DAV-Expedkader beendet Abschlussexpedition erfolgreich

Expedkader agiert autark in fast unberührtem Gebiet

"Kommt lebend zurück, kommt als Freunde zurück, kommt mit Erfolgen zurück", getreu dieser englischen Alpinistenregel ist der DAV Expeditionskader der Herren Ende vergangener Woche von seiner Abschlussexpedition in Grönland zurückgekehrt. Am 26. Juni war das Team um Trainer Christoph Gotschke in einen bisher kaum erschlossenen Teil des Tasermiut Fjordes an der Südspitze der größten Insel der Welt gereist. Als Teilnehmer waren dabei: Fabian Hagenauer (DAV Rosenheim), Thomas März (DAV Burghausen) und Korbinian Grünauer (DAV Garmisch-Partenkirchen) - die beiden weiteren Kadermitglieder Hermann Böttcher (DAV München-Oberland) und Florian Storkenmaier (DAV Wangen-Allgäu) mussten die Unternehmung kurzfristig vor der Abreise aus persönlichen Gründen absagen. Begleitet wurde der Kader zudem von Expeditionsarzt Dr. med. Bernhard Bliemsrieder.

Knapp vier Wochen hatte das junge Team aus ambitionierten Alpinisten Zeit, sich kletternd an den zum Teil noch unberührten 400-1200 Meter hohen Granitwänden der Arktis zu versuchen. Das Ziel: Alpine Erstbegehungen und anspruchsvoller Freiklettergenuss. Nicht nur die Routen, auch das Ziel selbst ist neu: Erstmals in der Kadergeschichte lag das Ziel einer Expedition im Hohen Norden - wegen fehlender Erfahrungen und kaum vorhandener Infrastruktur eine besondere Herausforderung. Dabei ist die Logistik einer derartigen Expedition überaus komplex: 800 Kilogramm Gepäck für ein fünfköpfiges Team sind nichts Ungewöhnliches. In der Regel unterstützen deshalb Agenturen, zusätzliche Träger oder ein Küchenteam solche Expeditionen. Der DAV-Kader entschied sich jedoch, autark zu agieren, also ohne externe Unterstützung. Die nächste Besonderheit in fast unberührtem Gebiet: Der Zugang zu den möglichen Kletterzielen und die Finessen des Geländes sind selbst mit gründlichster Recherche nicht immer im Detail planbar.

Die wilde Landschaft in Grönland. Foto: Thomas März/www.bergundbild.de
Das Team (v.l.n.r.): Expeditionsarzt Dr. Bernhard Bliemsrieder, Thomas März, Fabian Hagenauer, Trainer Christoph Gotschke und Korbinian Grünauer. Foto: DAV Expedkader

Gemeinsam an der Aufgabe gewachsen

Der Expedkader der Herren kehrt mit einem positiven Fazit von seiner Abschlussexpedition zurück - und mit handfesten Erfolgen: Drei schwierige Erstbegehungen bis zum oberen 9. Kletterschwierigkeitsgrad, zwei Wiederholungen bestehender, äußerst anspruchsvoller alpiner Touren und jede Menge kostbarer Erfahrungen sind die Belohnung für vier Expeditionswochen und drei Jahre akribischer Vorbereitung.

Das Fazit von Christoph Gotschke: "Eine sehr gute Zeit mit tollen alpinen Erfolgen ist zu Ende gegangen. Wir haben unglaublich viel erlebt, gelernt und sind an manchen Tagen über uns hinausgewachsen. Die alpine Entdeckerfreude und die geschafften Klettereien sind der messbare Erfolg der Abschlussexpedition des Teams. Genauso eindrücklich und wertvoll war aber für die Jungs das Teamwork im Basislager und das gemeinsame Wachsen an der Aufgabe. Denn auch wenn die Höhe hier keine Rolle spielte, war angesichts der Isolation, der Eigenständigkeit und der wilden Lage doch jedem sehr bewusst, dass gutes Zusammenarbeiten und Aufeinander-Achten der Schlüssel zu einer genialen Zeit mit erfolgreichem Abschluss waren."

  • Den gesamten Nachbericht zur Expedition gibt es hier.

  • Erklärungen für gängige Begriffe im Klettern gibt es im Kletterlexikon.

Die Erfolge auf einen Blick

Erstbegehungen

Tinniertuup IV: "For our gone friends", 1000m, VI

Unbenanntes Seacliff beim Basislager: "Der alte Mann, der junge Mann und das Meer", 500m, VIII

Unbenanntes Seacliff beim Basislager: "GG-22-02", 500m, IX+

Wiederholungen

Hermellnberg: "Nordostgrat", 900 m, VII+

Tinniertuup II: "Scorpion Groove", 800 m, E3 5c (VIII-)

Außerdem gab es Erkundungstouren und Besteigungen einiger Gipfel der Umgebung

  • Save the Date: Am 10. November wird es einen Vortrag des Teams zur Abschlussexpedition in der Bundesgeschäftsstelle des Deutschen Alpenvereins in München geben. Genauere Informationen werden noch bekannt gegeben.

