Sektion Reichenberg

Gegründet 1893/1953
Aufgelöst ca. 1945
Standort Reichenberg/Liberec, Wien, St. Jakob (Osttirol)

Reichenberg – heute tschechisch Liberec – im Tal der Neiße zwischen dem Jeschkenkamm und dem Isergebirge gelegen, war eine bedeutende deutsche Stadt in Nordböhmen und vor allem für die Tuchherstellung und -handel berühmt. Zur Zeit der Gründung der Sektion 1893 hatte die Stadt fast 30.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Reichenberg als „Hauptstadt“ des Sudetenlandes hatte eine größere Zahl von Schulen und höheren Ausbildungsanstalten und bot als Verwaltungssitz auch ein reges Kulturleben.

Die Sektion eröffnete am 1. August 1905 die Reichenberger Hütte, an der Croda da Lago bei Cortina gelegen, die 1913/1914 erweitert und im Zuge der Niederlage im Ersten Weltkrieg verloren ging.

In der Folge eröffnete die nunmehr zum Deutscher Alpenverein Reichenberg gewordene Sektion die Neue Reichenberger Hütte im Defreggental bei St. Jakob und erschloss die umliegenden Berge intensiv.

Darüber hinaus besaß der Verein von 1935 bis 1942 ein eigenes Skiheim, das Rupertihaus in Mühlbach am Hochkönig, und pflegte die Gipfeleinrichtungen im Lausitzer Gebirge und im Iser Gebirge. Sie leistete weiterhin einen wertvollen Beitrag zur Erschließung des „Böhmischen Paradieses“ und ihre Ortsgruppe, die Bergsteigergilde „Alpenfreunde“, unterhielt im Riesengebirge bei Petzer ein eigenes Bergheim. Anfang der 1930er Jahre zählte der Verein 800 Mitglieder.

Nach der Auflösung 1945 gründeten ehemalige Mitglieder zunächst eine Ortsgruppe in der ÖAV-Sektion Edelweiß, ehe am 18. April 1953 die Wiedergründung als ÖAV-Sektion mit Sitz in Wien und einer Untergruppe in Kempten erfolgte. Die Sektion Edelweiß hatte in der Zwischenzeit die Neue Reichenberger Hütte wieder instandgesetzt, 1955 übernahm die Sektion Reichenberg ihre Hütte wieder. 1980 erfolgte dann die Sitzverlegung nach St. Jakob in Osttirol, dem Talort der Neuen Reichenberger Hütte. Sie hat heute Ortsgruppen in Wien, Kempten und Wermelskirchen.

Im Titel verwendete Bilder:

Sektion Reichenberg Reichenberger Hütte ca. 1910 (Foto: Archiv des DAV, München)