Ohne Fleisch, dafür mit mehr Klimaschutz

Seit Anfang des Jahres bietet das Bistro der DAV Sparkassen Bergwelt nur noch vegetarische Speisen an. Grund dafür ist ein entsprechender Antrag und Beschluss der Mitgliederversammlung 2022: "Verpflegung, die im Rahmen von Veranstaltungen oder in Einrichtungen der Sektion Erlangen des DAV e.V. bereitgestellt, bezuschusst oder finanziert wird, muss vegetarisch sein". Innerhalb der Sektion wird nun seit 01.01.2023 auf fleischhaltige Speisen verzichtet, so auch im Bistro der Bergwelt. Für Bistroleiterin Antje Hammer und dem Betriebsleiter Torsten Hans verlief die Anpassung an eine vegetarische Speisekarte einfach, die Wirkung war groß: Einfachere Zubereitung und überraschend positive Rückmeldungen.

Vegetarische Speisen im Bistro des Kletterzentrums Erlangen. Foto: Stefan Riedl

Langjährige Verbundenheit zum DAV

Torsten Hans leitet den Betrieb der Sparkassen Bergwelt, dem Kletter- und Vereinszentrum der Sektion Erlangen. Er ist seit über 20 Jahren ehrenamtlich beim DAV aktiv und nun auch seit 7 Jahren hauptberuflich bei der Sektion. Dadurch entstand seine tiefe Verbundenheit zum Verein und ein großes Verständnis für den DAV als Naturschutzverband. Das spiegelt sich auch im Bistro wieder: Bio, regional & saisonal ist hier das Credo. Auch Lebensmittelverschwendung wird hier vermieden. Das Team des Bistros gibt sich große Mühe, aus Resten weitere Speisen zu schaffen, wie Torsten Hans erzählte: „Wir verarbeiten zum Beispiel Brezeln weiter, die nicht mehr verkauft wurden, machen da Klöße draus“. Mit der Anpassung an ein rein vegetarisches Angebot ging das Bistro nun einen Schritt weiter. Doch woher kam der Gedanke dazu?

Die Jugend bewegt

Die Idee für den Verzicht auf Fleischprodukte innerhalb des DAV Erlangen kam von der Jugend, die den Antrag dafür 2022 kurzfristig und überraschend einreichte. Ob bei Sektionsveranstaltungen und in den Einrichtungen bzw. Anlagen der Sektion - mit Ausnahme der Erlanger Hütte - ein ausschließlich vegetarisches Speiseangebot zur Verfügung gestellt und unterstützt werden soll, wurde hitzig diskutiert. Der Antrag setzte sich nur mit knapper Mehrheit durch - auch hier hat sich die Jugend gut aufgestellt und sich hinter ihrer Forderung versammelt.

Foto: Sektion Erlangen

Geringe Anpassung in der Speisekarte – Erleichterung in der Zubereitung

Das Bistroangebot war bereits vor dem Beschluss zum Großteil vegetarisch und so stand vor allem eine Änderung an: Die bei Kindergeburtstagen sehr beliebte Salamipizza musste aus der Speisekarte gestrichen werden. Letztendlich erleichtert dies aber die Arbeit in der Küche. Torsten Hans erzählt von zusätzlichen Hürden, die beim Verkauf von Produkten mit Fleisch anfallen: „Wenn man nur zum Beispiel bei belegten Brötchen mit Wurstwaren arbeitet, dann kommen nochmal ganz andere hygienische Bestimmungen auf die Küche zu. Also im Endeffekt ist es sogar eine Erleichterung in der Praxis, wenn man in der Gastronomie ohne Fleisch arbeitet.“ Damit kommt der Verzicht auf Fleisch nicht nur der Umwelt zugute, sondern auch dem Arbeitsablauf in der Küche.

Aufklärung und Überzeugungsarbeit

Das Bergwelt Bistro nimmt auch immer wieder Cateringanfragen für Veranstaltungen der umliegenden Betriebe oder Baustellen an, so auch kurz nach dem Beschluss der Mitgliederversammlung. Bei den Cateringanfragen stieß die Umstellung auf ein rein vegetarisches Angebot zunächst auf eine ablehnende Haltung. Torsten Hans war gefordert, den Hintergrund der Maßnahme klarzumachen: „Die Leute müssen schon manchmal daran erinnert werden, worum es eigentlich bei dem ganzen Thema geht, weil ihnen das oft nicht bewusst ist.“ Dass man zu dem Zeitpunkt, an dem die Stadt Erlangen den Klimanotstand ausruft, nicht auf einen Wurstteller besteht, ist für Torsten Hans selbstverständlich. Mit dieser Erklärung und einem guten Alternativangebot mit Chili sin Carne überzeugte er letztendlich doch und die bewirteten Veranstaltungsbesucher*innen des Richtfestes konnten es sich klimaschonender schmecken lassen.

Eine Person verursacht in Deutschland (Stand 2021) im Durchschnitt jährlich 11,17 Tonnen Treibhausgase in CO2-Äquivalenten. Dabei entfallen 1,69 Tonnen auf die Ernährung. Bei einer vollständig vegetarischen Ernährung werden 0,45 Tonnen eingespart, was etwa einem Viertel der durch die Ernährung entstehenden Emissionen entspricht.
- Statista Research Department (2022), Spiegel Wissenschaft (2019)
Foto: Sektion Erlangen

Zufriedene Gäste in der Überzahl

Dass es nun keine Salamipizza mehr im Angebot gibt, ist laut Torsten Hans kein Problem. Schon vor der Anpassung überzeugte das überwiegend vegetarische und zudem regionale und biologische Bistroangebot und daran hat sich auch nun nichts geändert. Torsten Hans ermutigt auch andere Betriebe, den Schritt zu wagen und ihr Angebot fleischlos zu gestalten: „Und die paar Leute, die sich dann mal beschweren, vielleicht weil es kein Schnitzel gibt oder keine Currywurst oder so, sind aus meiner Sicht wirklich die Minderheit.“

Und wenn man das probiert, dann gibt es aus meiner Erfahrung nach wirklich ein sehr, sehr positives Feedback.
- Torsten Hans, Betriebsleiter der Sparkassen Bergwelt

Er empfiehlt, sich schlau zu machen und Betriebe zu besuchen, die dies bereits umgesetzt haben, denn so können bewährte Konzepte auf den eigenen Betrieb angewendet werden.

Veränderung fordert Kreativität

Seit der Anpassung befindet sich das Bistroangebot im weiteren Wandel: Es wird immer mal wieder das eine oder andere Gericht ausprobiert und neue Ideen entwickelt. Die jetzige Herausforderung bilden künftige Grillfeiern, die auch ohne Würstchen aus Fleisch zu einem kulinarischen Erfolg werden sollen. Küchenchefin Antje Hammer und ihr Team arbeiten auch im Austausch mit der jüngeren Generation unermüdlich an Alternativen, die möglichst alle überzeugen.