Badener Wand wird gesperrt
Kletterverbot am Battert ab Januar 2023
07.11.2022, 08:39 Uhr
Der Battert im Nordwesten des Schwarzwalds ist ein beliebtes Klettergebiet, viele traditionsreiche Routen befinden sich hier an der Badener Wand. Um die dortigen Nistplätze des Wanderfalken zu schützen, hat das Regierungspräsidium Karlsruhe beschlossen, die Wand für Kletternde zu sperren. Der Landesverband Baden-Württemberg des DAV hatte sich bis zuletzt dafür eingesetzt, naturverträgliches Klettern weiterhin zu ermöglichen.
Im Jahr 2004 kehrten die Wanderfalken zurück an die Badener Wand. Im Jahr 2020 wurden immerhin drei ausgeflogene Jungfalken gezählt. Sind die Kletter*innen dafür verantwortlich, dass sich am Battert der Wanderfalke eher spärlich fortpflanzt, wie das Regierungspräsidium Karlsruhe unterstellt?
Aktuell: Sperrung der Badener Wand beschlossen
Das Regierungspräsidium Karlsruhe hat am 9.11.2022 entschieden, die komplette Badener Wand ab Januar 2023 für Kletternde zu sperren. Das Kletterverbot gilt zunächst für fünf Jahre.
Ganzjährige Sperrung ist überzogen
Neben dem Arbeitskreis Klettern und Naturschutz (AKN), der seit 30 Jahren am Battert aktiv ist, hält auch der Landesverband Baden-Württemberg des Deutschen Alpenvereins (DAV) eine ganzjährige Sperrung der Badener Wand für überzogen – und aus Gründen des Naturschutzes nicht für notwendig. In Baden-Württemberg gilt seit 1990 die Regel, dass während der Brutzeit von Falken oder Uhus an den betreffenden Felsen von Anfang des Jahres bis Ende Juli nicht geklettert werden darf. Dieser Grundsatz wurde nun von der Landesbehörde übergangen. „An der Badener Wand geht es um mehr als einen Kletterfelsen. Die Vereinbarkeit von artenschutzrechtlichen Interessen und klettersportlichen Bedürfnissen steht in Baden-Württemberg vor der Zerreißprobe“, sagt Dieter Porsche, Vorsitzender vom Landesverband Baden-Württemberg.
In Zusammenarbeit mit den Ehrenamtlichen vor Ort hatte der DAV dem Regierungspräsidium Vorschläge unterbreitet, wie sowohl die Wanderfalken besser geschützt als auch Kletterrouten weiterhin offengehalten werden können. Diese Vorschläge wurden nicht akzeptiert.
Dabei setzte sich der DAV für eine zeitliche Sperrung der gesamten Badener Wand in dem landesweit üblichen Zeitraum vom 1.1. bis 31.7. ein. Bisher wurde nur ein Teil der Wand gesperrt. Das Ende der Sperrzeit sollte jeweils an den Brutverlauf angepasst werden, wie es auch andernorts der Fall ist.
Was ist der Grund für den geringen Bruterfolg?
Um die Kletterrouten an der Badener Wand in diesem Zeitraum stillzulegen, sollten die unteren Kletterhaken verschraubt werden, so dass sie nicht benutzt werden können. Außerdem wollten sich die Ehrenamtlichen der lokalen Vereine an der Kontrolle beteiligen und Kletter*innen über die Notwendigkeit der Sperrung informieren. Ein Monitoring sollte eingerichtet werden, um den Erfolg der Maßnahmen zu überprüfen – und Ursachen für die geringen Bruterfolge aufzuspüren. In anderen Gegenden konnten mittels Wildkameras Füchse und Uhus entdeckt werden, die die Nistplätze der Wanderfalken ausgeraubt hatten.
Die Vorschläge von AKN und DAV stützten sich auch auf ein Gutachten der Vogelwarte Radolfzell, das im Auftrag des Regierungspräsidiums erstellt wurde.
Klettern und Naturschutz in Einklang bringen
Wie kann sich der DAV als Naturschutzverband gegen die Sperrung zum Schutz der Wanderfalken aussprechen?, fragen viele. Die Antwort: Das kann er nicht - und tut es nicht. "Wir verschließen uns nicht vor einer Sperrung an sich, aber die Art und Weise wie es am Battert läuft, ist für uns nicht nachvollziehbar. Die Gründe für den unterdurchschnittlichen Bruterfolg sind nicht fachlich fundiert belegt", erklärt Ulrich Berkmann, Experte für naturverträgliches Klettern, die Position des DAV. Das vom Regierungspräsidium aufgeführte Gutachten werde sehr einseitig ausgelegt und ein zu Beginn des Gutachtens formuliertes Ziel, nämlich die Verhältnismäßigkeit einer Vollsperrung zu bewerten, werde abschließend nicht diskutiert. Grundsätzlich zeigen alle anderen Sperrungen für den Wanderfalken in Deutschland, dass eine temporäre Sperrung während der Brutzeit ausreicht. Auch ob natürliche Feinde wie Fuchs, Marder oder Waschbär die Ursache sein könnten, wurde am Battert nicht untersucht – obwohl die Brutnische des Wanderfalken am Battert für die Arten zugänglich ist.
"Dazu kommt, dass die von uns vorgeschlagenen Schutz- und Kontrollmaßnahmen, die sich in anderen Regionen Deutschlands bewährt haben, vom Regierungspräsidium nicht umgesetzt wurden", kritisiert Berkmann. Und weiter: "Unser primäres Ziel ist der Schutz und Erhalt des Lebensraum Battert für den Wanderfalken. Unser zweites Ziel ist der Erhalt der Klettermöglichkeit Battert. Und unser drittes Ziel, die beiden zuvor genannten Ziele miteinander zu verbinden. So wie in vielen anderen Klettergebieten Deutschlands, z. B. auch im Nationalpark Sächsische Schweiz, also in einem Gebiet mit dem höchstem naturschutzrechtlichen Schutzstatus, den es in Deutschland gibt. Warum geht es nicht am Battert?"