Emissionsbilanzen

Klimaneutral bis 2030 - by fair means!

Die Klimakrise ist längst Realität - vor allem in den Alpen. Hier werden die Auswirkungen der Klimakrise besonders stark sichtbar. Gleichzeitig wissen wir: Auch unsere eigenen Aktivitäten verursachen Emissionen und tragen zur Erderwärmung bei. Aber: Noch haben wir die Wahl!

Im Deutschen Alpenverein haben wir sie getroffen. Wir setzen auf aktiven Klimaschutz – und haben uns ein klares Ziel gesteckt: Bis 2030 wollen wir klimaneutral sein. Und zwar by fair means – das heißt, wir vermeiden und reduzieren unsere Emissionen konsequent, bevor wir ab 2030 auch kompensieren.

Der erste Schritt: Unsere Emissionen verstehen

Um Emissionen wirksam reduzieren zu können, müssen wir zunächst wissen, wo sie entstehen. Deshalb stellen wir seit 2022 all unsere Aktivitäten auf den Prüfstand und erstellen jedes Jahr eine umfassende Emissionsbilanz – nach dem internationalen Standard des Greenhouse Gas Protocols. Die Emissionsbilanzierung entwickeln wir kontinuierlich mit den Bilanzierungsexpert*innen unseres Dienstleisters weiter.

Warum die Emissionsbilanzierung so zentral ist

Sie hilft uns,

  • Emissionstreiber zu identifizieren und gezielte Maßnahmen zur CO₂-Einsparung zu entwickeln,

  • konkrete Reduktionsziele festzulegen und die Fortschritte transparent zu überprüfen,

  • die Wirksamkeit unserer Klimaschutzmaßnahmen zu beurteilen,

  • und ab 2030 genau zu bestimmen, welche Emissionen unvermeidbar bleiben und kompensiert werden müssen.

DAV Deutscher Alpenverein München 17.04.2023 Foto: Tobias Hase Tobias Hase

"Kurz gesagt: Die Emissionsbilanzierung ist das Fundament all unserer Klimaschutzaktivitäten – und ein wichtiges Werkzeug auf dem Weg zu einem klimaneutralen DAV."

- Dominik Birnbacher, Teamleiter Klimaschutz

1x1 der Emissionsbilanzierung im DAV

Wie funktioniert die Emissionsbilanzierung im DAV eigentlich ganz konkret?

Greenhouse Gas Protocol

Die Basis unserer Bilanzierung bildet das Greenhouse Gas Protocol, einer der weltweit wichtigsten Standards zur Erfassung von Treibhausgasemissionen. Dieses Rahmenwerk teilt Emissionen in drei Bereiche – die sogenannten Scopes – ein:

  • Scope 1 umfasst direkte Emissionen, etwa durch die Verbrennung von Gas zum Heizen unserer Gebäude.

  • Scope 2 erfasst indirekte Emissionen, die durch zugekaufte Energie entstehen, zum Beispiel Strom.

  • Scope 3 beinhaltet alle weiteren indirekten Emissionen, die durch Geschäftsaktivitäten entstehen – von Dienstreisen über eingekaufte Güter bis hin zu Dienstleistungen.

Da der DAV überwiegend Dienstleistungen anbietet, entstehen unsere Emissionen größtenteils in Scope 3.

Systemgrenzen

Damit klar ist, wo welche Emissionen erhoben werden, haben wir Systemgrenzen definiert. Grundlage dafür ist das Verursacher*innenprinzip: Alle Emissionen, die dem DAV eindeutig zugeordnet werden können, fließen in die Bilanz ein.

Um die Emissionsquellen bestmöglich herauszustellen, teilen wir die Sektion in Standorte auf. Das sind unsere organisatorischen Grenzen: Geschäftsstellen, Kletter- und Boulderhallen, Hütten und Sonstiges, wie zum Beispiel das Wegenetz und weitere Infrastruktur wie Klettertürme.

Die operationalen Grenzen bestimmen, welche Emissionsquellen innerhalb dieser Einheiten erfasst werden. Dazu gehören Emissionen aus Gebäuden (Abfall, Strom, Heizung, Klimaanlage, Wasser) sowie solche aus eingekauften Gütern und Dienstleistungen, dem Fuhrpark, Gremiensitzungen, Gruppenaktivitäten, Touren und Kursen, sonstigen Veranstaltungen, Pendelverkehr und Dienstreisen von Haupt- und Ehrenamtlichen.

Warum Veranstaltungen so wichtig sind

Durch das breite Touren- und Kursangebot sowie die vielen Gruppen und Gremien spielt der Bereich der Veranstaltungsaktivitäten beim DAV eine besonders große Rolle. Erfasst werden hier unter anderem die An- und Abreise der Teilnehmenden, ihre Mobilität vor Ort, Verpflegung, Übernachtungen, der Veranstaltungsort sowie Transportleistungen wie Materialfahrten.

