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DM Lead: Hannah Meul und Yannick Nagel siegen

02.10.2022, 19:00 Uhr

Am 2. Oktober wurden die letzten nationalen Titel im Wettkampfklettern in Deutschland in der Disziplin Lead vergeben. Die Ergebnisse waren nicht weniger als ein Paukenschlag: Bei den Damen setzte sich mit Hannah Meul (DAV Rheinland-Köln) eine Favoritin in absolut bravouröser Manier durch. Und bei den Herren sorgte Yannick Nagel (DAV Mannheim) mit seinem Erfolg für eine faustdicke Überraschung. Denn nach dem Halbfinale gab es wohl wenige Zweifel daran, dass Yannick Flohé den Sieg holen würde. Die extrem schwierige und anspruchsvolle Finalroute machte ihm aber einen Strich durch die Rechnung. 500 Zuschauer im ausverkauften sparkassendome sahen spannende und spektakuläre Wettkämpfe auf Weltklasseniveau.

Das Replay zum Finale der DM Lead gibt es hier in der ARD Mediathek. Halbfinale (unkommentiert) und Qualifiaktion (kommentiert) sowie weitere Wettkampf-Replays gibt es hier: sportdeutschland.tv/deutscher-alpenverein

 

Das Highlight-Video gibt es auf Youtube.

 

Halbfinale mit zwei Tops in zwei Routen

Spätestens im Halbfinale hatte sich bereits abgezeichnet, in welch großartiger Form Hannah Meul und Yannick Flohé derzeit sind. Sie waren die beiden einzigen, die die brettharten Routen toppen konnten. Und damit realisierten sie das, was das Routenschrauberteam um Christian Bindhammer geplant hatte: ein Top pro Route, das Konkurrenzfeld gut auf den Rest der Route verteilt. Diesen Gefallen taten die anderen denn auch. Richtig gute Vorstellungen lieferten Till von Bothmer (DAV Worms) und Lucia Dörffel (DAV Chemnitz) ab: Beide kamen bis auf ganz wenige Züge ans Top heran. Und nur knapp hinter diesen beiden reihten sich Yannick Nagel (DAV Mannheim) und Martina Demmel (DAV Kempten) ein. Diese knappen Ergebnisse versprachen ein spannendes Finale - und das sollte denn auch kommen. 

 

Knallhartes Herrenfinale mit dicken Überraschungen

Gleich der Anfang war ungewöhnlich: Um Punkt 19 Uhr sollte eigentlich die Besichtigung der Routen durch die Athletinnen und Athleten beginnen. Das ging aber nicht, denn die Hebebühne, mit der die Routensetzer an der Wand arbeiteten, streikte und ließ sich partout nicht ausfahren. Unter lautstarkem Beifall des Publikums bewegte sich das Gerät schließlich aber doch und mit 15 Minuten Verspätung konnte der sportliche Teil des Abends losgehen. 500 Menschen hatten sich eingefunden und den sparkassendome in Neu-Ulm bis auf den letzten Platz gefüllt. Alle waren sie gespannt auf die Performance der besten acht Damen und acht Herren in diesem Lead-Finale zur Deutschen Meisterschaft.

Als erster ging Jan Hojer (DAV Frankfurt/Main) an den Start. Auf seine Form waren viele gespannt, nachdem der Olympiateilnehmer von Tokio eine etwas längere Wettkampfpause eingelegt hatte. Die ersten Passagen gingen ihm gut von der Hand, aber bei 33+ war dann doch überraschend früh Schluss, Hojer war die Enttäuschung anzusehen. Dass die Höhe nicht so schlecht war, stellte sich im weiteren Verlauf des Wettkampfs heraus. Denn von den folgenden vier Kletterern gelang es nur Linus Raatz mit 39+, ein paar Griffe weiter zu kommen. Erst Yannick Nagel kam mit 43+ deutlich weiter als Hojer. Dass diese Höhe für den Titel reichen würde, war allerdings nicht absehbar. Wie unglaublich hart die Route war, zegte sich dann endgültig bei Till von Bothmer, der auch unterhalb der Marke von Hojer ins Seil fiel. Nun durfte man gespannt sein, wie Yannick Flohé die technisch extrem schwierigen Züge insbesondere im Mittelteil an einer überhängenden Verschneidung schaffen würde. Und dann kam die Riesenüberraschung: Flohé rutsche ebenfalls unterhalb von Hojer aus der Route. Und damit holte durchaus ein Yannick den Titel, aber nicht Flohé, sondern Nagel. "Damit habe ich niemals gerecnet", sagte er frisch gebackene Deutsche Meister. "Die Route ist mir richtig gut reingelaufen." 

