Zwei Menschen fahren mit Mountainbikes einen Bergtrail runter
Auch auf dem Mountainbike gilt es, Rücksicht auf die Tier- und Pflanzenwelt der Berge zu nehmen. Foto: DAV/Christian Pfanzelt

Die häufigsten Pannen und wie ihr sie behebt

Ihr seid mit eurem Mountainbike auf wilden Trails unterwegs, fühlt euch eins mit der Natur, die Zivilisation scheint Meilen entfernt. Und plötzlich ist es da – dieses unverkennbare Gefühl. Der Kontakt zwischen Reifen und Boden wird immer schwammiger und schnell ist klar: Der Trail war zu stark, der Reifen zu schwach. Platten, aber auch Ketten- oder Speichenrisse, können immer mal vorkommen und doch muss die Tour nicht gleich vorbei sein. Wer das richtige Werkzeug dabei hat, und auch noch damit umgehen kann, kann das restliche Bike-Abenteuer noch genießen.

Was ist das richtige Werkzeug?

Mit folgenden Tools könnt ihr die häufigsten Pannen beim Mountainbiken mindestens provisorisch beheben.

  • Multitool mit folgenden Werkzeugen: Inbusschlüssel (2, 2.5, 3, 4, 5, 6, 8 mm), Torx (T25), Schraubendreher (Schlitz und Kreuz), Kettennieter, Speichenschlüssel (14G, 15G)

  • Reifenheber (falls nicht am Multitool)

  • zurechtgebogenes Stück Draht zum Fixieren der Kette während des Nietvorgangs (falls nicht am Multitool)

  • Kleine Zange (Leatherman)

  • Luftpumpe

  • Ersatzschlauch und/oder Schlauchreparaturset (ob klassisches Flickzeug oder Selbstklebeflicken bleibt euch überlassen)

  • Schaltzug mit Quetschkappen

  • im Idealfall auch zwei bis drei Kettenglieder und einen neuen Nietstift

Und wie setze ich es ein?

Platten

Einen Platten kann man auch unterwegs fix reparieren – wenn man das richtige Werkzeug dabeihat. Foto: DAV/Chris Pfanzelt

So mancher Bike-Fan hat sein Rad wohl schon nach Hause geschoben. Ein platter Reifen ist der Klassiker im Radsport – ganz egal, ob Mountainbike oder Rennrad. Dabei könnt ihr bei dieser Panne leicht Abhilfe schaffen! Um euer Fahrrad wieder fahrtüchtig zu bekommen, braucht ihr eigentlich nur Reifenheber, einen Ersatzschlauch oder alternativ ein Schlauchreparaturset und eine Luftpumpe. Die meisten Laufräder sind inzwischen mit Steckachsen oder Schnellspannern befestigt, das Rad lässt sich also auch ohne weiteres Werkzeug aus dem Rahmen nehmen. Anschließend kommen die Reifenheber zum Einsatz. Ist der Mantel ab und der defekte Schlauch raus, macht es Sinn nach der Ursache zu forschen. Steckt eventuell noch ein Splitter oder ähnliches im Mantel? Dann wird euch auch ein neuer Schlauch nicht lange Freude bringen. Wenn ihr den Mantel auf spitze Gegenstände überprüft habt, kann der neue Schlauch rein. Das Ganze wird wieder auf die Felge gebracht, aufgepumpt, das Rad montiert und weiter geht’s. Um der Gefahr eines Plattens vorzubeugen, ist der richtige Reifendruck übrigens essenziell. Dieser hängt vom Fahrstil, der Reifenbreite, dem Untergrund und dem Fahrergewicht ab.

Kettenriss

Auch eine gerissene Kette kann den Spaß an der Bike-Tour nachhaltig trüben. Muss aber nicht, denn wer weiß wie, kann die Kette auch unterwegs fix reparieren. Dafür braucht ihr nur einen Kettennieter und einen Kettenspanner (alternativ ein Stück Draht). Als erstes fädelt ihr die Kette wieder durch das Schaltwerk und den Umwerfer. Das defekte Kettenglied entfernt ihr dann, indem ihr es in den Nieter legt und diesen dreht, bis die Nietspindel am Nietstift ansteht. Nun könnt ihr das defekte Glied entfernen, die Kettenenden zusammenführen und den Nietstift mit dem Nieter zurück in das Kettenglied drücken. Wenn ihr ein passendes Kettenschloss dabeihabt, spart ihr euch die Mühe des Vernietens, denn es kann einfach per Hand eingesetzt werden.

