Blick vom Grünsee auf den Wildenkogel und den Großvenediger.
Blick vom Grünsee auf den Wildenkogel und den Großvenediger. Foto: Heinz Zak
Naturfotografie von Heinz Zak

Tirol - Magie der Berge

Nach intensiver Arbeit hat der Kletterer und Fotograf Heinz Zak einen Prachtbildband über seine Bergheimat Tirol herausgebracht - mit einer enormen Vielfalt außergewöhnlicher Naturaufnahmen.

Seit meiner Kindheit haben die Berge Tirols eine besondere Bedeutung für mich. Gern erinnere ich mich an die endlos scheinenden Sommertage mit meinen Großeltern auf der Alm Stoabagascht in der Wildschönau, wo ich als Bub schon erlebte, was es bedeutet, mit voller Begeisterung zeitlos in etwas zu versinken. War es damals beim Bogenschießen mit meinem Opa, erlebe ich dieses Lebensgefühl heute beim Klettern und Fotografieren. Dieses vollkommene Aufgehen im Augenblick ist für mich eine wesentliche Erfahrung, die mich bis heute begleitet.

Klettern und Fotografieren sind seit 1974 meine großen Leidenschaften. Bis zur Fertigstellung meines ersten Buches „High Life“ (1987, mit Wolfgang Güllich) fotografierte ich fast ausschließlich Kletterer in den schwierigsten Routen. Bereits bei meinem ersten Aufenthalt im Yosemite Nationalpark im Sommer 1979 faszinierten mich die fotografischen Arbeiten des legendären amerikanischen Schwarzweiß-Fotografen Ansel Adams, der die Naturschätze des Yosemite in eindrucksvoller Klarheit und Brillanz verewigt hat.

Schon damals entstand in mir der Wunsch, irgendwann einmal ähnliche Bilder in meiner Bergheimat zu machen. Noch stärker inspirierten mich 1988 die Fotografien im Bildband „Natureʼs America“ von David Muench. Der Eindruck war so stark, dass ich mir die gleiche Großformatkamera kaufte, wie sie Muench für seine Fotografien verwendete. Leider musste ich bald feststellen, dass nicht die Kamera, sondern der Fotograf die wirklich guten Bilder macht.

Gewitterwolken über der Birkkarspitze, dem höchsten Gipfel des Karwendels. Foto: Heinz Zak

Von 1988 bis 1990 verschwand ich dann sprichwörtlich im Karwendel. Diese Berge vor meiner Haustür erlebte und fotografierte ich mit besonderer Intensität. Drei der vier Bergketten des Karwendels überschritt ich im Alleingang im Winter, mit Peter Gschwendtner kletterte ich drei Laliderer-Nordwandrouten an einem einzigen Tag. Meine fotografischen Ziele waren vor allem die Gipfel und das Abbilden der Stimmungen, die ich dort erlebte. Zwei Bildbände sind aus diesem „Abtauchen“ ins Karwendel entstanden. Mit den Stubaier Alpen verbindet mich eine ähnlich intensive Beziehung, die ebenfalls in zwei Büchern Niederschlag fand. 

Von 1988 bis 1990 verschwand ich dann sprichwörtlich im Karwendel. Diese Berge vor meiner Haustür erlebte und fotografierte ich mit besonderer Intensität.
- Heinz Zak

In den letzten Jahren wurde mir bewusst, dass die erfüllende Freude über einen wunderbaren Tag in der Natur immer unabhängiger davon wurde, an welchem Ort ich ihn verbrachte. Ich konnte überall in den Bergen eine gute Zeit genießen – das einzig Wichtige war, mich mit ganzem Herzen auf die Gegebenheiten einzulassen. Das konnte vieles sein: stundenlang an einem Bergsee warten, bis der Wind einschläft, sich die Wasseroberfläche glättet und das klare Spiegelbild der Berge sichtbar wird; einen ganzen Tag lang bei den Aurikeln auf den Arnspitzen im Wettersteingebirge sein oder in den Krokuswiesen auf der Lämmerbichlalm und auf das richtige Licht warten; die ständig wechselnden Wasser- und Lichtstimmungen an Bächen und Wasserfällen beobachten; auf einem Gipfel den Sonnenuntergang genießen, um dann in der Stille der Nacht abzusteigen, oder wie so oft den Wechsel von Tag und Nacht in einem eisigen Gipfelbiwak erleben. 

