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Deutsche Meisterschaft Bouldern 2022: Das war die Qualifikation

11.06.2022, 20:00 Uhr

In der einstein Boulderhalle in Düsseldorf ging an diesem Tag die Qualifikation der Deutschen Meisterschaft im Bouldern über die Bühne. Bei den Damen konnten sich besonders Helene Wolf und Florence Grünewald hervortun. Die Herren-Quali sah eine große Spitzengruppe, die am morgigen Tag um das Podium kämpfen wird. Die Highlights gibt es hier.

Ausgangslage: Raum für die jungen Boulderstars

Durch eine Terminüberschneidung mit dem Boulderweltcup in Brixen ging der größte Teil des DAV-Kaders bei diesen Meisterschaften nicht an den Start. Der Spannung tat dies keinen Abbruch – im Gegenteil: Durch die Abwesenheit der Stars hatten die Newcomer*innen Raum, sich auszuprobieren und zu glänzen. Bei den Damen machten sich 31 Starterinnen an die fünf Quali-Bouder, bei den Herren kämpften 35 Athleten um die Meisterwürden.

 

Quali der Damen: Helene Wolf setzt sich durch

Bereits Boulder eins hatte es in sich: Über Dualtexture-Volumen ging es nach dem Start halbdynamisch nach oben und über eine Leiste an einem großen Volumen wieder nach links unten, wo die kleingriffige Zone lag. Bis dorthin schafften es immerhin 17 Damen, oftmals im ersten Versuch. Doch danach war Schluss, dieser Boulder sah als einziger kein Top.

 

Ähnlich hart fiel den Teilnehmerinnen der kleingriffige Plattenboulder: Die Zonenwertung schafften zwar 24 der 31 Damen, doch den Top-Griff erreichten nur drei: Helene Wolf (DAV Hamburg und Niederelbe), Daria Nesterenko aus der Ukraine sowie Wiebke Weber (DAV Frankfurt/Main).

 

In diesem Jahr dürfen alle ukrainischen Geflüchteten mit entsprechenden Leistungen sowohl bei den Deutschen Meisterschaften als auch bei den Jugendcups starten. Nesterenko beendete die Quali auf Platz drei, mit drei Tops und fünf Zonen. Ihre Leistungen laufen allerdings außer Konkurrenz, sodass bei dieser Meisterschaft 21 statt 20 Teilnehmerinnen ins Halbfinale vorrücken.

 

Ab Boulder drei zog dann Florence Grünewald (DAV Kaiserslautern) an: Sie flashte alle übrigen Boulder und somit auch dieses newschoolig geschraubtes Problem: Von guten Griffen ging es zuerst – je nach Körpergröße dynamisch bis statisch – an ein großes Volumen, an dem die Athletinnen Schwung holen mussten für einen Sprung nach links. Für die Füße gab es ein langes abschüssiges Volumen, mit den Händen musste man sich an zwei gegensätzlich angeordneten Griffen abfangen. Dort lag auch die Zone. Nur die Zwischenwertung erreichten drei Damen, die späteren Top-6 kletterten von dort auch noch zum Top.

 

Leichter fiel den Teilnehmerinnen Boulder vier, der durch eine Verschneidung und an kleinen Griffen nach oben führte. Alle Athletinnen erreichten die Zone, 24 von ihnen das Top und 20 davon im ersten Versuch.

 

Das letzte Problem trennte dann wieder die Spreu vom Weizen: Die Starterinnen mussten zunächst durch eine extrem überhängende Wandpartie und danach an vier abschüssigen Leisten zum Top. Dies gelang lediglich Florence Grünewald und Helene Wolf – dafür im Flash. Immerhin 18 weitere Athletinnen erreichten die Zone.

 

Aufgrund ihrer grandiosen Leistungen sind als Top-Favoritinnen für das Finale Helene Wolf und Florence Grünewald zu nennen. Speed-Star Franziska Ritter qualifizierte sich als 9. für das Halbfinale. Alle Ergebnisse gibt es hier.

 

„Es waren keine wirklichen Geschenke dabei, man konnte sich auch in den leichteren Bouldern verklettern“ kommentierte Chefroutenschrauber Luke Brady die Routen, „aber wir wollten auch, dass die unerfahreneren Athletinnen im Feld mit mindestens einem Erfolgserlebnis durch eine Zonen- oder Topwertung nach Hause gehen, und das haben wir geschafft.“

 

Quali der Herren: Kopf-an-Kopf-Rennen

Die fünf Herrenboulder waren für das Publikum spannend anzusehen und verlangten den Athleten kreative Lösungen und artistische Moves ab. In Boulder eins musste in der Mitte dynamisch ein Toehook-Catch an einem Volumen gesetzt werden, um zum Top zu gelangen. Dies gelang ziemlich vielen Athleten: 15 um genau zu sein – vier davon sogar als Flash. Eine statische Lösung hatte hingegen Florian Wientjes (DAV München-Oberland) parat. Als einer der wenigen konnte er diesen Boulder sogar im ersten Go machen.

