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Olympionike Jan Hojer im Kurzinterview

15.04.2021, 13:21 Uhr

Bei den Olympischen Sommerspielen 2021 in Tokio wird das Sportklettern erstmals als Disziplin mit dabei sein. Der Deutsche Alpenverein schickt zwei Athleten nach Japan. Einer davon ist Jan Hojer vom DAV Frankfurt. Hier sind vier kurze Fragen an den Ausnahmesportler.

Sechs Weltcupsiege, Gesamt-Weltcupsieger 2014 und der Europameisterschaftstitel 2017 – Jan Hojer hat seine Qualitäten als Boulderer schon oft unter Beweis gestellt. Mittlerweile hat sich der Kletterstar aber längst zum Allrounder entwickelt und durfte sich schon Deutscher Meister im Speed, Lead und Combined nennen. In diesem Jahr steht ihm das größte Highlight seiner Karriere bevor: Nachdem Corona den Olympischen Sommerspielen 2020 in Tokio einen Strich durch die Rechnung machte, soll das Mega-Event endlich im August diesen Jahres stattfinden. Hojer hatte sich bereits 2019 beim Sonderqualifizierungsevent in Toulouse qualifiziert.

 

 

Ein turbulentes Jahr liegt hinter uns allen. In 2020 wurden fast alle Wettkämpfe auf internationaler Ebene bis hin zu den Olympischen Spielen abgesagt. Wie hast du diese Zeit als Leistungssportler erlebt und war für dich die Verschiebung Fluch oder Segen?

Für mich kam die Verschiebung der Olympischen Spiele ganz gelegen. 2019 war eine lange, kräftezehrende Saison in der ich mich erst im November qualifizieren konnte. Hätten die Spiele letztes Jahr stattgefunden, hätte das für mich eine extrem kurze Winterpause bedeutet.

 

Du hast 2020 aber auch für dich genutzt und warst viel am Fels unterwegs. Welche Rolle spielt das Draußenklettern für dich und bist du nach der langen Zeit überhaupt noch motiviert für Wettkämpfe?

Ich genieße den Wechsel zwischen Wettkampf und Fels und brauche die Abwechslung um neue Motivation zu tanken. 2019 war ich durch die lange Saison und eine hartnäckige Schulterverletzung nur sehr wenig am Fels und konnte das im letzten Jahr glücklicherweise nachholen. Aber nach einer so langen wettkampffreien Zeit, ist meine Motivation jetzt wieder umso größer; nicht nur für Olympia, sondern die komplette Saison.

 

Dieses Wochenende fällt der Startschuss für die Weltcup-Saison 2021 in Meiringen. Du hast seit einem Jahr keinen internationalen Boulderwettkampf mehr bestritten. Wie blickst du auf den bevorstehenden Boulderweltcup und mit welchem Ziel fährst du in die Schweiz?

Meiringen wird für alle Athleten der erste echte Formcheck sein. Da wird Nervosität bei allen eine Rolle spielen. Nach über 10 Jahren im Weltcupzirkus habe ich aber hoffentlich die nötige Erfahrung um damit umzugehen. Mein Ziel beim Bouldern ist immer das gleiche: Spaß an der Wand haben und alle Boulder klettern die für mich machbar sind. Je nach Routenbau kann das mal für einen Sieg und mal zu einem Quali-aus führen. Aber damit muss man im bouldern lernen umzugehen.

 

Bouldern war lange deine Kerndisziplin. Mittlerweile bist du unter den Kombinieren einer der Schnellsten im Speed. Worin siehst du persönlich deine größten Stärken / deine größte Entwicklung der letzten Jahre?

Durch die Vorbereitung auf das Combined Format bin ich ein viel kompletterer Kletterer geworden. In der Olympiaqualifikation war bouldern tatsächlich meine schlechteste Disziplin und ich musste es im Speed und Lead rausreißen.

