Die Deutschen Meisterschaft im Lead-Klettern war der krönende Abschluss der DAV-Wettkampfsaison 2025 und zeigte hochklassigen Sport, spannende Duelle und eine mitreißende Atmosphäre.
Finale: Favoriten setzen sich durch
Herren
Zum Finale ist die sparkassendome DAV-Kletterwelt in Neu-Ulm gut gefüllt. Den Auftakt machen die acht besten Herren aus dem Halbfinale. Die Finalroute in Gelb und Schwarz-Weiß an der linken Hallenseite startet dynamisch: Ein kleiner „Rainbow Rocket“-Sprung führt gerade nach oben an einen Henkel, bevor die Linie nach links in den Überhang zieht – kraftvoll, ausdauernd und mit anspruchsvollen Zügen an schlechten Griffen bis zum Top.
Jonas Ecker (Sektion Frankenthal) ist der Erste, der im Finale an die Wand tritt – und das zum allerersten Mal bei einer Deutschen Meisterschaft. Er startet selbstbewusst, klettert flüssig und findet schnell in seinen Rhythmus. Doch bei Wertung 30 öffnet sich sprichwörtlich die Tür – und Jonas kippt aus der Wand. Am Ende reicht es zu Rang vier. Philipp Göthert (Sektion Rheinland-Köln), amtierender Westdeutscher Meister im Lead und mit 24 Jahren der Erfahrenste im Finale, klettert souverän und zügig zum Sprung – und arbeitet sich anschließend kraftvoll bis zur Wertung 41 weit nach oben und zur Bronzemedaille.
Tragisch endet das Finale für Nick Dzierzawa (Sektion Heilbronn) – mit 16 Jahren der Jüngste im Finale und zum ersten Mal bei einer DM dabei. Er übersieht die zweite Expresse, clippt sie nicht – und muss die Wand mit einer Wertung von 9 verlassen. Ole Reusch (Sektion Darmstadt-Starkenburg), Hessischer Vizemeister im Lead, zeigt einen starken Auftritt. Doch bei einer Wertung von 28 (6. Platz) ist für ihn Schluss.
Letztes Jahr hat Finn Altemöller (Sektion Rheinland Köln) das Podium knapp verpasst. Dieses Jahr klettert er in auffälliger Leopardenhose. Er schafft es bis zur Wertung 27, damit Platz fünf für ihn. Erik Pollak (Sektion Wetzlar) startet kontrolliert bis zum Sprung und klettert souverän weiter. Mit beeindruckender Fußarbeit setzt er sich mit einer Wertung von 41 zunächst an die Spitze und sichert sich seine erste Medaille bei einer DM. Am Ende steht für ihn Silber zu Buche.
Für eine Überraschung sorgt Otto Reiter (Sektion Mannheim). Der Drittplatzierte der letzten Deutschen Meisterschaft und Süddeutsche Meister 2025 zögert am Sprung – und fällt völlig unerwartet von der Wand. Nach einer starken Qualifikation und einem überzeugenden Halbfinale beendet ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit seine Medaillenträume. Yannick Nagel (Sektion Mannheim), 19 Jahre, geht schließlich als letzter und klarer Favorit an die Wand. In vier von sechs Weltcups hat er 2025 die Halbfinals erreicht. Jetzt bei der DM klettert der Sportsoldat souverän und zeigt besonders im oberen Drittel, wo es für viele schwer wird, seine Stärke: Er hält die Spannung in den letzten harten Zügen und zieht an allen Konkurrenten vorbei. Erst knapp unter dem Top-Griff kommt er nicht mehr weiter, mit einer Wertung von 46 sichert er sich den Sieg – und ist damit der neue Deutsche Meister.
Das Podium der Herren:
Yannick Nagel (Sektion Mannheim)
Erik Pollak (Sektion Wetzlar)
Philipp Göthert (Sektion Rheinland)
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Damen
Die Route der Damen ist anspruchsvoll und vielseitig. Sie beginnt mit einem Stütz am Anfang, gefolgt von zahlreichen Kreuzzügen und physischen Elementen – insgesamt sehr ausdauernd. Nach einem kleinen Sprung führt die Tour in den Überhang mit vielen Untergriffen und schließlich in einen Quergang, der einen "Campus-Move" erfordert. Dabei hängen die Kletterinnen mit frei baumelnden Füßen in der Wand – ein besonders spektakulärer Abschnitt.
