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Auf nach Paris!

08.12.2020, 09:40 Uhr

Am 7. Dezember 2020 bestätigte das Internationale Olympische Komitee IOC, dass Sportklettern auch bei den Sommerspielen 2024 in Paris dabei sein wird. In Frankreich kämpfen die Athletinnen und Athleten dann nicht mehr nur um einen Medaillensatz, sondern um zwei – in einem Kombinationswettkampf aus Bouldern und Lead sowie in der Disziplin Speed. 

 

Zudem steigt für Paris auch die Zahl der Tickets, die pro Geschlecht vergeben werden – von 40 bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokyo – auf 68 in Paris.

 

Der DAV zeigt sich begeistert

Beim Deutschen Alpenverein als zuständigen Fachverband nimmt man diese Nachricht mit Begeisterung auf. DAV-Sportdirektor Martin Veith: "Wir freuen uns sehr, dass wir mit unserer Sportart bei den Olympischen Spielen in Paris erneut zum Wettkampfprogramm gehören. Das zeigt, dass Sportklettern auch in den Augen des IOC eine hohe Attraktivität besitzt und eventuell sogar Potenzial für eine langfristige Integration des olympischen Programms hat.

 

Wir konnten in den letzten Jahren nachhaltige Entwicklungen für den Klettersport in Deutschland initiieren. Dass diese Entwicklungen nun erneut olympisches Feuer bekommen, ist natürlich vor allem für die Athletinnen und Athleten eine freudige Sache. Wir als Verband sehen das aber nicht als Belohnung oder Grund uns auszuruhen, sondern als Auftrag, noch einmal extra Gas zu geben. Für unseren Kader und für den Klettersport in ganz Deutschland."

 

Wege nach Paris

Das erste Qualifikationsevent für Paris 2024 ist die Weltmeisterschaft in Bern vom 01. bis 12. August 2023. Die Athleten und Athletinnen werden in den Disziplinen Lead, Bouldern, Speed und dem neuen Format Boulder & Lead antreten. Die Top 3 in der Kombinationsdisziplin Bouldern & Lead und die Top 2 im Speed gewinnen nicht nur die Medaillen, sondern sind damit auch für die Olympischen Spiele qualifiziert.

 

Weitere Qualifikationswettbewerbe werden in Kürze bekannt gegeben.

 

Sportklettern bei den Olympischen Spielen

  • Sein Debut feierte das Sportklettern 2018 bei den Youth Olympic Games (YOG) in Buenos Aires, Argentinien. Damals wurde ein Medaillensatz im Olympic Combined vergeben. Die DAV-Athletin Hannah Meul (DAV Rheinland-Köln) konnte sich qualifizieren und belegte im Finale den vierten Platz (Link zum Nachbericht).
  • In Tokyo (JPN) sollte 2020 eigentlich das Olympic-Combined-Format von den Senioren ausgetragen werden. Corona verhinderte das – die Olympischen Sommerspiele in Japan wurden auf das Jahr 2021 verschoben. Alexander Megos (DAV Erlangen) und Jan Hojer (DAV Frankfurt/Main) werden dort Deutschland repräsentieren. Der DAV begleitet die beiden Athleten mit der Kampagne "Climb to Tokyo" auf ihrem Weg dorthin. (Hier geht's zur Webseite)
  • In zwei Jahren werden sich die besten Kletterer und Kletterinnen der Welt erneut im Zeichen der fünf Ringen messen. In Paris wird aber nicht mehr der Dreikampf "Olympic Combined" ausgetragen, sondern Bouldern und Lead als Kombinationswettkampf sowie Speed als Einzeldisziplin. Erstmal werden damit zwei Medaillensätze pro Geschlecht vergeben.
 

Die neue Kombi-Wertung Bouldern & Lead

Paris 2024

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Für die olympischen Spiele 2024 wird es ein neues Kombinationsformat geben, das nur noch aus Bouldern & Lead besteht. Seine Premiere feiert das Format schon in diesem Jahr – bei den Europameisterschaften im Klettern in München.

Was ist Speed-Klettern?

