
Es gibt diesen Spruch: Der beste Kletterer der Welt ist der, dem es am meisten Spaß macht. Wenn das zutrifft, dann bist du wahrscheinlich auch in fünfzig Jahren noch der Beste.

Es klingt vielleicht banal, aber mir macht Klettern einfach immer noch wahnsinnig viel Spaß. Und ich habe nicht das Gefühl, dass das irgendwann nachlässt.

Diese große Begeisterung ist ja einer der Aspekte, warum deine Videos so sehenswert sind. In der einen Geschichte bekommst du Besuch von einem Spitzenkletterer, der eine 9a wiederholen will, die du in jungen Jahren erstbegangen hast. Du wartest im Auto, dass er einsteigt und siehst so glücklich aus wie ein frisch verliebter Teenager auf einem Date mit seinem Schwarm - und dann ist es nur ein Kerl mit Brille...

Vielleicht ist aber genau das mein größtes Talent, eben diese Begeisterung fürs Klettern. Ich könnte mir nicht vorstellen, Profisportler in einer anderen Disziplin zu sein: Dieses regelmäßige Training, das die da machen, das muss sich doch immer gleich anfühlen. Beim Klettern ist jede Route anders. Jedes Mal ist es so aufregend, den Fels zu spüren, diese Verbindung meiner Fingerspitzen mit dem Fels, danach bin ich süchtig.

Andere Sportarten - das bringt uns zu den Olympischen Spielen. Solche Großereignisse stehen heute oft unter unglücklichen Vorzeichen, denken wir nur an die Fußball-WM in Katar oder die Winterspiele in Sotschi. Aber Olympia in Paris, darauf kann man sich wirklich mal freuen.

Außerdem ist Frankreich eine Kletternation, Klettern ist dort ein Teil der Kultur! Ich habe hart für die Qualifikation trainiert.

Siehst du deswegen so "skinny" aus, wegen des besonders harten Trainings?

Das könnte am Haarschnitt liegen (lacht)! Mein Gewicht schwankt immer ein bisschen, das ist bei mir aber normal.

Wir haben uns kennengelernt, als ich einen Film über Heinz Zak gedreht habe. Du hast erzählt, wie du als kleiner Junge stundenlang in diesem Rockstars-Bildband von Heinz versunken bist, immer hast du ein Bild von Wolfgang angeguckt. Er war dein Idol, du wolltest so sein wie er. Wie war es für dich, als du selbst zum Vorbild wurdest?

Das kam ziemlich früh, mit 14 oder 15. Am Anfang war es schrecklich, ich war wirklich sehr, SEHR schüchtern. Ich musste mich einfach daran gewöhnen und das war sehr positiv, weil ich vielleicht zu schüchtern fürs praktische Leben gewesen wäre.
Ich habe davon geträumt, Profi zu werden, aber habe auch nicht daran gezweifelt. Ich bin einfach dem Weg gefolgt und habe es genossen. Es war keine Art von Opfer, ich tat es einfach gern. Ich war nur verunsichert, als ich auf einer Bühne stand, nachdem ich einen Wettkampf gewonnen hatte - und etwas sagen musste (lacht). Das war wirklich beängstigend.

2013 gab es einen entscheidenden Moment, als du "La Dura Dura" geklettert bist.

Da war ich mit der Schule fertig, ich hatte ein Jahr frei und habe in Flatanger "Change" erstbegangen, die weltweit erste 9b+. Das war für mich noch entscheidender, "La Dura Dura" kam ein paar Monate später.

Ich meine die Rolle von Chris Sharma, der die Route mit dir probiert hat, er war damals ja so eine Art Anführer der Freikletterbewegung. Er hat gesagt: "Ich bin so froh, dass ich früher so viel Inspiration und Energie von meinen anderen Kletterhelden bekommen habe und freue mich, wenn ich jetzt ein bisschen davon an Adam weiterreichen kann. Denn Adam ist die Zukunft des Kletterns." Damit hat er quasi das Schwert an dich weitergegeben.

Ich war sehr stolz, es war ein tolles Gefühl. Aber ich war auch wirklich glücklich, als es Chris drei Wochen später ebenfalls geschafft hat.

Du bist seit zwei Jahren Vater - viele Kletterer sagen, dass sie dadurch weniger Zeit zum Klettern haben, aber diese Zeit viel effizienter nutzen, ist das bei dir auch so?

Ich war schon immer sehr busy, ich habe neben dem Klettern noch einen Bachelor in Business-Management gemacht. In punkto Effizienz hat sich also nicht so viel geändert seit ich Vater bin. Das Leben selbst hat sich natürlich geändert, es ist großartig.

Lass uns noch einmal über Idole sprechen: Wer war oder ist als Vorbild wichtig neben Wolfgang Güllich?

Güllich war wirklich wegweisend. An den Wochenenden sind wir ja oft ins Frankenjura gefahren, wo überall seine Routen stehen. Mit sieben stand ich unter "Action Directe" und dachte: "Wow, das will ich eines Tages auch machen." Und mit 15 habe sie geklettert, das war natürlich ein sehr wichtiges Ereignis für mich. Dann gab es noch Tomáš Mrázek, er trainierte in derselben Stadt wie ich und wurde 2003 Weltmeister. Die ausländischen Topkletterer hatten Physiotherapeuten und Trainer, das hatten wir in Tschechien natürlich nicht. Aber Tomáš hat mir gezeigt, dass man vor allem eines braucht: Motivation.

Was sind deine Pläne für die Zukunft? Hast du vor, mehr alpine oder einfach längere Routen zu klettern?

Ich denke, es wird noch ein paar Jahre dauern, bis ich Zeit für etwas wirklich Alpines habe. Und ob es mir wirklich Spaß macht, in größerer Höhe aktiv zu werden?
Ich weiß nicht, ich klettere wirklich gerne - einen Monat lang im Basislager sitzen, bis das Wetterfenster kommt, das klingt nicht so wahnsinnig aufregend...

Wie geht es dir als öffentliche Figur? Auf der einen Seite wollen die Leute ständig Autogramme, Selfies, Interviews und so, auf der anderen hast du auch selbst einen ziemlichen Medienapparat um dich herum aufgebaut, was ja auch bedeutet, dass ziemlich viele Leute von dir abhängig sind. Ist das nicht auch eine Last?

Solange alles gut läuft, eigentlich nicht. Aber es ist auch meine Entscheidung, diesen Weg zu gehen und dieses ganze Team um mich herum aufzubauen und nicht nur professioneller Kletterer zu sein, sondern auch etwas zu produzieren, von dem ich denke, dass es einen Wert hat. Bei meinem YouTube-Kanal glaube ich schon, dass wir Videos machen, die die Leute wirklich inspirieren. Aber falls ich eines Tages keine Lust mehr habe, kann ich immer noch meinen Lebensunterhalt als Profikletterer verdienen. Außerdem ändern sich die Zeiten, ich bin jetzt Vater eines fast zweijährigen Sohnes und möchte mein Leben so gestalten, dass ich einerseits meine Kletterträume verfolgen, aber gleichzeitig viel Zeit mit der Familie verbringen kann.
Top-Begehungen
2017: Silence (9c), Flatanger/Norwegen
2013: Change (9b+), Flatanger/Norwegen
2018: Supercrackinette (9a), Ventoux/Frankreich
2016: Dawn Wall (9a), Yosemite/USA