Ein magischer Augenblick: Die Formen der Wolken scheinen sich der Form der Äste anzupassen. Foto: Heinz Zak

Über die Jahre haben sich meine Sehweise und mein Horizont deutlich erweitert, wozu nicht zuletzt die verschiedenen Perspektiven der Teilnehmer an meinen Fotokursen beigetragen haben. Vor allem aber ist mir selbst das wichtigste Anliegen meiner Fotografie immer deutlicher bewusst geworden: Ich will die Schönheit der Natur in vielfältigster Weise wiedergeben. Ich erlebe alles, von der kleinsten Blume, jedem Wasserfall, den Wolken am Himmel, bis hin zu den großen Gletschern, Wänden und Gipfeln, in seiner ständigen Veränderung als etwas Wundervolles und Kostbares, was ich als „Kunstwerk Natur“ in möglichst eindrucksvollen Bildern festhalten möchte. Meine Bilder zeigen, dass man zauberhafte Augenblicke nahezu überall erleben kann – man muss nur richtig hinschauen! 

Ich wollte die Berge Tirols in allen möglichen Facetten erleben, zu allen Tages- und Jahreszeiten, von den tiefsten Schluchten bis hinauf zu den höchsten Gipfeln.
- Heinz Zak

Als ich 2016 den Entschluss fasste, die Magie der Berge Tirols in völlig neuen Bildern zu zeigen, wusste ich nicht, worauf ich mich einließ. Es sollte ein echtes Langzeitprojekt werden. Mit jeder neuen Fototour wurde Tirol immer noch größer! Die Hinweise auf besondere, unbekannte und geheimnisvolle Plätze mehrten sich. Auch wenn ich die selbstgewählte Aufgabe anfangs beinahe als „Fass ohne Boden“ empfand, entwickelte sich daraus bald eine Haltung freudiger Erwartung, die mich durch die letzten Jahre begleitete. Ich wollte die Berge Tirols in allen möglichen Facetten erleben, zu allen Tages- und Jahreszeiten, von den tiefsten Schluchten bis hinauf zu den höchsten Gipfeln. Mit jedem neuen Ausflug durfte ich so viel Neues und Besonderes entdecken, dass ich keinen Tag missen möchte.

Blick nach Osten vom Gipfel der Birkkarspitze. Foto: Heinz Zak

Auch die besondere Wertschätzung meiner Bilder, die ich von so vielen Menschen immer wieder erfahren darf, war für mich eine große Motivation, unermüdlich mein Allerbestes zu geben, um meine Bergheimat in ihrer ganzen Vielfalt und Größe zu zeigen. Man muss nicht um die halbe Welt reisen, um magische Plätze in der Natur zu finden. Es reicht, mit offenen Augen und weitem Herzen vor die Haustür zu gehen. In diesem Sinn wollen meine Bilder auch Anreiz sein, die Magie der Berge selbst zu erleben und die Zeit in der Natur zu genießen. Das wünsche ich allen! 

6 Fragen an Heinz Zak

dav-edelweiss-grau.jpg DAV Panorama

Der neue Bildband erscheint als ein sehr persönliches Werk. Was hat dich dazu angetrieben?

Heinz Zak Heinz Zak

In unserer Bergen fühle ich mich unglaublich wohl und zufrieden und genieße jeden Tag, den ich draußen sein kann. Dafür bin ich sehr dankbar. Dieses gute Gefühl möchte ich in meinen Bildern zum Ausdruck bringen. Vor allem auch, dass jeder Tag draußen in der Natur schön sein kann und nicht unbedingt durch Leistung definiert sein muss. Ein Ziel zu haben, ist natürlich immer gut – es kann auch ein Bergsee oder eine Blumenwiese sein.

dav-edelweiss-grau.jpg DAV Panorama

Du zeigst fast ausschließlich unberührte Bergwelt. Warum kommen Menschen kaum vor?

