Erste offizielle Deutsche Meisterschaft im Paraclimbing – Aufbruch in eine neue Ära

- Am 4. und 5. Juli 2025 wird das DAV-Kletterzentrum Augsburg zum Zentrum des inklusiven Leistungssports: Dort findet die erste offizielle offene Deutsche Meisterschaft im Paraclimbing statt. Mit Blick auf die Paralympics 2028 und einer starken Basis im Breitensport markiert das Event einen neuen Höhepunkt in der Entwicklung des inklusiven Kletterns.

DAV-Athlet Kevin Bartke klettert im Wettkampf. Foto: DAV/Jakob Mehltretter

Anspruchsvoller Wettkampfmodus 

Die Meisterschaft orientiert sich am Modus der internationalen Weltcups: Je nach Teilnehmerzahl treten die Sportler*innen in getrennten oder zusammengelegten Klassen an. Zwar gab es bereits nationale Wettkämpfe, doch erstmals werden offizielle Deutsche Meistertitel vergeben. Dafür müssen pro Klasse mindestens zwei deutsche Athletinnen starten. 

Um die Leistungen der Kletternden mit Beeinträchtigung so fair und objektiv wie möglich zu vergleichen, gibt es unterschiedliche Startklassen. Unterschieden werden die Art und der Grad der Einschränkung. Alle Klassen gibt es für Damen und Herren. 

  • „B“ – Athlet*innen mit Sehbehinderung

  • „AL“ – Athlet*innen mit Beinamputation 

  • „AU“ - Athlet*innen mit Armamputation

  • „RP“ – Athlet*innen mit neurologischer Beeinträchtigung 

Eine Zahl hinter dem Kürzel (1-3) zeigt den Grad der Beeinträchtigung. Mit ansteigender Zahl nimmt der Grad der Beeinträchtigung ab. Alle Routen werden mit Toprope-Sicherung geklettert. 

Zusätzlich zu den international üblichen Paraclimbing Wertungsklassen wird es bei der DM in Augsburg auch eine Offene Wertungsklasse (Open Class) geben. In dieser Wertungsklasse nehmen Personengruppen ohne gültige Klassifizierung oder mit der Klassifizierung „NE“ oder „NE-MIC“ (= not eligible/nicht bewertbar) teil.  

Insgesamt wird es vier Qualifikationsrouten und drei Finalrouten geben. Pro Klasse werden zwei davon im Flash-Format geklettert – das bedeutet, die Athlet*innen kennen die Routen vorab. Die besten von ihnen ziehen in das Finale ein, das im Onsight-Modus ausgetragen wird – also mit einer nur 6-minütigen gemeinsamen Besichtigung. Dort wartet jeweils eine Finalroute pro Klasse. 

Die Wertung erfolgt nach Höhe: Wer am höchsten klettert, gewinnt. Bei Punktgleichheit entscheiden sekundäre Kriterien. 

Der Eintritt zur Meisterschaft ist frei – Zuschauer*innen sind herzlich willkommen! 

Der Zeitplan (vorläufig): 

Freitag, 04. Juli – Klassifizierung der Athlet*innen 
Vor dem Wettkampf werden die Teilnehmenden offiziell klassifiziert – dabei geht es um die Ermittlung der individuellen Einschränkungen mittels Interviews und motorischer Tests (Kraft, Beweglichkeit, Koordination).

Samstag, 05. Juli – Wettkampftag für alle Klassen 

  • 10:00 Uhr: Start der Qualifikationsrunden

  • 18:00 Uhr: Finalrunden 

  • anschließend: Siegerehrung 

Veranstaltungsort: DAV-Kletterzentrum Augsburg 

Datum: 4. und 5. Juli 2025 

Mehr Infos:  

Paraclimbing wird paralympisch – der Blick nach Los Angeles 2028 

Ein weiteres Highlight wirft bereits seine Schatten voraus: Bei den Paralympischen Spielen 2028 in Los Angeles wird Paraclimbing erstmals Teil des offiziellen Programms sein – ein historischer Schritt für die Klettergemeinschaft weltweit. Bei den Herren finden die Wettkämpfe in den Klassen RP1, AU2, B1 und AL2 statt, bei den Damen in den Klassen RP1, AU2, B2 und AL2. Zwei deutsche Athleten, Kevin Bartke (AU2) und Korbinian Frank (RP1), gehören bereits dem erweiterten Paralympics-Kader in diesen Klassen an. 

DAV-Bundestrainer Paraclimbing Christoph Reichert sagt dazu: „Der DAV blickt mit Spannung und Optimismus auf die Paralympics. Wir haben viele Athlet*innen mit gutem Potenzial, die durchaus die Möglichkeit haben, sich zu qualifizieren und dann vielleicht sogar aufs Podium zu klettern. Die Spiele geben der gesamten Entwicklung des Sports auch nochmal einen Schub. Wir gehen davon aus, dass es Sogeffekter auf Kletter*innen geben wird, die bisher auf Wettkämpfe verzichtet haben, was den Zulauf zu den paralympischen Klassen noch steigern wird. Um das aufzufangen, arbeiten wir daran, die Förderungen für das Paraklettern zu optimieren: Zusammen mit dem DBS wollen wir den Sportler*innen ab dem kommenden Jahr offizielle Sporthilfeförderung über Bundesmittel zur Verfügung stellen, um so den Sport voranzutreiben.“ 

Inklusion im DAV: Paraclimbing als gelebter Breitensport 

Nicht nur im Spitzensport, sondern auch im Alltag wird inklusive Kletterkultur im DAV großgeschrieben. In vielen DAV-Sektionen deutschlandweit existieren inklusive Klettergruppen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Klettern stärkt Kraft, Koordination und Selbstbewusstsein – Eigenschaften, von denen insbesondere Menschen mit Behinderung profitieren. 

Der DAV bietet seit knapp zehn Jahren eine eigene Trainerausbildung für das Klettern mit Menschen mit Behinderung an. Über 80 engagierte Trainer*innen sind deutschlandweit aktiv. Die inklusive Kletterhalle in Bad Aibling, die erste ihrer Art, ist Vorbild für barrierefreies Klettern in Deutschland. 

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