Porträt eines älteren Mannes in Schwarz-Weiß
Pit Schubert. Foto: DAV
Pit Schubert (02.12.1935 - 28.02.2024)

Abschied vom Sicherheitspapst

Pit Schubert war Gründer des DAV-Sicherheitskreises, langjähriger Leiter der DAV-Sicherheitsforschung & der UIAA-Sicherheitskommission. Nun ist er im Alter von 88 Jahren gestorben. Ein Nachruf von Heli Mägdefrau.

Pit, der von den Haarspitzen bis zu den Zehen fast sein ganzes Leben den Bergen gewidmet hatte, ist verstorben. Er war der erste Deutsche, dem Durchsteigungen der drei klassischen Nordwände von Matterhorn, Grand Jorasses und Eiger gelangen. Eine Vielzahl extremer Routen und Erstbegehungen konnte er aufweisen und war daher im Expertenkreis für „Im extremen Fels“ von Walter Pause und Jürgen Winkler – einer „Bibel“ für Kletterer. Die Kletterführer „Mt. Blanc-Gebirge“ und „Kaisergebirge“ schrieb Pit mit viel Detailkenntnis durch eigene Begehungen.

1976 gelang ihm mit Heinz Baumann anlässlich der Expedition „75 Jahre Alpenklub Berggeist“ die Durchsteigung der fast 5000 Meter Hohen Südwand der Annapurna IV (7525 m). Die dabei erlittenen Erfrierungen kosteten ihm neun seiner zehn Zehen. Beide galten als verschollen und kurz vor der Rückkehr war die Expedition schon auf dem Heimweg. Der bereits fertige Nachruf konnte wieder zerrissen werden, welch ein seltener Glücksfall.

Pit bleibt uns allen auch als „Sicherheitspapst“ in Erinnerung. Als einer der Gründer und Leiter des DAV-Sicherheitskreises von Beginn im Jahre 1968 an, zuerst ehrenamtlich, seit 1978 hauptamtlich, verdanken wir ihm den hohen Qualitätsstandard heutiger Bergsportausrüstung. Damals, bei der Firma MBB am Bau eines Looping fliegenden Hubschraubers beteiligt, wollte er die Diskrepanz zwischen dem aktuellen technischen Standard in der Industrie und der rückständigen alpinen Ausrüstung nicht akzeptieren - Eispickel mit Holzschaft, Seile, die damals weit häufiger gerissen sind oder die unzureichenden Sicherungen in Fels und Eis.

Pit Schubert beim Sanieren 1986 am White Crack bei Arco. Foto: Heli Mägdefrau

Eine seiner Lieblingsbeschäftigungen war die Sanierung von Kletterrouten, d.h. viele alte Rostgurken raus und durch wenige, aber zuverlässige Bohrhaken ersetzen. Heute gelten die meisten Routen als sparsam abgesichert. Hauptgebiete waren Wetterstein, Mittelgebirge (Donautal, Blaubeuren, Altmühltal), Bayerische Vorberge, Arco (beim Gardasee) oder Velebit in Kroatien. 

Nach dem Antritt der Rente im Jahr 2000 konnte er sich wieder mehr seiner Leidenschaft als Schriftsteller widmen mit Werken wie „Sicherheit in Fels und Eis“ (drei Bände), „Anekdoten vom Berg“ oder „Im Himalaya ist vieles anders“. Im Alpenvereinsjahrbuch BERG 2020 schließlich beschrieb Pit anlässlich des Mauerfalls 30 Jahre zuvor „Zwei Fahrten in den Böhmischen Sandstein“ und erinnerte sich detailliert an seine Rolle als aktiver Fluchthelfer für zwei kletternde Ostdeutsche im Jahr 1964 mittels eines umgebauten VW-Busses.

Nachruf von Heli Mägdefrau

Dr. Helmut „Heli“ Mägdefrau ist Erster Vorsitzender der DAV-Sektion Alpenklub Berggeist. Der ambitionierte Alpinist und Kletterer mit beeindruckender Tourenliste arbeitete in der Frühphase des DAV-Sicherheitskreises mit Pit Schubert zusammen und kannte ihn gut.

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