 

Boulder zwei war nahezu identisch mit dem Boulder der Damen, lediglich das Top-Griff war abschüssiger. Auch dieser Boulder fiel vor allem der recht großen Spitzengruppe rund um Max Prinz (AlpinClub Hannover), Lasse von Freier (AlpinClub Hannover), Michel Siedler (DAV Frankenthal), Yannick Nagel (DAV Mannheim), Thorben Perry Bloem (DAV Braunschweig), Emil Zimmermann (DAV Freiburg-Breisgau), Mats Habermann (DAV Frankenthal), Florian Wientjes, Tim Würthner (DAV Würzburg) und Elias Arriagada Krüger (AlpinClub Berlin) nicht schwer. Bis auf Wientjes und Nael konnten alle diesen Boulder im ersten Versuch klettern. Insgesamt erreichten 28 Athleten den Topgriff.

 

Kreative Lösungen verlangte Boulder drei, der als Startgriff eine breite Leiste in rund zwei Metern Höhe besaß, auf dem alle vier Gliedmaßen positioniert werden mussten. Anschließend ging es entlang einer Leiste nahezu waagrecht durch die Mitte der Wand, bevor  im letzten Teil nochmal kleingriffige dynamische Züge abgefragt wurden. Doch auch dieses Problem konnten vier Boulderer aus der Spitzengruppe lösen – teils im Flash.

 

Der vorletzte Boulder führte wiederum an senkrechten Blöcken nach schräg oben und verlangte viel Kraftausdauer. Doch auch für rund zwei Drittel der Starter stellte der Boulder kein allzugroßes Problem dar.

 

Die Qualifikation beschloss ein steil überhängender Boulder mit Dach, der den ganzen Körpereinsatz forderte: Unten Hooks und Knieklemmer an großen Dreiecken, oben eine kurze Verschnaufpause an einem Knieklemmer (Zone), bevor es zu einem sehr weiten Zug nach rechts oben zum Top-Griff ging. Besonders die Züge oberhalb der Zone forderten ihren Tribut. 14 Athleten konnten sie nicht überklettern. Am Top kamen hingegen 14 Athleten an.

 

Die Top 10 dieser Qualifikation zählen morgen logischerweise zu den Favoriten: Sie konnten mindestens vier Boulder toppen und erreichten alle Zonen. Besonders hervorgetan hat sich Max Prinz, der Deutsche Meister von 2019: Er konnte vier von fünf Boulder flashen. Ebenfalls fünf Tops holten sich Lasse von Freier und Thorben Perry Bloem. Es wird also spannend morgen!

 

 

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Am 11. und 12. Juni fand die Deutsche Meisterschaft im Bouldern statt. Die gesamte Veranstaltung ist hier als Replay verfügbar.

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Die Sportart als Wettkampf

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Bouldern bedeutet Klettern ohne Seil in Absprunghöhe – also einer Höhe, aus der noch ohne Verletzungsgefahr abgesprungen werden kann. Weichbodenmatten sollen bei einem eventuellen Sturz vor Verletzungen schützen. Das Bouldern ist eine eigene Disziplin des Sportkletterns und hat in den vergangenen Jahren eine rasante Entwicklung durchlaufen. Bei dieser Kletterdisziplin geht es darum, Probleme zu lösen, also Boulder richtig zu lesen. Im Wettkampf müssen komplexe Einzelzüge und komplizierte Bewegungsabläufe in einer vorgegeben Zeit bewältigt werden: Ziel ist es, den Topgriff, also den obersten Griff, mindestens drei Sekunden lang stabil zu halten. Beim Bouldern ist vor allem Maximalkraft gefragt. Diejenigen Kletterinnen und Kletterer, die an der Weltspitze dabei sein wollen, brauchen darüber hinaus ein hohes Maß an Athletik, eine sehr gute Beweglichkeit und ein ausgeprägtes Koordinationsvermögen. Akrobatische Bewegungsabläufe, Sprünge oder ungewöhnliche Körperpositionen gehören mittlerweile zum abgefragten Repertoire bei den Wettkämpfen. Durch seine spektakulären Bewegungen, viel Action in kurzer Zeit sowie dem zuschauerfreundlichen Modus hat das Wettkampfbouldern in den vergangenen Jahren zunehmend an Anziehungskraft gewonnen. Zu dem diesjährigen Boulderweltcup in München, bei dem der deutsche Starter Jan Hojer Bronze gewann, kamen mehr als 5000 Besucherinnen und Besucher.