Vorrang für die einzigartige Isarlandschaft
29.03.2021, 09:00 Uhr
Gemeinsam mit zwölf weiteren Vereinen und Verbänden fordert der Deutsche Alpenverein mehr Naturschutz für die Obere Isar. Da die Konzession für die Wasserkraftnutzung durch das Walchenseekraftwerk zum 30. September 2030 ausläuft, ist jetzt der richtige Zeitpunkt für ein Positionspapier, das die Zukunft dieses Bereichs aus naturschutzfachlicher Sicht definiert.
Naturschutz an erster Stelle
Seit gut zwei Jahren haben die Organisationen unter der Koordination des bayerischen Naturschutzverbands LBV an dem Positionspapier gearbeitet, das zukünftig einen deutlich besseren Schutz der Oberen Isar, ihrer Nebengewässer sowie der Seen im Einzugsgebiet des Kraftwerks fordert. Der Naturschutz muss an erster Stelle stehen, auch wenn der Kraftwerksbetrieb dadurch eingeschränkt wird. Das Fazit: Wenn es zu einer Neugenehmigung kommt, muss der Betrieb des Kraftwerks hinsichtlich der Ökologie deutlich verbessert werden. Um hier Einfluss nehmen zu können, wollen die Organisationen am Prozess der Neukonzessionierung beteiligt werden.
Dieser Prozess muss laut der beteiligten Organisationen auf belastbaren Bewertungsgrundlagen basieren und so ein Nebeneinander zwischen künftigem Kraftwerksbetrieb und dem Erhalt der einzigartigen wildflusstypischen Lebensräume und Arten ermöglichen. Hierzu zählen auch verschiedene Szenario-Berechnungen, die die zentralen Fragen zur künftigen Mindestwassermenge und die Möglichkeiten für deutlich mehr Geschiebedynamik beantworten. Vorgaben der Wasserrahmenrichtline und der Natura 2000-Richtlinie, die heute geltendes Recht darstellen, sind zwingend einzuhalten und synergistisch zu nutzen.
Wasserkraftnutzung verändert Landschaft
In den letzten 100 Jahren haben Eingriffe zur Wasserkraftnutzung den Wildfluss und seine Auen erheblich verändert. Die umfangreichen Umgestaltungen, die für den Betrieb des Walchenseekraftwerk-Systems vorgenommen wurden, haben zu weitreichenden ökologischen Problemen geführt: Wasserknappheit, Verlust der Dynamik, Verbuschung, Verschlechterung der ökologischen Strukturen und Festlegung von Flussarmen sowie zahlreiche weitere negative Auswirkungen der Wasserkraftnutzung führen zum Verlust von seltenen, wildflusstypischen Lebensräumen und Arten und gefährden deren Erhalt. Am Walchensee selbst können sich wegen der hohen saisonalen Pegelabsenkung keine natürlichen Lebensräume für Flora und Fauna entwickeln. „Auch wenn die Bedeutung regenerativer Energien als wichtiger Bestandteil der Energiewende zunimmt, muss es das oberste Ziel sein, den einzigartigen Wildflussabschnitt künftig entsprechend der gesetzlichen Vorgaben und wesentlich besser als heute zu schützen. Nur so kann eine positive Entwicklung der europaweit geschützten wildflusstypischen Arten und Lebensräume ermöglicht werden”, so der LBV-Vorsitzende Dr. Nobert Schäffer.
Für den Vizepräsidenten des Deutschen Alpenvereins Manfred Sailer stellt die Obere Isar die letzte naturnahe Wildflusslandschaft Deutschlands dar: „Sie ist ein Teil des wertvollsten alpinen Naturerbes Deutschlands. Der Freistaat Bayern trägt Verantwortung, dass dieser Schatz erhalten wird und nicht aufgrund energiewirtschaftlicher Interessen weiter degeneriert.“
Eine Kurzzusammenfassung aller Positionen gibt es hier: www.lbv.de/presse