Olympische und Paralympische Sommerspiele in Deutschland

Der DAV spricht sich als Mitglied im DOSB und als zuständiger Fachverband im Klettersport für die Bewerbung für die Olympischen und Paralympischen Sommerspiele in Deutschland aus und setzt sich für eine nachhaltige und klimafreundliche Ausrichtung ein. Das bedeutet insbesondere:  

  • Nutzung bestehender Sportstätten

  • Einsatz nachnutzbarer und temporärer Sportstätten 

  • Realisierung zukunftsweisender Mobilitätskonzepte

  • Einhaltung von Umweltstandards

  • Transparente Planungsprozesse

  • Faire Finanzierung

  • Zentrale Unterbringung der Athlet*innen in einem Olympischen Dorf, Nachnutzung als bezahlbarer Wohnraum

Alex Megos beim Training für die Olympischen Spiele 2024 in Paris. Foto: Drapella/Virt/IFSC, all rights reserved.

Hier sind die Details zu den einzelnen Punkten:

  • Nutzung bestehender Sportstätten
    Für Olympische und Paralympische Spiele sind in der Vergangenheit viele neue Sportstätten erbaut worden, die nicht oder kaum nachgenutzt wurden. Die Kritik daran war zu Recht laut. Die deutsche Olympiabewerbung muss andere Wege gehen und schwerpunktmäßig auf die Nutzung bestehender Sportstätten setzen. Die Bewerberstädte Berlin, Hamburg, München und Rhein-Ruhr verfügen in fast allen Sportarten über solche Anlagen, die gegebenenfalls zu modernisieren oder zu sanieren sind.

  • Bau nachnutzbarer Sportstätten 
    Neue Sportstätten sollen nur unter zwei Bedingungen gebaut werden: Entweder gibt es ein valides Nachnutzungskonzept oder Anlagen sind ohnehin im Rahmen der bestehenden Stadt- und Sportentwicklung geplant.

  • Einsatz temporärer Sportstätten
    Temporäre Sportstätten bilden die dritte Säule im deutschen Konzept nachhaltiger Spiele. Sie kommen für bestimmte Sportarten wie beispielsweise BMX oder Klettern zum Einsatz, um die Spiele so gut wie möglich ins Stadtgeschehen zu integrieren. Die möglichst vollständige Nachnutzung dieser Sportstätten an anderer Stelle sollte gesichert sein. Kletterwände würden zum Beispiel als Trainings- oder Wettkampfstätte oder als allgemein zugängliche Anlage wieder aufgebaut.

  • Realisierung zukunftsweisender Mobilitätskonzepte
    Die Gesamtplanung und das Ziel von Spielen „kurzer Wege“ muss vor allem auf öffentliche Verkehrsmittel setzen und auch innovative Ideen integrieren. So findet sich zum Beispiel im Grobkonzept der Stadt Hamburg die Idee einer Art Transrapid-Strecke von Hamburg nach Kiel, wo die Segelwettbewerbe stattfinden. Die Reaktivierung von S- oder U-Bahn-Strecken im Stadtgebiet München ist ein anderes Beispiel.

  • Einhaltung von Umweltstandards
    Bestehende Umweltstandards sind vollumfänglich einzuhalten. Das betrifft zum Beispiel auch die unbedingte Beachtung bereits bestehender Schutzgebiete. Eine Aufweichung von ökologischen Standards darf nicht stattfinden. Eine Emissionsbilanzierung der Olympischen und Paralympischen Spiele wird durchgeführt und ein Kompensationskonzept umgesetzt.

  • Transparente Planungsprozesse
    Informations- und Beteiligungsprozesse sind essentielle Bestandteile bei der Realisierung von Großprojekten in demokratischen Rechtsstaaten. Umso wichtiger ist dies bei olympischen Spielen, die ja nicht nur toleriert sein sollen, sondern positive gesellschaftliche Impulse setzen wollen.

  • Faire Finanzierung

    Im OCOG-Budget (Durchführungsbudget) werden operative Kosten und Einnahmen, welche durch die Ausrichtung der Spiele entstehen, aufgestellt. Investitionen, z.B. Stadt- und Infrastrukturentwicklungen, die entweder durch die Spiele katalysiert werden oder gänzlich unabhängig davon sind, werden dem Non-OCOG-Budget zugerechnet.
    Der Beitrag am OCOG-Budget aus der öffentlichen Hand sollte möglichst gering sein, im Falle von Paris z.B. wurde dies zu 95 Prozent aus dem privaten Sektor finanziert. 

