Boulderweltcup Meiringen: Afra Hönig und Alex Megos klettern ins Halbfinale
08.04.2019, 10:18 Uhr
Ein unglaublich großes Feld von Wettkämpferinnen und Wettkämpfern reiste ins pittoresk verschneite Meiringen (Schweiz), um den Saisonauftakt des diesjährigen Boulderweltcups mitzubestimmen. Noch nie lag vor den Athleten und Athletinnen eine so lange Saison und wohl noch nie war der Druck so hoch. Denn letztendlich zählt jeder erreichte Griff für die Olympia-Qualifikation. In der Schweiz waren es die Favoriten Janja Garnbret (SLO) und Adam Ondra (CZE), die sich den ersten Platz sicherten. Afra Hönig und Alex Megos vom deutschen Team kletterten ins Halbfinale.
Wer hat den härtesten Job der Welt?
Aus Sicht vieler sind das die Routenschrauber, die gerade zu Beginn der Wettkampfsaison eigentlich nur im Kaffeesatz lesen können, um das Niveau des Feldes abzuschätzen. Sind die Boulder zu schwer, sind sie die Buhmänner. Sind sie zu leicht, dann gilt das Gleiche. In Meiringen aber war zumindest ab dem Halbfinale das Setting perfekt, das Chef-Routenschrauber Jaime Cassidy aus England zusammen mit Marc Daviet (FRA) und Garret Gregor (USA) an die Wände zauberte.
Zehn DAV-Athletinnen und Athleten starten in Meiringen
Zum ersten Weltcup der Saison reisten zehn Sportlerinnen und Sportler des DAV. Natürlich war das neu gegründete Olympia Fokusteam komplett am Start – ergänzt um weitere verdiente Athletinnen und Athleten:
Damen: Alma Bestvater (DAV Weimar), Hannah Meul (DAV Rheinland-Köln), Annika Pidde (DAV Darmstadt), Elisa van der Wel (DAV Zweibrücken) und Afra Hönig (DAV Landshut).
Herren: Jan Hojer (Sektion Frankfurt/Main), Alexander Megos (Sektion Erlangen), Yannick Flohé (Sektion Aachen), Philipp Martin (Sektion Allgäu-Kempten) und Max Kleesattel (Sektion Schwäbisch Gmünd).
Bei den Herren sorgten (zu) leicht geschraubte Qualiboulder für ein sehr enges Teilnehmerfeld: In Gruppe eins, in der auch Jan Hojer startete, mussten vier von fünf Boulder getoppt und mindestens eine Zone erreicht werden. Mit vier Flashs war Hojer hier auf gutem Kurs. Lediglich in Boulder zwei erreichte er nach dem vierten Versuch nur die Zone. Er landete schließlich auf Platz 11 – und verpasste nur wegen eines Zonenvesuchs zu viel das Halbfinale. In Qualigruppe zwei ging es ähnlich eng zu: Hier mussten alle fünf Boulder geschafft werden: Als einziger Deutscher schaffte das Alex Megos, der auf Platz 10 eine Runde weiter kam. Yannick Flohé war ebenfalls auf gutem Kurs: 4 Flashs halfen ihm aber nicht: Am 4. Boulder kam er nicht bis zur Zone.
Die Damen wiederum hatten mit den Bouldern schwer zu kämpfen. In der Gruppe 1 sicherten zwei Tops und eine Zone das Weiterkommen, in Gruppe 2 benötigte man noch eine Zone mehr. Dies gelang Afra Hönig, die auf dem 5. Platz in ihrer Gruppe in das Halbfinale einzog.
Afra Hönig in den Top-Ten
Ein toller Tag für Afra Hönig (Sektion Landshut): Sie setzte sich bei den Damen gegen die starke internationale Konkurrenz durch und konnte als 5. in ihrer Gruppe ins Halbfinale einziehen. Für die finale Runde der besten Sechs hätte Afra drei Boulder toppen müssen. Zwei Tops und drei Zonen ergaben in der Summe aber einen hervorragenden zehnten Platz – herzlichen Glückwunsch! Afra war überglücklich über diesen Start und ihr erstes Weltcup-Halbfinale überhaupt: "Erster Weltcup, erstes Halbfinale – das ist schon ziemlich geil", resümierte die Landshuterin.