Die 16-jährige Filippa Knoll (Sektion Mainz) macht den Anfang. Bei ihrer ersten Deutschen Meisterschaft cruist sie souverän die unteren Meter der Wand hinauf, meistert den Sprung und setzt ihren Weg in den Überhang und den Quergang unter dem Dach fort – sehr beeindruckend. Sie erreicht die Wertung 45+, was ihr am Ende Platz sieben einbringt. Lena Gross (Sektion Generation Rocklands), ebenfalls erst 16 Jahre alt und Hessische Meisterin im Lead, belegte letztes Jahr Platz acht bei der DM. Die starke Boulderin kommt gut mit den maximalkräftigen Zügen der Route zurecht. Entspannt klettert sie durch die ersten Meter der Wand, meistert den Sprung locker und kämpft sich durch die überhängende Traverse nach links. Sie kommt bis Wertung 42 – das ist Platz acht für sie.
Paula Mayer-Vorfelder (Sektion München Oberland) ist mit 15 Jahren die jüngste im Feld und bestreitet ihre erste Lead-DM bei den Damen. Die Jugend-Europameisterin im Bouldern 2025 klettert souverän durch die unteren Wandteile. In der langen Querung gerät sie kurz in Schwierigkeiten, kann sich aber halten. Danach muss sie kämpfen und tropft schließlich mit der Wertung 47+ aus der Wand – der 6. Platz am Ende. Nach einer Schulterverletzung ist Roxana Wienand (Sektion Darmstadt-Starkenburg) wieder am Start. Die erfahrene Athletin war bereits 2020 Deutsche Meisterin im Lead. Souverän klettert sie bis zum Sprung und darüber hinaus und geht kurzzeitig mit der Wertung 49+ in Führung. Am Ende reicht es jedoch nur für Platz vier.
Annika Müller (Sektion Augsburg) musste dieses Jahr eine Knieverletzung überwinden. Die Bayerische Meisterin gerät beim Clippen im Quergang kurz in Schwierigkeiten, doch sie kämpft sich weiter in den Medaillenbereich. Sie fällt bei 49+ und kann sich dank ihres Halbfinalergebnisses am Ende vor Roxana Wienand auf Platz drei setzen. Mia Guttenberger (Sektion Tölz), 2024 schon Sechste im DM-Finale, klettert auch dieses Jahr locker bis zum Sprung und durch den Überhang. Auf dem Weg zum Campus-Move findet sie kreative Lösungen. Beim Clippen im Überhang gerät sie kurz in Schwierigkeiten und fällt schließlich bei der Wertung 48. Das bedeutet Platz fünf am Ende
Ronja Witt (Sektion Sächsischer Bergsteigerbund) klettert problemlos bis zum Sprung und setzt ihren Weg zügig in Richtung Überhang fort. Mit schönem Flow meistert sie den überhängenden Quergang und zieht sich mit einem Knieklemmer nach oben. Dank der Wertung 53 geht sie zunächst in Führung – doch eine Konkurrentin folgt noch. Titelverteidigerin Anna Maria Apel (Sektion München Oberland) geht als letzte Athletin an die Wand. Die Bestplatzierte aus Qualifikation und Halbfinale hat bereits eine lange Saison mit Weltcups und einer Finalteilnahme im Bouldern bei der WM in Seoul hinter sich. Trotzdem kommt sie entspannt durch den unteren Wandteil und den Quergang, meistert den Campus-Move im Überhang mit extremer Eleganz und klettert weiter nach oben. Am Ende fällt sie mit der Wertung 54+ und kann sich damit knapp vor Ronja Witt erneut den ersten Platz sichern.
Das Podium der Damen:
Anna Maria Apel (Sektion München Oberland)
Ronja Witt (Sektion Sächsischer Bergsteigerbund)
Annika Müller (Sektion Augsburg)
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Im Halbfinale nur ein einziges Top
Während die Athlet*innen am Samstag in der Qualifikation noch die Gelegenheit hatten, sich gegenseitig zu beobachten, gelten ab dem Halbfinale am Sonntag strengere Regeln: Bis zu ihrem eigenen Start müssen die Sportler*innen in der Isolation bleiben. Nur eine kurze gemeinsame Besichtigung der Routen ist vor dem Wettkampf erlaubt.
Aus dem Routenbauer-Team um Christian Bindhammer war bereits im Vorfeld zu hören, dass die Qualifikationsrouten bewusst auf Ausdauer ausgelegt waren. Im Halbfinale hingegen durften sich die Zuschauer*innen auf deutlich mehr Dynamik und spektakuläre Bewegungen freuen.
Damen
Bei den Damen zeigt sich das sofort. Die Route auf der linken Wandseite verlangt den Athletinnen alles ab. Große Sloper prägen das Bild – echte Ruhepunkte gibt es kaum. Spätestens nach dem dynamischen Sprung nach rechts auf halber Wandhöhe geraten viele Starterinnen in Schwierigkeiten. Nur die Top-Favoritinnen meistern diese Passage souverän. Doch auch im weiteren Verlauf bleibt die Route so kräfteraubend, dass keine der Sportlerinnen den Top-Griff erreicht.