Heinz Zak Heinz Zak

Ich wollte ganz bewusst die Landschaften in ihrer Ursprünglichkeit zeigen. Natur pur könnte man sagen. Das ist ein wesentlicher Aspekt in meinen Bildern. Sie laden dazu ein, selbst in das Bild hineinzugehen und den Platz zu genießen. Ich brauche dafür keine Menschen als Bild gestaltende Elemente, höchstens als Dokumentation und um die Dimension begreiflich zu machen, wie etwa bei der Geigerin in der Eishöhle.

Mit der befreundeten Mariya Nesterovska und ihrem Mann Hubert kletterte Heinz Zak im Winter in diese großartige Eishöhle, die es in dieser Form nicht mehr gibt. Die Weltklasse-Geigerin nutzte die wunderbare Akustik für eine Tonaufnahme. Foto: Heinz Zak

dav-edelweiss-grau.jpg DAV Panorama

Es geht um Natur, Schönheit und spezielle Momente wie Wolkenstimmungen. Woher rührt dieser Fokus?

Heinz Zak Heinz Zak

„Beauty all around me, with it I wander, with it I am“ (Schönheit rund um mich herum, mit ihr gehe ich, mit ihr bin ich). Diese Textzeile aus einem Lied des Navajo-Stammes begleitet mich seit Mitte der 1980er Jahre. Das passt perfekt zu mir und genau das lebe ich, wenn ich am Berg unterwegs bin. Ich suche nach Schönheit, und die Kamera gibt mir die Zeit, mich intensiv mit dem zu beschäftigen, was mich fasziniert.

dav-edelweiss-grau.jpg DAV Panorama

Für so ein langfristiges Projekt braucht es enorme Geduld und Motivation. Woher holst du die?

Heinz Zak Heinz Zak

Ich habe den Erscheinungstermin des Buches drei Mal verschoben – vor allem, weil mir die Arbeit daran so viel Freude gemacht hat. Mit einem Ziel vor Augen ist Geduld eine meiner besonderen Stärken. Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, will ich es unbedingt erreichen. Auch die Wertschätzung, die ich von vielen Menschen für meine Bilder erfahre, war eine große Motivation, mein Allerbestes zu geben.

dav-edelweiss-grau.jpg DAV Panorama

Wasser spielt eine wesentliche Rolle, als Gletscher, Schnee, Bergsee, Fluss: Was fasziniert dich daran?

Heinz Zak Heinz Zak

Wasser berührt mich tief im Inneren und ist ein starkes Zeichen für Ursprung und Leben, aber auch für Vergänglichkeit – das will ich ausdrücken. Es ist unschätzbar wertvoll, weshalb wir es schützen und erhalten sollten. Das bedeutet für mich, uns dafür einzusetzen, Bäche in ihrer ursprünglichen Form zu erhalten und darauf zu achten, dass sie nicht beliebig in Wasserkraftwerke abgeleitet werden!

dav-edelweiss-grau.jpg DAV Panorama

Viele Aufnahmen wirken zeitlos. Wie passt das zu der schwierigen Zeit, in der wir leben?

Heinz Zak Heinz Zak

Mich freut es, wenn meine Bilder Zeitlosigkeit ausdrücken. Das empfinde ich auch, wenn ich beim Fotografieren eintauchen und alles andere ausblenden kann. So sind meine Bilder auch eine Antwort auf unsere Zeit. Sie trösten und geben Hoffnung, dass viel Schönes und Gutes existiert. Nur das Negative zu sehen, tut nicht gut und hilft keinem! Ich bin glücklich und dankbar, mich mit so positiven Dingen beschäftigen zu dürfen. Glücklich zu sein ist schön – und allen zu wünschen. Wir leben nur einmal!

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