Ein runder Abschluss nach einer schwierigen Laufzeit

2019 wurde das aktuelle Männerteam des DAV-Expedkaders ausgewählt und drei Jahre später blickt es auf eine durchwachsene Laufzeit und eine bewegte Geschichte zurück. Todesfälle im Team und dessen Umfeld, eine Nachbesetzung in der Mannschaft, ein neuer Trainer und Einschränkungen durch Corona belasteten die Teilnehmenden erheblich. Als Folge wurde die Laufzeit des Kaders von zwei auf drei Jahre verlängert - Zeit sich neu zu sortieren, sich intensiv mit dem Erlebten auseinander zu setzen und neue Motivation zu sammeln. Mit Neutrainer Gotschke, der im März 2022 Fritz Miller ablöste, hätte man wohl keinen passenderen auswählen können: Der staatlich geprüfte Bergführer ist nicht nur erfahrener Alpinist und Klettertrainer, sondern war selbst von 2004 - 2006 im Expedkader. Nach einer intensiven Phase der Aufarbeitung konnte die Abschlussexpedition trotz aller Verluste und gerade für die verlorenen Freunde stattfinden. "Die Grönlandexpedition setzt den Schlusspunkt an einen Kaderturnus mit extremen Höhen und Tiefen. Wir haben als Team und Alpinisten unser Bestes gegeben - in Gedanken immer bei unseren Freunden, die nicht dabei sein konnten. Wir denken in Trauer und Freundschaft besonders an unser Teammitglied Andreas Lindner, der 2020 tödlich abstürzte." - so Christoph Gotschke.

Foto: DAV Expedkader/Christoph Gotschke Foto: DAV Expedkader/Christoph Gotschke

DAV ist stolz auf die Leistung des Teams

"Wir sind sehr stolz auf die Leistungen unseres gesamten Teams, die sie im Rahmen ihrer Abschlussexpedition erreichen konnten. Drei wirklich große Erstbegehungen in Grönland bilden einen tollen Abschluss der Zeit im DAV-Expedkader!", freut sich Philipp Abels, Leistungssportreferent vom Deutschen Alpenverein. "Unser Dank gilt Fritz Miller, der den Kader in den ersten beiden Jahren vorbereitet hat sowie Christoph Gotschke, der mit seiner hervorragenden Arbeit ganz maßgeblich zu diesem Erfolg beigetragen hat. Ebenfalls gebührt ein besonderer Dank dem Expeditionsarzt Bernhard Bliemsrieder, der weit mehr als nur Arzt war und sich vor und während der Expedition als absolut gleichwertiges Teammitlglied eingebracht hat."

Der DAV-Expedkader wird von den Partnern Mountain Equipment, Edelrid und Katadyn unterstützt.

Starke Frauen im Expedkader

Auch der Frauen Expedkader ist aktiv: Im Juli ging es für das Team für einen Lehrgang im Hochtouren- und Granitklettern ins französische Chamonix. Die weltbekannte Region um den Mont Blanc zählt unter Alpinist*innen zu den absoluten Kletter-Hotspots. Zusammen mit Trainerin Dörte Pietron konnten dort nicht nur alpine Klassiker bis zum 9. Schwierigkeitsgrad geklettert, sondern auch wichtiges Bergsport Know-How vermittelt werden. Von der Spaltenbergung bis hin zur Selbstrettung, wurden überlebensnotwendige Techniken geübt und vertieft.

Das Frauenteam war in diesem Jahr auch abseits der Lehrgänge höchst erfolgreich: Amelie Kühne (DAV Heilbronn) bezwang die Peuterey Integral, die mit 4500 Höhenmetern längste Gratklettertour in den Alpen ist. Caro Neukam (DAV München-Oberland) meisterte die Brouillard Intégrale, eine äußerst anspruchsvolle Hochtour am Mont Blanc, die bisher nicht viele Bergsteigende in ihr Tourenbuch schreiben dürfen. Und Luisa Deubzer (DAV München-Oberland) reihte sich in die elitäre Riege der stärksten Kletterinnen ein. Pünktlich vor Chamonix konnte sie ihr Sportkletterprojekt Speed Integrale abschließen, das mit 9a bewertet ist - ein internationaler Schwierigkeitsgrad, den bisher nur eine handvoll Frauen weltweit überhaupt klettern konnten.

  • Alle Infos zum Frauenkader gibt es hier.

Lulu und Amelie am Stand im Chamonix. Foto: Olga v. Plate

Service für die Presse

  • Bildmaterial von der Abschlussexpedition in Grönland gibt es hier.

  • Hier geht es zu allgemeinem Bildmateraial zum DAV Expedkader

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