 

Damenfinale: Der Tanz zum Titel

Die große Frage war nun: Würden die Damen ähnlich große Probleme mit der Route haben. Zumindest nach den ersten beiden Starterinnen, Elisa Koppelmann (DAV Rheinland-Köln) und Emma Bernhard (DAV Frankfurt/Main), sah es so aus. Erst die dritte Starterin, Anna-Lena Wolf (Generation Rocklands), erreichte in der von flachen Griffen geprägten Route den oberen Wandteil und die Wertung 30+. Nach ihr stürzte Mia Guttenberger (DAV Tölz) dann aber doch wieder weit unten. Eine tolle Vorstellung lieferte Roxana Wienand (DAV Aschaffenburg) ab. Mit der Wertung 33+ setzte sie sich zunächst an die Spitze des Feldes. Noch besser allerdings die Performance von Martina Demmel, der Vorjahressiegerin: Sie kam bis in den obersten Routenbereich und löste Wienand mit der Wertung 38+ an der Spitze ab. Freilich war noch nichts entschieden, denn die beiden Besten kamen ja noch. Zunächst Lucia Dörffel: Recht lange kam sie mit der Route gut zurecht, schaffte aber nicht ganz die Höhe von Demmel. Würde die alte auch die neue Deutsche Meisterin sein? Diese Frage konnte nur Hannah Meul klären. Locker und souverän stieg sie durch den unteren Wandteil. Und durch den mittleren. Und durch en oberen. Erst ganz kurz vor dem Top flog sie dann doch aus der Route - den Titel hatte sie damit sicher. "Das it ein perfekter Saisonabschluss", sagte die strahlende Siegerin. "Ein letztes Mal tanzen, es hat so viel Spaß gemacht!"

 

Die Ergebnisse im Detail

37 Damen und 35 Herren gingen bei der Deutschen Meisterschaft im Leadklettern in Neu-Ulm an den Start.  

 

Das Damenpodium

  1. Hannah Meul (DAV Rheinland-Köln)
  2. Martina Demmel (DAV Allgäu-Kempten)
  3. Lucia Dörffel (DAV Chemnitz)

Das komplette Ergebnis gibt es hier.

 

Das Herrenpodium

  1. Yannick Nagel (DAV Mannheim)
  2. Linus Raatz (DAV AlpinClub Berlin)
  3. Jan Hojer (DAV Frankfurt/Main)

Das komplette Ergebnis gibt es hier.

 

Jugendcup Speed: Neuer Deutscher Rekord

Am Sonntagvormittag fand der Jugendcup Speed in der Jugend B statt. Insgesamt 59 Jugendliche gingen an den Start. Aodhán Umlauf (DAV Markt Schwaben) stellte in der Qualifikationsrunde mit 6,470 Sekunden einen neuen deutschen Rekord in dieser Altersklasse auf.

 

Weibliche Jugend B

  1. Lilly Neubürger (DAV Aschaffenburg)
  2. Elli Fassbender (DAV München-Oberland)
  3. Marie Koepler (DAV AlpinClub Hannover)

Alle Ergebnisse gibt es hier.

 

Männliche Jugend B

  1. Aodhán Umlauf (DAV Markt Schwaben)
  2. Moritz Schiefer (DAV Schwaben)
  3. Andrin Zedler (DAV Stuttgart)

Alle Ergebnisse gibt es hier.

