DAV-Expedkader Männer: erfolgreiche Expedition in Patagonien zum Abschluss

- Mit der Rückkehr von ihrer Abschlussexpedition in Patagonien schließen die Athleten des DAV-Expeditionskaders Männer ihre dreijährige Ausbildung erfolgreich ab. Die Expedition bildete den Höhepunkt einer intensiven Kaderzeit, in der technisches Können, Risikomanagement, Teamarbeit und eigenständige Expeditionsplanung im Mittelpunkt standen.

Der DAV-Expedkader auf Abschlussexpedition in Patagonien. Foto: DAV/Josef Vögele

Drei Jahre Ausbildung fürs große Ziel 

Die Abschlussexpedition ist traditioneller Höhepunkt und Abschluss der dreijährigen Ausbildungszeit des DAV-Expedkaders. Ziel des Programms ist es, junge Alpinist*innen umfassend auszubilden und sie am Ende auf eine echte, selbstorganisierte Expedition zu schicken. 

Der Männer-Kader wurde Anfang 2023 neu zusammengestellt. Sechs Jungalpinisten hatten sich über ein umfangreiches Bewerbungsverfahren qualifiziert: Jonas Fertig (DAV Rosenheim), Florian Frank (DAV Bad Aibling), Luis Funk (DAV München-Oberland), Leon Schaake (DAV Freiburg), Hannes Tegethoff (DAV Reutlingen) und Josef Vögele (DAV Garmisch-Partenkirchen). 

Unter der Leitung von Trainer Sebastian „Sebi“ Brutscher bereitete sich das Team in drei Jahren intensiv auf die Abschlussexpedition vor. 

Patagonien statt Westnepal – gelungene Expedition trotz widrigem Wetter 

Ursprünglich wollte der Expedkader ein abgelegenes Gebiet in Westnepal erkunden und dort unbekannte Fünf- und Sechstausender besteigen. Politische Unruhen machten das jedoch unmöglich. Kurzfristig entschied sich das Team für Patagonien – eine Region, die bergsteigerisch fasziniert, aber wegen ihres wechselhaften Wetters bekannt ist. 

Die Entscheidung erwies sich als richtig, brachte aber große Herausforderungen mit sich: Tagelanger Sturm, kaum stabile Hochdruckfenster, Neuschnee und Lawinengefahr bestimmten den Expeditionsalltag. „Wir wussten, dass Patagonien unberechenbar ist – aber das war wirklich eines der härtesten Wetterfenster seit Langem“, berichtet das Team. Trotz aller Widrigkeiten gelangen mehrere anspruchsvolle Unternehmungen, darunter erfolgreiche Touren am Mojón Rojo sowie Versuche an der Aguja Guillaumet

Kadermitglied Luis Funk nutzte anschließend die Gelegenheit, seinen Aufenthalt im argentinischen El Chaltén zu verlängern. Nach Abschluss der eigentlichen Expedition schloss er sich mit zwei argentinischen Alpinisten zusammen und bestieg bei deutlich besserem Wetter den Cerro Torre über die Ragni-Route. Obwohl ihm dieser legendäre Gipfel ohne seine Kaderkollegen gelang, betont er, dass er diesen Erfolg vor allem der gemeinsamen Ausbildung verdankt: „Mit meinem Hintergrund als Sport- und Wettkampfkletterer hätte ich mir so etwas nicht träumen lassen, als ich vor drei Jahren zum ersten Mal auf Steigeisen stand.“

Viel Schnee und schlechtes Wetter erschwerten die Bedingungen in den Bergen rund um El Chaltén in Patagonien. Foto: DAV/Josef Vögele

Bilanz einer dreijährigen Kaderzeit 

Die Expedition bildete den Abschluss einer intensiven dreijährigen Ausbildung, die Anfang 2023 mit dem Sichtungscamp und der Bildung des Kernteams begann. Die Kaderzeit umfasste Trainings in den Dolomiten, im alpinen Gelände und an anspruchsvollen Zielen an Fels-, Bigwall- und Eis. 

Inhaltliche Schwerpunkte waren unter anderem: 

  • traditionelles Absichern und mobile Sicherungstechnik

  • alpine Mehrseillängentouren und Bigwall-Techniken

  • Steileis und Mixedklettern

  • Spaltenbergung und Gletschertechnik

  • Expeditionstechnik, Materiallogistik und Risikomanagement. 