Die Kette ist essenziell, übersetzt sie doch die Muskelkraft in den Antrieb des Rads. Foto: Velomotion

Achter / Seitenschlag

Wer kennt ihn nicht, den klassischen Achter? Wenn der Seitenschlag noch nicht so extrem ist, dass die Felge schon am Bremsbelag schleift beziehungsweise ihr eh Scheibenbremsen habt, kann das Problem kurzzeitig auch mal ignoriert werden. Bei einer richtigen Acht dagegen solltet ihr handeln. Dafür schadet es nicht, zu verstehen, wie sich die Spannung einzelner Speichen auf den Rundlauf der Felge auswirkt: Wenn die Speiche fest gespannt ist, zieht sie die Felge in ihre Richtung. Bei niedriger Spannung dagegen, kann die Felge in Richtung der gegenüberliegenden Seite gezogen werden. Für die Reparatur bedeutet das: Als Erstes müsst ihr den Punkt am Laufrad finden, der die stärkste Seitenabweichung hat. Dafür haltet ihr am Rahmen oder an der Gabel einen festen Gegenstand (z.B. Inbus) an die sich drehende Felge. Wenn ihr diesen Punkt gefunden habt, sucht ihr die ihm gegenüberliegende Speiche. Wenn der Seitenschlag nach rechts geht, müsst ihr also die Speiche nach links suchen und andersrum. Bei dieser Speiche dreht ihr dann den Nippel eine Viertelumdrehung gegen den Uhrzeigersinn. Anschließend könnt ihr, wieder mit dem Inbus oder ähnlichem, kontrollieren, ob die Felge runder läuft. Den kompletten Vorgang sollte man so lange wiederholen, bis die Felge wieder ordentlich läuft.

Speichenriss

Auch wenn auf Tour mal eine Speiche reißt, muss das nicht das Ende bedeuten. Reparieren könnt ihr die Felge bei einem Speichenriss genauso wie beim Achter. Ihr müsst einzig darauf achten, dass die defekte Speiche keinen weiteren Schaden anrichten kann, das heißt, sie muss entweder komplett entfernt werden oder um die Nachbarspeiche gewickelt werden. Dann können die Speichen in der Nachbarschaft so zentriert werden, dass das Rad wieder rund läuft.

Eine gerissene Speiche muss so fixiert werden, dass sie keinen weiteren Schaden anrichten kann. Foto: DAV/Chris Pfanzelt

Verbogenes Schaltauge

Die Schaltung ist eine der wichtigsten technischen Komponenten am Bike. Hin und wieder kann es vorkommen, dass das Schaltwerk durch eine unsanfte Landung, Fahrfehler oder einfach nur Pech zu Schaden kommt. Häufig ist es dann aber nicht das Schaltwerk selbst, sondern das sogenannte Schaltauge, eine Sollbruchstelle, die in Mitleidenschaft gezogen wird. Dieses wichtige Teil bildet den Übergang von Rahmen und Schaltwerk und kann einfach ausgewechselt oder teilweise auch wieder zurechtgebogen werden. Der Haken daran: so viele unterschiedliche MTB-Modelle es gibt, so viele unterschiedliche Schaltaugen gibt es auch. Deswegen bietet es sich an, gleich beim Fahrradkauf ein Ersatzschaltauge mitzukaufen und bei größeren Touren dabei zu haben.

Unterwegs kann ein verbogenes Schaltauge teilweise auch einfach wieder zurechtgebogen werden. Foto: David Karg

Gerissener Schaltzug

Dass der Schaltzug reißt, kommt nicht so oft vor und ist dann wohl echtes Pech. Wenn die Schaltzüge außen am Rad verlegt sind und ihr einen Ersatzzug sowie Werkzeug dabeihabt, könnt ihr das Problem jedoch auch unterwegs lösen. Dazu müsst ihr die Inbusschraube am Schaltwerk beziehungsweise am Umwerfer lösen und das untere Ende aus der Hülle ziehen. Tipp: Später werdet ihr euch leichter tun, wenn ihr euch den Verlauf des Zuges gut eingeprägt habt. Dann dreht ihr die Abdeckschraube aus dem Schalthebelgehäuse (normalerweise mit einem Kreuzschlitzschraubendreher), schaltet auf das kleinste Ritzel/Kettenblatt und könnt nun auch den oberen Teil des gerissenen Zuges herausziehen. Nun fädelt ihr den neuen Zug oben durch den Schalthebel ein und befestigt ihn am Schaltwerk oder am Umwerfer. Diese sollten parallel zum kleinsten Blatt stehen. Dann könnt ihr den Zug in die Einkerbung unter der Unterlegscheibe legen und die Inbusschraube anziehen. Nach Möglichkeit zwickt ihr überstehende Reste mit einer Zange ab und stülpt eine Quetschkappe über das Ende, die ihr mit der Zange zusammendrückt. Last but not least Schaltung einstellen: Wenn ihr den Zug vorher gut angezogen habt, sollte die Einstellung eigentlich passen. Feineinstellungen sind mit der am Schalthebel befindlichen Einstellschraube möglich. Notlösung: Wenn man keinen Ersatzzug dabeihat, kann man den Umwerfer beziehungsweise das Schaltwerk in einem Gang fixieren. Dafür klemmt man den Zug zum Beispiel an den Flaschenhalterschrauben ein.

Themen dieses Artikels