Vom Datensammeln zur Emissionsbilanz

Unsere erste Emissionsbilanz entstand 2022. Seit dem Bilanzierungsjahr 2023 erfassen wir unsere Emissionen über den Bilanzierungsdienstleister Code Gaia. Dafür nutzen wir ein digitales Bilanzierungstool, in das alle relevanten Daten direkt eingetragen oder über zwei unterstützende Excel-Rechner – für Veranstaltungen sowie Einkauf – hochgeladen werden.

Damit wir ein vollständiges Bild erhalten, werden die im Tool erfassten Daten jedes Jahr auf den gesamten DAV hochgerechnet. Das ist notwendig, weil noch nicht alle Sektionen eigene Emissionsbilanzen erstellen. Es zeigt sich aber: Immer mehr Sektionen nehmen an der Bilanzierung teil und die Datenqualität der eingereichten Bilanzen steigt von Jahr zu Jahr.

So gewinnen unsere Emissionsbilanzen Schritt für Schritt an Verlässlichkeit und Aussagekraft – und bilden damit eine immer solidere Grundlage für wirksamen Klimaschutz im DAV.

Expert*innen-Wissen: So funktioniert die Hochrechnung

Da nicht alle Sektionen bilanzieren, muss die Gesamtbilanz des DAV über eine statistische Hochrechnung durch einen externen Statistikdienstleister erfolgen. Die Hochrechnung basiert auf den abgegebenen Daten und das Bilanzierungstool. Bei der Hochrechnung wird jeweils für Hütten, Kletterhallen und Geschäftsstellen inkl. Veranstaltungen ein Regressor auf Grundlage der verfügbaren Daten trainiert. Mithilfe von Basisdaten zu den Sektionen – das sind zum Beispiel Besucher*innenzahlen in Kletterhallen und Gästezahlen auf Hütten, Hüttenkategorie, Kletterhallenfläche und Mitgliedszahlen können Schätzungen für die CO2-Emissionen abgegeben werden.

Eine solche Hochrechnung unterliegt Ungenauigkeiten. Deshalb wird auf die errechnete Gesamtemissionssumme ein Sicherheitszuschlag addiert. Insgesamt wird dieser Sicherheitszuschlag konservativ berechnet, damit wir unsere Gesamtemissionen nicht unterschätzen. 2023 und 2024 wurde jeweils ein zusätzlicher Fehler von 25 Prozent angenommen.

Nach der Bilanzierung ist vor dem Klimaschutzbudget ist vor der Klimaschutzmaßnahme

Die Emissionsbilanz ist erstellt - und nun?

Um Klimaschutzmaßnahmen umsetzen zu können, die dann bestenfalls unsere Emissionen senken, braucht es natürlich das nötige Budget. Da kommt wieder die Emissionsbilanz ins Spiel. Anhand der Gesamtemissionen wird in der Sektion ein Klimaschutzbudget gebildet. Der DAV-interne CO2-Preis liegt für die Haushaltsjahre 2025, 2026 und 2017 bei 140 Euro pro Tonne CO2. So wurde es im Klimaschutzkonzept des DAV festgelegt.

In welchen Bereichen wir am besten Emissionen reduzieren können, sehen wir auch an unserer Emissionsbilanz. Das ist je nach Standort unterschiedlich. Da in den Geschäftsstellen das Touren- und Kursprogramm bilanziert wird, sind hier die Mobilitätsemissionen besonders hoch. Im Touren- und Kursprogramm ist also die Mobilität der beste Ansatzpunkt. Auf den Hütten hingegen fällt vor allem die Verpflegung stark ins Gewicht und bietet das beste Einsparpotenzial.

Die Emissionsbilanz ist daher die beste Grundlage, unsere Emissionstreiber zu erkennen und gezielt Maßnahmen zu entwickeln, die unsere Emissionen reduzieren. Den Erfolg der Maßnahmen kann man an den Emissionsbilanzen der Folgejahre ablesen.

Wachsende Teilnahme an den Klimaschutzaktivitäten im DAV

Die Teilnahme an Klimaschutzaktivitäten im DAV nimmt stetig zu. Das zeigt sich besonders in der Bilanzierung: Immer mehr Sektionen beteiligen sich im Laufe der Jahre daran. Seit 2022 haben bereits über 200 Sektionen mindestens einmal bilanziert. Das ist wichtig, um eine möglichst gute Datengrundlage zu erhalten.

Das Herzstück der Klimaschutzarbeit im DAV sind die vielen, meist ehrenamtlichen Klimaschutzkoordinationen. Sie übernehmen nicht nur die Bilanzierung, sondern entwickeln Maßnahmen weiter und tragen dazu bei, dass Klimaschutz zunehmend Teil der DAV-Identität wird. Fast 300 Klimaschutzkoordinationen gibt es schon in den Sektionen und Landesverbänden. Unterstützt werden sie von zahlreichen engagierten Mitgliedern in den Klimateams.

Gemeinsam bringen wir den Klimaschutz im DAV Schritt für Schritt voran!