Antonia Niedermaier: "Ein paar Medaillen rechtfertigen keinen Höhenflug"
23.12.2021, 13:05 Uhr
Antonia Niedermaier gehört erst seit 2019 zum Skimo Team Germany, dem Nationalteam für Skitouren-Wettkämpfe. Trotzdem gewann das 18-jährige Ausdauertalent aus dem bayerischen Bruckmühl in der letzten Saison schon den Vertical-Gesamtweltcup der U20 und WM-Gold bei den U18 im Vertical und Individual. Doch nicht nur auf Skiern ist sie erfolgreich.
Wie bist du zum Skibergsteigen gekommen und was fasziniert dich daran?
Mein Papa hat mich dazu gebracht: Seit ich 14 war, gehen wir viele Skitouren, meistens im Spitzingsee-Gebiet oder Richtung Kampenwand – direkt bei uns vor der Haustür. Irgendwann habe ich auch das Berglaufen angefangen. Da ich dabei relativ erfolgreich war, bin ich quasi reingerutscht ins Skimo Team Germany. Am Skibergsteigen fasziniert mich vor allem, dass man in der Natur unterwegs ist. Man kann sich beim Raufgehen total verausgaben und dann unberührte Hänge runterfahren. Das ist richtig schön, man hat das in keinem anderen Sport.
Auch auf dem Rad und im Berglauf bist du sehr erfolgreich. Du hältst den Berglauf-Rekord mit 40:32 Minuten an der Kampenwand und hast im Sommer 2021 im Einzelzeitfahren auf dem Rad national und international abgeräumt. Was ist dein Erfolgsgeheimnis?
Es gibt kein Geheimnis. Das sind alles Ausdauersportarten – man muss sich einfach durchbeißen und kämpfen können. Ich denke aber, das Wichtigste ist, dass man Freude am Sport hat und motiviert ist. Mir macht das alles Spaß und ich mache es furchtbar gerne. Wichtig sind auch die Menschen. Ich habe viele Freunde und Sportskollegen, die hinter mir stehen und mit denen ich viel machen kann, zum Beispiel meine Familie und mein Freund. Die akzeptieren aber auch, wenn ich mal nicht so viel Zeit habe.
Dass du dich durchbeißen kannst, hast du in der letzten Saison bewiesen. Welche Ziele hast du heuer?
Mein Ziel ist immer alles zu geben. Dabei ist es wichtig, am Boden zu bleiben und sich nicht besser als die anderen zu fühlen. Man darf keinen Höhenflug haben, nur weil man vielleicht ein paar Medaillen geholt hat. Hier hilft es, nüchtern zu bleiben und sich zu sagen: Das war eine gute Saison und man kann stolz auf sich sein, aber man muss auch dranbleiben, damit das nochmal klappt.
Wie sieht aktuell deine Vorbereitung aus?
Ich trainiere jeden Tag nach Trainingsplan, an zwei Tagen in der Woche mache ich weniger. Außerdem mache ich an einem Tag nur reine Stabilisationsübungen, eine Dehn-Session oder eine Stunde Yoga. Das ist ein wichtiger Ruhetag, an dem man sich einfach mal auf seinen Körper konzentriert und darauf hört, was er braucht. Mit meinem Trainer arbeite ich eng zusammen: Wir stimmen uns sehr genau darauf ab, wie es mir psychisch und physisch geht und natürlich auch darauf, was ansteht. Das funktioniert gut und trägt – glaube ich – zum Erfolg bei.
2026 wird Skimo das erste Mal Disziplin bei den Olympischen Spielen sein. Was hast du gedacht, als du die Meldung gehört hast?
„Wow, richtig cool!“ Ich habe mich riesig gefreut und freue mich immer noch total. Die Spiele sind für mich ein festes Ziel und ich glaube auch, dass meine Chancen, dabei zu sein, nicht so schlecht stehen. Das ist eine spannende Entwicklung und ein großer Schritt für unsere Sportart. Für deren Zukunft spielt auch die Pandemie eine Rolle. Viele Leute sind vom Alpinskifahren auf Tourenski umgestiegen und interessieren sich dann vielleicht auch für den Wettkampfsport. Ich glaube, dass das Skibergsteigen zur Trendsportart wird und wir immer mehr Aufsehen erregen. Und das freut mich total.