Kurz scheint es, als könne Anna Maria Apel (Sektion München-Oberland) den Durchstieg schaffen, doch bei Wertung 44+ geht auch ihr die Kraft aus. Sie sichert sich damit trotzdem den Sieg vor Ronja Witt (Sektion Sächsischer Bergsteigerbund), die mit einer 34+ auf Rang zwei landet. Platz drei geht an Mia Guttenberger (Sektion Tölz) mit einer 32+.
Die kompletten Halbfinal-Ergebnisse der Damen gibt es hier.
Herren
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Herren auf der rechten Wandhälfte. Ihre Route beginnt mit kleinen Griffen, die über große Makros zu glatten, nahezu strukturlosen „no-texture“-Griffen führen – und das alles in starkem Überhang. Nur die besten Kletterer meistern die folgende Passage, die einen spektakulären „Bat Hang“ erfordert: Dabei hängen die Athleten kopfüber an den Zehenspitzen und klettern für einen Moment mit den Füßen voraus.
Yannik Nagel (Sektion Mannheim) ist der einzige Starter, dem im Halbfinale ein Top gelingt. Sein Teamkollege Otto Reiter (ebenfalls Sektion Mannheim) wirkt nach der Überkopfpassage nicht mehr ganz so locker – bei Wertung 52+ geht ihm kurz vor dem Top die Kraft aus. Den dritten Platz sichert sich Erik Pollak (Sektion Wetzlar) mit einer 45+.
Die kompletten Halbfinal-Ergebnisse der Herren gibt es hier.
Zum Replay des Damen- und Herren-Halbfinals auf sporteurope.tv geht es hier.
So lief die Qualifikation:
Herren
32 Starter gehen am Samstag, den 11. Oktober, im "sparkassendome" in Ulm an den Start. Der Titelverteidiger Yannick Flohé ist diesmal nicht dabei. Im Livestream wird er mit den Worten zitiert: „Die Jungen sollen das dieses Mal unter sich ausmachen.“
Für die 26 Plätze im Halbfinale müssen zwei Qualifikationsrouten geklettert werden. Philipp Göthert (Sektion Rheinland Köln), Yannik Nagel (Sektion Mannheim), Erik Pollak (Sektion Wetzlar) und Otto Reiter (Sektion Mannheim) schafften es, beide Routen bis zum Topgriff zu klettern.
Mit jeweils einem Top folgen Florian Schweiger (Sektion Ringsee), Jonas Ecker (Sektion Frankenthal) und Nick Dzierzawa (Sektion Heilbrunn) auf den Plätzen fünf, sechs und sieben.
Die kompletten Quali-Ergebnisse der Herren gibt es hier.
Zum Replay der Herren-Qualifikation auf sporteurope.tv geht es hier.
Damen
Wie schon im letzten Jahr klettern die 33 Damen in der Qualifikation am Samstag eine Unisex-Route, an der sich zuvor schon die Herren beweisen mussten – die zweite Qualifikationsroute der Damen ist hingegen neu.
Ronja Witt (Sektion Sächsischer Bergsteigerbund) bleibt lange die einzige Athletin, die beide Quali-Routen bis zum Top-Griff durchsteigt. Schließlich steigt auch Titelverteidigerin Anna Maria Apel (Sektion München Oberland) in den Wettkampf ein und sichert sich das zweite Top. Die beiden sind damit die einzigen Damen, die die Unisex-Route an diesem Tag vollständig meistern.
Auf Platz drei landet Paula Mayer-Vorfelder (Sektion Mayer-Vorfelder) mit 39+ in Quali-Route 1 und einem Top in Quali-Route 2. Die Plätze vier und fünf belegen Mia Guttenberger (Sektion Tölz) und Clara-Marie Nagel (Sektion Nagel). Auch bei den Damen qualifizieren sich 26 Sportlerinnen für das Halbfinale am Sonntag.
Die kompletten Quali-Ergebnisse der Damen gibt es hier.
Zum Replay der Damen-Qualifikation auf sporteurope.tv geht es hier.
Zeitplan
Samstag, 11.10. | Sonntag, 12.10. |
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Livestream und Ergebnisse
Die Qualifikation (11.10.) und die Halbfinals (12.10.) werden live auf Sporteurope.tv übertragen. Hier geht es zum Stream: Deutscher Alpenverein: Videos • Sporteurope.TV
Die Finals werden live vom Bayerischen Fernsehen gestreamt. Der Stream wird am 12.10.2025 ab 16:55 Uhr hier zu finden sein: BR24Sport: Livestream: Deutsche Meisterschaft Lead-Klettern 2025
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