 

Der Olympia Countdown - mit Markus Grübl und Urs Stöcker

 

Auftakt der Wettkampfsaison: Bühne frei für das spannendste Kletterjahr aller Zeiten

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In diesem Jahr finden die Olympischen Sommerspiele in Tokio statt, und erstmals wird auch das Sportklettern mit von der Partie sein. Vom 3. bis 6. August geht es in der Vertikalen rund, wenn sich die Weltbesten in den Disziplinen Speed, Bouldern und Lead messen. Aber auch vor dem olympischen Spektakel wird es nicht langweilig – die diesjährige Klettersaison strotzt nur so vor nationalen und internationalen Weltklasse-Events.

Das passiert im Olympia-Jahr 2021

Übersicht der internationalen Wettkämpfe

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Im Sommer 2021 werden die besten Athletinnen und Athleten der ganzen Welt auf der wohl prominentesten Wettkampfbühne überhaupt gegeneinander antreten. Doch natürlich ist Olympia nicht das einzige Spektakel des Jahres: In der Weltcup-Serie heißt es für die Kletter-Elite vorzufühlen und ihr Können schonmal vorab auf den Prüfstand zu stellen. Von 23. Juli bis 8. August ist es endlich soweit: In Tokyo finden nach langer Wartepause die Olympischen Sommerspiele statt. Alle Kletter-Hungrigen kommen aber natürlich schon vorher in den Genuss horizontaler Bewegungskünste. Auch dieses Jahr wird wie gewohnt um die Plätze auf dem begehrten Weltcup-Treppchen gebuhlt. Doch diesmal zählt nicht nur der Titel. Die Wettkämpfe sind gewissermaßen Olympia-Beta-Test. Nach einem eher ruhigen Jahr 2020 gilt es eine wichtige Frage zu klären: Wo stehen die Athletinnen und Athleten im internationalen Vergleich?  

"Ich wollte unbedingt bei Olympia dabei sein!"

Kletterer Jan Hojer im Team Deutschland Podcast

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Tokio 2020 sollte der Startschuss für den Klettersport bei den Olympischen Spielen sein – ein Meilenstein für alle Kletterinnen und Kletterer! Nun macht die Corona-Krise Sportlerinnen und Sportlern, Interessierten sowie Verbänden einen Strich durch die Rechnung: Die Spiele werden ins Jahr 2021 verschoben. Das bedeutet aber auch verlängerte Vorfreude plus die Möglichkeit, die Athletinnen und Athleten im Team Deutschland Podcast noch besser kennenzulernen. So zum Beispiel auch Kletterstar Jan Hojer vom DAV Frankfurt/Main, der Deutschland gemeinsam mit Alex Megos (DAV Erlangen) in Tokio vertreten wird.

Unsere Stars für Tokyo

Alex Megos und Jan Hojer starten bei Olympia

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Erstmalig wird das Sportklettern an den olympischen Sommerspielen 2021 in Tokio als Disziplin vertreten sein. Für Deutschland im Team des DAV treten zwei Athleten in den Wettkämpfen um die Medaillen an. Alex Megos (DAV Erlangen) und Jan Hojer (DAV Frankfurt/Main) sind die beiden deutschen Teilnehmer, die sich für das Sportklettern bei Olympia 2021 qualifizieren konnten und nun auch offiziell vom DOSB nominiert wurden. Alle Infos zur Nominierung gibt es hier. 

Interview mit Jan Hojer

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Jan Hojer ist neben Alex Megos der derzeit bekannteste und erfolgreichste deutsche Kletterer. In den vergangenen Jahren konzentrierte sich der 27-Jährige beim Wettkampfklettern vor allem auf das Bouldern und war national und international sehr erfolgreich. Er war unter anderem mehrfacher deutscher Bouldermeister, gewann 2014 den Gesamtweltcup im Bouldern, holte sich ein Jahr später dort den 2. Platz und wurde im gleichen Jahr Europameister im Bouldern. Inzwischen aber hat sich sein Fokus verändert: „Olympia ist mein ganz großer Traum“, sagt Jan. Tokio ist wohl seine erste und einzige Chance, bei Olympischen Spielen dabei zu sein. Und die will er nutzen. In dieses Ziel investiert Jan sehr viel Zeit und Energie: Mittlerweile hat er den deutschen Speedrekord unter 7 Sekunden gedrückt – 6,671.