  • Zentrale Unterbringung der Athlet*innen in einem Olympischen Dorf, Nachnutzung als bezahlbarer Wohnraum
    Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat das „One-Village-Konzept“ zur Voraussetzung für die Bewerbung von Sommerspielen gemacht. Die Athlet*innen sollen dadurch ins Zentrum der Spiele rücken. Weil aber niemals alle Sportarten im unmittelbaren Umkreis des Olympischen Dorfes durchführbar sind, kann es auch ein olympisches Satelliten-Dorf geben, zum Beispiel bei Kiel als Austragungsort für die Segelwettbewerbe. In der Vergangenheit gab es immer wieder gute Beispiele für die Nachnutzung von olympischen Dörfern, in München etwa gibt es deshalb die Studentenstadt. Die Schaffung wertvollen bezahlbaren Wohnraums muss Bestandteil der deutschen Olympiabewerbung sein.

Was kann der DAV bei der Gestaltung der Spiele bewirken?

  • Als anerkannter Spitzenverband im Sport und gleichzeitig größter Naturschutzverband Deutschlands nimmt der DAV eine einzigartige Doppelrolle ein. Diese Kombination aus sportlicher und ökologischer Kompetenz macht ihn zu einem wichtigen Impulsgeber in allen Fragen der Nachhaltigkeit olympischer Großveranstaltungen.

  • Der DAV ist der größte Bergsportverband der Welt und in der deutschen Gesellschaft breit und vielfältig verankert. Seine Glaubwürdigkeit und sein Gewicht garantieren eine Wirksamkeit seiner Impulse bei der Gestaltung der Spiele.

  • Olympische und Paralympische Spiele stärken den gesellschaftlichen Zusammenhalt, sofern sie die oben genannten Kriterien erfüllen. Insofern wird der DAV seiner Rolle als gesellschaftspolitischer Akteur mit dem Engagement für entsprechende Spiele gerecht.

Welche positiven Effekte haben Olympische und Paralympische Spiele auf den Klettersport?

  • Olympia ist das große Ziel im Leistungssport – heimische Olympische und Paralympische Spiele sind ein sehr wirksamer Katalysator für die Entwicklung des Klettersports in Deutschland.

  • Der Bundesverband möchte die Landesverbände und Sektionen von Beginn des Bewerbungsprozesses an konstruktiv einbeziehen. Das stärkt deren Verankerung in den sportpolitischen Institutionen der jeweiligen Länder und Kommunen. 

  • Olympia vor der eigenen Haustüre hat eine große emotionale Wirkung und kann zu einem kräftigen Schub beim Nachwuchs für den Klettersport sorgen.

  • Olympische und Paralympische Spiele sind unter den o.g. Prämissen ein großer Imagegewinn für den Klettersport.

Bei der 1. Deutschen Paraclimbing Meisterschaft 2025 in Augsburg. Foto: DAV

Warum können Olympische und Paralympische Sommerspiele wichtig für Deutschland sein?

  • Die Sportfachverbände mit ihren Vereinen und insgesamt 28 Millionen Mitgliedern in Deutschland sind vom DOSB aufgerufen, Olympische und Paralympische Spiele in Deutschland zu unterstützen. Diesem Aufruf werden die allermeisten Verbände und Vereine folgen. Mit entsprechend breitem und starkem Rückenwind sind positive gesellschaftliche Impulse für das ganze Land sehr wahrscheinlich.

  • Erfahrungsgemäß bringen die Spiele einen deutlichen Mehrwert für den Sport und die Sportentwicklung samt Infrastruktur im jeweiligen Land.

  • Olympische und Paralympische Spiele sind ein Magnet für globale Aufmerksamkeit. Das kann wiederum einen großen Imagegewinn für Deutschland bewirken – und hat sowohl unmittelbare wie auch mittelbare positive ökonomische Effekte.

Wie verläuft der Bewerbungsprozess?

Bis Ende Mai 2025 konnten die vier Bewerberstädte ihre Grob-Konzepte abgegeben. Unter Federführung des DOSB folgen nun diese Schritte:

  • Stufe 1 – Prüfung der Mindestkriterien (bis 09/2025)
    Der DOSB prüft diese Konzepte bis September 2025 auf die Erfüllung der operativen Mindestanforderungen und ihre Plausibilität im Gesamtkonzept. Die Gebietskörperschaften werden über das Ergebnis informiert. Konzepte, die diese Prüfung bestehen, werden der DOSB-Mitgliederversammlung 2025 vorgestellt.

  • Stufe 2 – Referenden (bis 06/2026)
    Bürgerentscheide sind keine Voraussetzung für die Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele. Und doch wollen drei der vier deutschen Bewerberstädte solche Entscheide durchführen und sich auch an das jeweilige Ergebnis halten. Alleine in Berlin ist aufgrund der Landesverfassung ein Bürgerentscheid nicht möglich, dort wird die Einbindung der Bürger*innen anders gestaltet. Die Phase der Bürgerentscheide geht von 26. Oktober 2025 in München bis in den Frühsommer 2026. In Hamburg ist der Bürgerentscheid Ende Mai 2026 geplant, Düsseldorf und die Region Rhein-Ruhr wollen Bürgerentscheide in allen 18 betroffenen Kommunen abhalten (Termin n.n.).

  • Stufe 3 - finale Bewertung und Entscheidung (bis 09/2026)

    DOSB und Bund entwickeln ein System für die finale Bewertung der noch im Prozess befindlichen Konzepte. Welche der aktuellen Kandidaten noch im Rennen sind, hängt von den Evaluierungen der Konzepte, aber auch der internationalen Chancenbewertung ab. Die DOSB-Spitzenverbände haben geäußert, dass sie auf der Mitgliederversammlung gerne eine Auswahl hätten.

    Auf der außerordentlichen DOSB-Mitgliederversammlung im Oktober 2026 wird dann die Bewerberstadt gewählt. Die Positionierung des DAV wird dann vor allem die DAV-Prioritäten und die jeweilige Ausgestaltung der Kletter- und Paraclimbing-Wettbewerbe im Blick haben.

Good to know – weitere wichtige Infos

  • Der DOSB als Nationales Olympisches Komitee bewirbt sich für die Ausrichtung von Olympischen Spielen. Wichtig ist dabei immer, dass es eine politische Unterstützung gibt, was die deutsche Bundesregierung zugesichert hat.

  • In einem nationalen Bewerbungsverfahren bewerben sich diese vier Städte bzw. Regionen: Berlin, Düsseldorf/Rhein-Ruhr, Hamburg, München.

  • Außer Berlin haben alle Bewerberstädte angekündigt, nur auf Grundlage eines Bürgerentscheids anzutreten. In Berlin wird die Bürgerbeteiligung landesverfassungsbedingt eigens gestaltet.

  • Zur Vorbereitung der Bewerbung wurde im DOSB eine Stabsstelle eingerichtet.

  • Die Verbände und Landessportbünde werden bis zur außerordentlichen DOSB-Mitgliederversammlung im Oktober 2026 sukzessive stärker in den Bewerbungsprozess einbezogen.

  • Der DOSB befindet sich im „continous dialogue“ mit dem IOC. Bislang befindet sich keine Bewerberstadt in einem „detailed dialogue“. Das könnte darauf hindeuten, dass es in 2026 noch keine Entscheidung über die Spiele 2036 geben wird. Eine Entscheidung des IOC in 2026 wäre für den DOSB auf jeden Fall zu früh.

  • Es gibt keine festen zeitlichen Abläufe für Entscheidungen zu Spielen mehr, das IOC kann auch zwei oder drei Austragungen auf einmal entscheiden, je nach Strategie. Häufig genannte Bewerbungen sind Indien und Afrika (ohne spezifisches Land bzw. Stadt derzeit) sowie Europa, wobei hier sicher einige Kandidatenstädte antreten werden.

  • Der DOSB ruft alle olympischen Spitzenverbände auf, sich hinter eine Bewerbung für Spiele in Deutschland zu stellen und diese auch aktiv zu bewerben. Das betrifft selbstverständlich auch den DAV.

Dieses Papier wurde im DAV-Präsidium in der 31. und 32. Kalenderwoche 2025 abgestimmt.