Naturschutz in Zeiten des Klimawandels
26.08.2019, 14:00 Uhr
Bei einer internationalen Pressewanderung am 22. und 23. August erläuterten die Alpenvereine die umfangreichen Wasserkraft-Pläne in den Stubaier Alpen. Und erklärten, warum sie dagegen sind. Bei der gemeinsamen Wanderung ging es auch um die immer drängendere Frage, ob sich Klimaschutz und Naturschutz vereinbaren lassen.
"Gut fürs Klima, schlecht für die Natur?" In der aktuellen Ausgabe 8/2019 bringt das Magazin GEO sehr treffend auf den Punkt, was viele Naturschutzverbände derzeit umtreibt – und allen voran die Alpenvereine. Denn die Alpen sind doppelt so stark vom Klimawandel betroffen wie der globale Durchschnitt. Gleichzeitig lastet auf den Alpen im Hinblick auf die Energiewende ein riesiger Erwartungsdruck. Der Konflikt ist offensichtlich: Einerseits gibt es große Potenziale zur Ausschöpfung der Wasserkraft, andererseits sind die alpinen Ökosysteme besonders wertvoll und empfindlich.
In welcher Welt wollen wir leben?
Für die Alpenvereine ist eine Auseinandersetzung mit diesem Konflikt existenziell wichtig – und zwar nicht morgen oder übermorgen, sondern jetzt, wo die Klimakrise endlich ganz vorne auf der Agenda der Weltöffentlichkeit angekommen ist. Es gilt, Antworten zu finden auf Fragen wie diese: Wird uns die Energiewende in eine weitere Ausbeutung ökologischer und landschaftlicher Ressourcen treiben? Sind Konzepte wie „Renewable Alps“ und „klimaneutrale Alpen“ überhaupt realisierbar? In welcher (Alpen-)Welt wollen wir leben?
Der Wert der Alpen
Einfache Antworten wird es nicht geben, das wurde auch bei den Diskussionen im Rahmen der Pressewanderung deutlich. Wie viele andere Naturschutzverbände wissen die Alpenvereine um die Wichtigkeit der Energiewende. Ihre tiefe Überzeugung ist es aber auch, dass die Alpen einen unersetzbaren ökologischen und sozialen Wert haben. Seien also Eingriffe in die alpinen Ökosysteme noch so legitim: Die Alpenvereine sehen es als ihre Pflicht, die Öffentlichkeit über die Konsequenzen solcher Eingriffe zu informieren und für den Schutz der Alpen einzutreten. Dazu dient die Kampagne #unserealpen.
Darum sind die Alpen so wichtig: Zahlen und Fakten
- 500 Millionen Übernachtungen jährlich im gesamten Alpenraum, die von 150 Millionen Gästen gebucht werden.
- 160 Millionen Skitage in den Alpen jährlich, das sind 43 Prozent der weltweiten Skitage.
- 39 Prozent aller Skilifte weltweit stehen in den Alpen.
- 10,4 Millionen LKW-Fahrten wurden 2016 im alpenquerenden Straßengüterverkehr gezählt. Das ist ein Anstieg um 66 Prozent im Vergleich zu 2007. Damals waren es 6,06 Millionen LKW-Fahrten.
- 1.019 Wasserkraftwerke mit einer Leistung von mehr als fünf Megawatt gibt es in den Alpen. Daraus resultiert ein jährliches Erzeugungsvermögen von 166 Terawattstunden. Die gesamte Stadt München verbraucht etwa 7,5 Terawattstunden pro Jahr. Die Alpen sind die wichtigste Wasserkraftregion in Europa.
- 128 Meter hat das Villgratenkees in der Venedigergruppe im Sommer 2018 an Länge einbüßt. Es war damit laut dem Gletscherbericht des ÖAV der österreichische Rekordhalter eines ohnehin rekordverdächtigen Jahres, in dem die alpinen Eismassen durchschnittlich 17,2 Meter an Länge verloren.
- 2 Grad Celsius ist es heute in den Alpen im Jahresmittel ungefähr wärmer als Ende des 19. Jahrhunderts. Damit stiegen die Temperaturen im Alpenraum in diesem Zeitraum ungefähr doppelt so stark an wie im Vergleich zum globalen Mittel.
- 13.000 Pflanzenarten kommen in den Alpen vor, neben 30.000 Tierarten. Laut WWF machen die in den Alpen beheimateten Gefäßpflanzenarten 39 Prozent der europäischen Flora aus. Selbst in den unwirtlich wirkenden hochalpinen Graslandschaften wachsen auf 100 Quadratmetern bis zu 80 Arten.
- 8 europäische Staaten haben einen Anteil an den Alpen. Eine gemeinsame Strategie ist in der Alpenkonvention formuliert. Dieses Übereinkommen haben alle Alpenstaaten und die EU "zum umfassenden Schutz und zur nachhaltigen Entwicklung der Alpen" unterzeichnet.
Digitale Pressemappe
Weiterführende Informationen zu den auf der Pressewanderung behandelten Themen finden Sie hier:
Unten im Downloadbereich finden Sie folgende Dateien zum Herunterladen:
- Pressetext "Naturschutz in Zeiten des Klimawandels"
- Artikel "Die existenziellen Fragen" aus Panorama 5/2019 (ET 17.9.2019) von Rudi Erlacher
- Ablaufplan Pressewanderung #unserealpen
- Keyvisual #unserealpen
- Infografik #unserealpen
- Postkarte #unserealpen Pitztal-Ötztal
- Mosaik der Fotoaktion "dein Foto für #unserealpen"
- Karte und Erläuterungen zu Erschließungsprojekten
- Infos rund um die Amberger Hütte
Bild- und Videomaterial, das im Rahmen der Pressewanderung entstanden ist:
- skyfish.com/p/alpenverein/pressewanderung-unsere-alpen
- Interview mit Anna Schöpfer (Naturschutzreferentin ÖAV Sektion Hohe Munde) zum Thema Ausbau der Wasserkraft in Tirol
- Interview mit Dr. Tobias Hipp (DAV) zum Thema Skigebietszusammenschluss Pitztal-Ötztal
Internationale Kampagnenwebsite: