- Beim 22. Bergfilm-Festival Tegernsee setzte der Deutsche Alpenverein Akzente mit dem DAV-Abend und der Verleihung des DAV-Preises: 50 Jahre Rotpunkt und modernes Freiklettern standen im Fokus, Pioniere wie Kurt Albert und Bernd Arnold wurden gewürdigt, und der Kletterfilm „Flashed“ wurde mit dem DAV-Preis ausgezeichnet.
50 Jahre Rotpunkt: DAV feiert Klettergeschichte beim Bergfilm-Festival Tegernsee
DAV-Abend: 50 Jahre Rotpunkt
Der DAV-Abend am Freitag, 17. Oktober 2025, widmete sich dem Jubiläum „50 Jahre Rotpunkt“ – jener Idee, die das Sport- und Alpinklettern grundlegend verändert hat: Routen gelten nur dann als „geschafft“, wenn sie ohne technische Hilfsmittel und vollständig frei geklettert werden – der rote Punkt am Einstieg wurde zum Symbol dieser Haltung.
Den Auftakt gestaltete DAV-Vizepräsidentin Melanie Grimm mit einer Rede über den geistigen Vater des Rotpunktkletterns, Kurt Albert. Sie zeichnete nach, wie sich aus Alberts provokanter Idee eine Haltung entwickelte, die Eigenverantwortung, Fairness und den puren Klettergedanken in den Mittelpunkt stellt. In ihrer Rede sagte Grimm:
„Vor genau fünfzig Jahren, 1975, kletterte Kurt Albert in diesem Stil den Adolf-Rott-Gedächtnisweg am Streitberger Schild, bewertete ihn mit VI+ und malte an den Einstieg einen Roten Punkt; der erste Siebener folgte im Jahr darauf. Dass dieses Symbol zum Logo der weltweiten Freikletteridee werden sollte, hätte selbst der schlaue und Provokation liebende Kurt Albert wohl nicht gedacht.“
Im Anschluss sprach der Biograf Peter Brunnert über Bernd Arnold, einen der prägenden Freikletterpioniere aus dem Elbsandsteingebirge. Arnold gilt ebenso als wichtiger Wegbereiter der Rotpunktidee, die das Klettern von Grund auf veränderte, und war enger Freund und Mentor Alberts.
Als passendes filmisches Highlight wurde „Riders on the Storm“ des belgischen Alpinisten Siebe Vanhee gezeigt. Er dokumentiert die erste freie Begehung der gleichnamigen Route am Torre Central in der patagonischen Paine-Gruppe, die 1991 von Kurt Albert, Wolfgang Güllich, Bernd Arnold, Peter Dittrich und Norbert Bätz eröffnet wurde. Der Film dokumentiert die erste komplett freie Begehung im Jahr 2024, die den Belgiern Siebe Vanhee, Sean Villanueva und Nico Favresse gelang. 18 Tage lang kämpfen die Big-Wall-Kletterer gegen tosende Orkanböen, klirrende Kälte und vereiste Risse. Und werden gewahr, was für eine großartige Leistung die Erstbegeher vollbrachten. Damit schließt sich der Kreis zwischen der Rotpunktidee der 1970er Jahre und der modernen Alpinistik von heute.
DAV-Preis für den Kletterfilm „Flashed“
Bei der feierlichen Preisverleihung am Samstag, 18. Oktober 2025, überreichte DAV-Vizepräsidentin Melanie Grimm dann den mit 1000 Euro dotierten DAV-Preis für den besten Alpinfilm in der Kategorie „Erlebnisraum Berg“.
In diesem Jahr überzeugte der Film „Flashed“ von Eric Bissell die Jury. Der Film begleitet die österreichische Extremkletterin Barbara Zangerl und ihren Partner Jacopo Larcher bei ihrem Versuch, die berühmte Route „Free Rider“ (7c+) am El Capitan im Yosemite Valley frei und im ersten Versuch – also zu „flashen“ – zu klettern. Im November 2024 gelingt Zangerl Historisches: Als erste Person überhaupt schafft sie den Flash einer Route am El Capitan. Die Jury lobte den Film für seine authentische Erzählweise:
„Der Film erzählt beeindruckend und unaufdringlich zugleich von einer außergewöhnlichen Leistung einer Seilschaft, vom Umgang mit Erfolg und Scheitern in einem gemeinsamen Projekt eines Paares und von einer historischen Begehung. Durch den Verzicht auf klassische Vorstellungen und Hintergrundkommentare entsteht Raum für eigene Eindrücke – über Charaktere, Teamarbeit und die Bedeutung eines Meilensteins.“
Festivalbilanz: Ein starkes Signal
Festivalleiter Tom Dauer zog zum Abschluss ein überaus positives Fazit: „Das Festival war sehr gut besucht, viele Veranstaltungen waren ausverkauft. Neben der Statistik zählt aber auch das Gefühl – und das war, dass das Festival ausgesprochen gut angenommen wurde. Filmisch und thematisch war es außergewöhnlich aktuell.“
Das 23. Internationale Bergfilm-Festival Tegernsee findet vom 14. bis 18. Oktober 2026 statt.
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