Die Sportart als Wettkampf

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Wie es der Name sagt: beim Speed geht es um Schnelligkeit. Also darum, eine weltweit genormte Route, bei der die Länge und Neigung der Wand sowie die Größe, Form und Position der Griffe und Tritte immer identisch sind, schnellstmöglich nach oben zu klettern. Gesichert wird beim Speed mit Seilsicherung von oben, also im Toprope. Die Athletinnen und Athleten müssen am Ende der Route auf einen Buzzer schlagen, dann wird die Zeit gestoppt. Die Speedtour ist bei Wettkämpfen 15 Meter hoch, hängt fünf Grad über und befindet sich im siebten UIAA Schwierigkeitsgrad. Da es sich immer um die gleiche Griffabfolge handelt, können sich die Kletterinnen und Kletterer optimal vorbereiten. Sie prägen sich bei unzähligen Gos den Bewegungsablauf so ein, dass sie ihn verinnerlicht haben und genau wissen, welchen Griff sie wie nehmen beziehungsweise wohin sie ihren Fuß setzen müssen. Beim Speedklettern ist neben einer hohen Schnell- und Maximalkraft deshalb auch eine große Greif- und Trittpräzision notwendig. Außerdem sind im Wettkampf, der über mehrere Runden geht, bei höchster Geschwindigkeit Schnellkraftausdauer und Nervenstärke erforderlich. 

Was ist Lead-Klettern?

Die Sportart als Wettkampf

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Lead, also das Klettern mit Seil, wird auch als Vorstiegs- oder Schwierigkeitsklettern bezeichnet. Es ist die traditionellste Disziplin des Kletterns. Hier geht es darum, eine definierte Route in einer vorgegeben Zeit möglichst sturzfrei zu durchklettern – beziehungsweise höher als die anderen Starterinnen und Starter zu kommen. Seit mittlerweile über 30 Jahren hat sich das Leadklettern als Wettkampfsportart etabliert – 1989 ging der erste Weltcup über die Bühne. Zu Beginn fanden die Wettkämpfe noch am Fels statt, beim „Rockmaster“ im italienischen Arco beispielsweise, einem der ältesten Sportkletterwettkämpfe überhaupt. Inzwischen aber werden Wettkämpfe in Hallen an bis zu 20 Meter hohen Kunstwänden durchgeführt. Für diese Disziplin ist vor allem Ausdauer und Kraft nötig. Daneben sind eine ausgefeilte Technik und eine gute Taktik gefragt, um an der Weltspitze mitklettern zu können. Zunehmend sieht man bei den Leadwettkämpfen aber auch spektakuläre Sprünge oder Bewegungen, wie die „Figure Four“, bei dem mangels Tritt das Bein über den Unterarm gehängt und aus dieser Position weitergezogen wird.   Das Niveau beim Leadklettern ist mittlerweile sehr hoch, bei den Deutschen Jugendmeisterschaften beispielsweise sollte die männliche Jugend A den 9. UIAA-Grad beherrschen. Bei der Deutschen Meisterschaft der Senioren liegen die Schwierigkeiten bereits bei UIAA 10/10+, international sogar noch höher: Bei den Weltcups werden Touren bis zum UIAA-Grad 11-/11 geklettert. 

Was ist Bouldern?

Die Sportart als Wettkampf

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Bouldern bedeutet Klettern ohne Seil in Absprunghöhe – also einer Höhe, aus der noch ohne Verletzungsgefahr abgesprungen werden kann. Weichbodenmatten sollen bei einem eventuellen Sturz vor Verletzungen schützen. Das Bouldern ist eine eigene Disziplin des Sportkletterns und hat in den vergangenen Jahren eine rasante Entwicklung durchlaufen. Bei dieser Kletterdisziplin geht es darum, Probleme zu lösen, also Boulder richtig zu lesen. Im Wettkampf müssen komplexe Einzelzüge und komplizierte Bewegungsabläufe in einer vorgegeben Zeit bewältigt werden: Ziel ist es, den Topgriff, also den obersten Griff, mindestens drei Sekunden lang stabil zu halten. Beim Bouldern ist vor allem Maximalkraft gefragt. Diejenigen Kletterinnen und Kletterer, die an der Weltspitze dabei sein wollen, brauchen darüber hinaus ein hohes Maß an Athletik, eine sehr gute Beweglichkeit und ein ausgeprägtes Koordinationsvermögen. Akrobatische Bewegungsabläufe, Sprünge oder ungewöhnliche Körperpositionen gehören mittlerweile zum abgefragten Repertoire bei den Wettkämpfen. Durch seine spektakulären Bewegungen, viel Action in kurzer Zeit sowie dem zuschauerfreundlichen Modus hat das Wettkampfbouldern in den vergangenen Jahren zunehmend an Anziehungskraft gewonnen. Zu dem diesjährigen Boulderweltcup in München, bei dem der deutsche Starter Jan Hojer Bronze gewann, kamen mehr als 5000 Besucherinnen und Besucher.