich wollen wir auch regelmäßig über unsere Kommunikationskanäle über das Projekt und den Fortschritt berichten.

Warum wurde das Geld in ein Moor investiert und nicht in ein Projekt, das in einem direkten Zusammenhang mit den Bergen steht?

Moore aus Klimaschutz-Sicht fanden wir spannend. Es gab allerdings nicht viele Möglichkeiten, in konkrete Projekte einzusteigen. Mit CO2-Regio hatten wir unkompliziert die Möglichkeit, uns an einem regionalen Projekt zu beteiligen. Es wird aber nicht das eine DAV-Ausgleichsprojekt bleiben, allein um die Vielfalt unserer Sektionen innerhalb Deutschlands einzubinden. Wir sehen es als Einstieg, um Erfahrungen zu sammeln, aber nicht als die eine Lösung für den Ausgleich. Gerne würden wir auch noch andere Projekte starten, möglicherweise auch ein Waldprojekt oder andere naturbasierte Lösungen. Wir wünschen uns natürlich auch Projekte mit Bergnähe, das Relevanteste war nämlich auch bei der Befragung der Sektionen der regionale Bezug. Internationale Kompensationsprojekte im globalen Süden sehen wir aktuell eher kritisch. Dabei ist die Frage, welche Möglichkeiten haben wir? Wir wollten gerne mit einem konkreten Projekt starten.

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