Dass der Klimawandel in den Alpen schon angekommen ist, spüren wir jedes Jahr wieder, wenn zum Beispiel Hütten früher schließen müssen, weil ihnen das Wasser ausgeht, oder Muren die Aufstiegswege zerstören. Sich Strategien zurecht zu legen, wie wir mit diesen Folgen wird deshalb umso wichtiger - auch von staatlicher Seite. Die bayerische Klimaanpassungsstrategie setzt sich mit den Folgen und möglichen Lösungsansätzen für den Freistaat auseinander. Sie wird aktuell überarbeitet, vernachlässigt aus unserer Sicht aber nach wie vor die besonderen Begebenheiten der Alpen. Wir haben deshalb in einer Stellungnahme Vorschläge erarbeitet, wie die Bayerische Klimaanpassungsstrategie noch stärker auf die Bedarfe des Alpenraums eingehen kann.
Vorschläge des DAV zur Verbesserung der Bayerischen Klimaanpassungsstrategie
Realistische und konkrete Ziele mit nachvollziehbaren Indikatoren setzen!
Grundsätzlich begrüßen wir, dass in der Strategie Ziele mit Indikatoren und fixen Verantwortungen festgelegt werden. In der Regel fehlen allerdings Zielgrößen, anhand derer die Zielerreichung gemessen werden kann. Im Kapitel zu den Zielen im Handlungsfeld Wald und Forstwirtschaft ist zum Beispiel lediglich die Rede von der "Sicherung und Weiterentwicklung der lebenswichtigen Waldfunktionen", die beispielsweise durch den "Erhalt der biologischen Vielfalt im Wald in Zeiten des Klimawandels" sichergestellt werden soll. Wann genau die Waldfunktionen aber gesichert sind, bleibt unklar. Hier sehen wir dringenden Nachschärfungsbedarf.
Den Alpen als einzigartigem Ökosystem Rechnung tragen!
Die Alpen sind topografisch, ökologisch und klimatisch deutlich vom Rest Bayerns zu unterscheiden: allein die Höhenlagen und spezifischen Niederschlagsmuster machen den Alpenraum schlecht vergleichbar mit dem eher flachen Teil Bayerns oder den bayerischen Mittelgebirgen. Deshalb müssen für die Alpen auch die Georisiken durch Klimawandelfolgen gesondert eingeschätzt sowie deren Verhinderungs- oder Eindämmungsmaßnahmen an die spezifischen Bedürfnissen angepasst werden. Konkret schlägt der DAV deshalb vor, Berg- und Felsstürze sowie Lawinen als eigene Risikokategorie aufzunehmen, um so spezielle Maßnahmen zum Schutz vor ihnen entwickeln zu können.
Durch die Eingliederung des Alpenraums in die Gesamtrisikobetrachtung Bayerns wird die Gefahr von Rutschungen und Muren deshalb außerdem als geringes Risiko eingeschätzt - eine Annahme, die stark von den aktuellen Erfahrungen in den Bergregionen abweicht, wo klimawandelbedingte Starkregenereignisse Muren und Steinschläge immer wahrscheinlicher machen. Um keine lokalen Risiken im Durchschnitt Bayerns verschwinden zu lassen, muss der Alpenraum deshalb hier gesondert betrachtet werden.
Klimawandelanpassung und Klimaschutz zusammen denken!
Noch ist es nicht zu spät: jede Tonne CO2, die wir nicht in die Atmosphäre blasen, begrenzt den Temperaturanstieg. Neben der Anpassung an Klimawandelfolgen sollte der Schutz deshalb nicht zu kurz kommen. In vielen Bereichen lassen sich sogar Synergien bei den Anpassungs- und Schutzmaßnahmen nutzen, zum Beispiel bei der Wiedervernässung von Mooren: sie speichern CO2 aus der Luft und funktionieren gleichzeitig als Schwamm, der Starkregen aufnimmt und so vor Überflutungen schützen kann.
Naturbasierte Lösungen priorisieren!
Je widerstandsfähiger ein Ökosystem für Klimaveränderungen ist, desto besser kann es uns auch vor risikoreichen Klimawandelfolgen schützen. Intakte Moore sind auch hier wieder ein Beispiel, das außerdem zur Artenvielfalt und einem angenehmen Mikroklima vor Ort beiträgt. Die Vorteile von naturbasierten gegenüber technischen Lösungen sind zum Einen ihr umfangreicher Nutzen für das gesamte Ökosystem, das viele Einzelmaßnahmen zugunsten eines intakten Ökosystem unnötig werden lässt. Zum Anderen können sie durch ihre natürliche Anpassungsfähigkeit langfristig vor den Folgen des Klimawandels schützen und sind häufig auch günstiger als wartungsintensive Technik.