Neben der technischen Entwicklung legt der DAV großen Wert auf Gruppenprozesse und Selbstorganisation. Gerade unter den anspruchsvollen Bedingungen Patagoniens zeigte sich, wie gut das Team auf unerwartete Herausforderungen vorbereitet war. Die kurzfristige Planänderung, die extremen Wetterbedingungen und logistische Schwierigkeiten stellten die Athleten auf eine harte Probe. Dass das Team dennoch mehrere alpine Ziele erreichte, zeugt von hoher Kompetenz, Verantwortungsbewusstsein und Zusammenhalt.

Stimmen aus dem Team:

Leon Schaake 
„Für mich war die Abschlussexpedition insgesamt eine sehr positive Erfahrung – auch wenn vieles anders kam als geplant. Patagonien war trotzdem eine unglaublich intensive Zeit: Die Berge dort zu sehen und bei unserer ersten Tour in der Sonne mit Blick auf den Cerro Torre und das Fitz-Roy-Massiv zu sitzen, war ein echtes Highlight. Aus den Kaderjahren nehme ich vor allem viel Technik, Taktik und Sicherheitswissen mit – und den Kontakt zu vielen supermotivierten, offenen Leuten. Die Ausbildung war breit gefächert und fundiert, alles, was ich mir vorher selbst beigebracht hatte, konnte ich hier auf einem sehr hohen Niveau vertiefen.“

Josef Vögele 
„Für mich war die Zeit im Expedkader unglaublich spannend: Wir haben viel erlebt, coole Touren gemacht und immer wieder von unterschiedlichen Trainerinnen und Trainern profitiert. Eine der wichtigsten Erkenntnisse für mich ist, wie wichtig Spontanität im Bergsteigen ist – man muss öfter als gedacht umplanen, ob wegen Wetter, Verhältnissen oder spontanen Änderungen. Die Abschlussexpedition war das Zuckerl am Ende, auch wenn Nepal nicht geklappt hat und wir in Patagonien mit dem Wetter Pech hatten. Insgesamt war es trotzdem ein schöner Abschluss, als Gruppe in den Bergen Patagoniens unterwegs zu sein, dort unser Glück zu versuchen und diese Landschaft einmal selbst erleben zu dürfen. Jetzt freue ich mich auf viele weitere Touren, gern auch mit den Leuten aus dem Expedkader, wir sind in den letzten Jahren einfach richtig zusammengewachsen.“ 

Trainer Sebastian Brutscher:  

„Das Team hat in den letzten zwei Jahren super harmoniert, und wir hatten eine richtig gute Zeit zusammen. Ich hatte wenig bis keine Sorge, dass jemand über das Ziel hinausschießt – alle sind sehr verantwortungsvoll unterwegs gewesen. Gleichzeitig haben sich die Athleten stark weiterentwickelt. Neben den Sicherheitsaspekten war das wichtigste Lernfeld für die Jungs die Entscheidungsfindung in der Gruppe. Das kann im Ernstfall entscheidend sein – und ist oft anspruchsvoller, als man denkt. Die Abschlussexpedition war für mich als Trainer sehr angenehm, auch wenn wir in Patagonien viel schlechtes Wetter hatten und dadurch oft zum Warten gezwungen waren. Im Rückblick war gerade das ein wertvolles Learning: Auf Expeditionen sind Flexibilität, Geduld und ein guter Umgang mit solchen Phasen genauso wichtig wie das Klettern selbst. Auch wenn Nepal wegen der Unruhen nicht möglich war und das Wetter in Patagonien nicht mitgespielt hat, konnte jeder etwas mitnehmen. Ich freue mich darauf, diese Erfahrungen in den nächsten Kaderzyklus und das neue Team einzubringen.“ 

Neuer Männer-Kader ab 2026 

Mit der Rückkehr aus Patagonien endet die Kaderzeit 2023–2025. Der DAV bedankt sich bei allen Beteiligten – Trainerteam, Partnern, Unterstützern und den Heimatsektionen der Athleten. 

Anfang 2026 startet die nächste Auswahlphase. Interessierte junge Alpinisten können sich über die Website des DAV informieren. 

Hinweis: 
Der Frauen-Expedkader 2024–2026 befindet sich aktuell in Ausbildung und wird 2026 auf Abschlussexpedition gehen. 

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