 

Der Jugendcup Speed war der letzte Wettkampf in der Jugendcupserie dieses Jahres. Damit stehen diese Ergebnisse auch fest:

 

 

Der sparkassendome

Der sparkassendome eignet sich ideal für Kletterwettkämpfe. So gibt es eine fest installierte, zweispurige Speedkletterwand mit internationaler Norm. Und über den Publikumsbereich, der 500 Menschen fasst, beugt sich eine beeindruckend steile Kletterwand für die Lead-Routen. "Normale" Kletterinnen und Kletterer kommen im sparkassendome aber auch voll auf ihre Kosten: 2650 Quadratmeter Kletterfläche drinnen und draußen sowie 280 Quadratmeter Boulderfläche lassen kaum Wünsche offen. Als Betreiberin des Kletterzentrums firmiert die Sektion Neu-Ulm des Deutschen Alpenvereins

 

Informationen für die Presse

 

DM Speed: Anna Maria Apel und Linus Bader holen die Titel

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Am 1. Oktober ist die Deutsche Meisterschaft Speed im sparkassendome in Neu-Ulm über die Bühne gegangen. Die Titel holten Anna Maria Apel (DAV München-Oberland) und Linus Bader (DAV Düsseldorf). Rund 250 Zuschauerinnen und Zuschauern sahen spannende Rennen mit überraschenden Wendungen. So schied Titelverteidigerin Franziska Ritter auf skurrile Weise bereits im Viertelfinale aus. Das Replay zur DM Speed gibt es in der ARD-Mediathek.   Das Highlight-Video gibt es auf Youtube. 

Was ist Speed-Klettern?

Die Sportart als Wettkampf

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Wie es der Name sagt: beim Speed geht es um Schnelligkeit. Also darum, eine weltweit genormte Route, bei der die Länge und Neigung der Wand sowie die Größe, Form und Position der Griffe und Tritte immer identisch sind, schnellstmöglich nach oben zu klettern. Gesichert wird beim Speed mit Seilsicherung von oben, also im Toprope. Die Athletinnen und Athleten müssen am Ende der Route auf einen Buzzer schlagen, dann wird die Zeit gestoppt. Die Speedtour ist bei Wettkämpfen 15 Meter hoch, hängt fünf Grad über und befindet sich im siebten UIAA Schwierigkeitsgrad. Da es sich immer um die gleiche Griffabfolge handelt, können sich die Kletterinnen und Kletterer optimal vorbereiten. Sie prägen sich bei unzähligen Gos den Bewegungsablauf so ein, dass sie ihn verinnerlicht haben und genau wissen, welchen Griff sie wie nehmen beziehungsweise wohin sie ihren Fuß setzen müssen. Beim Speedklettern ist neben einer hohen Schnell- und Maximalkraft deshalb auch eine große Greif- und Trittpräzision notwendig. Außerdem sind im Wettkampf, der über mehrere Runden geht, bei höchster Geschwindigkeit Schnellkraftausdauer und Nervenstärke erforderlich. 

Was ist Lead-Klettern?

Die Sportart als Wettkampf

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Lead, also das Klettern mit Seil, wird auch als Vorstiegs- oder Schwierigkeitsklettern bezeichnet. Es ist die traditionellste Disziplin des Kletterns. Hier geht es darum, eine definierte Route in einer vorgegeben Zeit möglichst sturzfrei zu durchklettern – beziehungsweise höher als die anderen Starterinnen und Starter zu kommen. Seit mittlerweile über 30 Jahren hat sich das Leadklettern als Wettkampfsportart etabliert – 1989 ging der erste Weltcup über die Bühne. Zu Beginn fanden die Wettkämpfe noch am Fels statt, beim „Rockmaster“ im italienischen Arco beispielsweise, einem der ältesten Sportkletterwettkämpfe überhaupt. Inzwischen aber werden Wettkämpfe in Hallen an bis zu 20 Meter hohen Kunstwänden durchgeführt. Für diese Disziplin ist vor allem Ausdauer und Kraft nötig. Daneben sind eine ausgefeilte Technik und eine gute Taktik gefragt, um an der Weltspitze mitklettern zu können. Zunehmend sieht man bei den Leadwettkämpfen aber auch spektakuläre Sprünge oder Bewegungen, wie die „Figure Four“, bei dem mangels Tritt das Bein über den Unterarm gehängt und aus dieser Position weitergezogen wird.   Das Niveau beim Leadklettern ist mittlerweile sehr hoch, bei den Deutschen Jugendmeisterschaften beispielsweise sollte die männliche Jugend A den 9. UIAA-Grad beherrschen. Bei der Deutschen Meisterschaft der Senioren liegen die Schwierigkeiten bereits bei UIAA 10/10+, international sogar noch höher: Bei den Weltcups werden Touren bis zum UIAA-Grad 11-/11 geklettert.