Alex Megos klettert ins Halbfinale
Alexander Megos kam mit den Bouldern des Halbfinales nicht ganz so gut zurecht wie die anderen und beendete den Wettkampf auf Platz 16. Angesichts der Konkurrenz immer noch eine mehr als respektable Leistung, für Alex' hohe Standards aber gewiss nicht das Ziel seiner Träume. Trotzdem schreibt er auf Instagram: "Ich bin glücklich über meine Teilnahme am Halbfinale nach einem harten Start und freue mich auf die nächsten Wettkämpfe. Ich wünsche allen Finalisten heute Abend viel Erfolg!" Nationaltrainer Urs Stöcker kommentierte, dass "Alex einfach noch ein paar Jahre Erfahrung fehlen, um rasch auf die richtige Lösung zu kommen." Schließlich hat Alex Megos die vergangenen Jahre vor allem mit weltbewegenden Begehungen am Fels und nicht am Plastik von sich reden gemacht. Urs Stöcker betonte aber, dass Alex sehr schnell lerne. Und Alex wiederum bestätigt mit viel Humor, dass er mittlerweile wisse, was er machen muss, um die Boulder zu klettern. "Jetzt fehlt nur noch die Umsetzung!"
Finale der Herren: Adam Ondra am El Capitan
Und wer waren stand im Finale? Bei den Herren war es Adam Ondra, der als Führender aus dem Halbfinale hervorging. Vier Boulder hatte der Tscheche klettern können, was außer ihm keiner schaffte. Der Rest der Finalisten kam aus Fernost: Vier Japaner und der Koreaner Jongwon Chon demonstrierten einmal mehr eindrucksvoll die Dominanz der Ostasiaten. Sieben Kletterer in den Top-Ten kamen am Ende aus Japan! Davon wollte sich aber Adam Ondra nicht aus der Ruhe bringen lassen. Er selber war ja vor kurzem noch einige Wochen in Tokio zu Besuch gewesen, um in den dortigen Bouldergyms seinen Sensei zu finden und sich vom omnipräsenten Bewegungstalent der Japaner inspirieren zu lassen. Offenbar war der Besuch nicht umsonst gewesen. Denn obwohl ihm insbesondere Tomoa Narasaki mit insgesamt drei Tops das Leben mehr als schwer machte, holte sich Adam Ondra mit vier Tops den Sieg. Und das lag ausgerechnet nicht an einer bizarren New-School-Technik mit Dreifach-Sprung, sondern daran, dass im allerletzten Boulder ein guter alter Riss auf die Finalisten wartete. Und die Risstechnik hatte keiner der anderen Kletterer auf der Platte, weshalb sich Adam Ondra danach im Interview regelrecht schlecht fühlte, weil er es irgendwie unfair fand, dass die asiatischen Superstars in diesem letzten Boulder "wie Anfänger aussahen". Er hingegen wusste schon in bei der zweiminütigen Observation der Boulder, dass er "dort nicht fallen würde". Er ist schließlich nicht umsonst den El Capitan hinaufgeklettert! So konnten ihm letztendlich Tomoa Narasaki und Rei Sugimoto nicht das Wasser reichen und landeten auf dem zweiten und dritten Platz.
Das Damenfinale – ein schlechter Tag für Janja Garnbret?
Deutlich gemischter stellte sich das Feld der Damen dar, wobei die Japanerin Akiyo Noguchi als Beste des Halbfinales auch hier die Stärke ihres Landes demonstrierte. Sie ist zehn Jahre älter als das Übertalent Janja Garnbret aus Slowenien, die als Zweitplatzierte im Finale erschien, trotzdem ist bei Akiyo keinerlei Müdigkeit nach über hundert Weltcups zu erkennen. Als sehr bekannte dritte im Bunde der Finalistinnen erschien eine gut gelaunte Shauna Coxsey (GBR), die nach langer Zeit der Verletzungen wieder einmal, und dann gleich sehr erfolgreich, an den Start ging. Petra Klingler (SUI) war für das Publikum sicherlich die Wunschkandidatin für den ersten Platz, aber die Weltmeisterin von 2016 konnte mit insgesamt einem Boulder und einer Zone nicht ganz mithalten und landete somit auf einem fünften Platz.
Am ersten Boulder sah es noch so aus, als ob dies kein guter Tag für Janja Garnbret sein würde. Sie scheiterte eins um andere Mal an einem rutschigen Tritt, holte sich auch noch einen Cut und blutete am Finger. Würden also Akiyo oder gar Shauna am Ende oben auf dem Treppchen stehen? Nein, Janja hielt ihre Nerven zusammen und tat, was alle von ihr erwarteten: Sie gewann mit drei Tops in sechs Versuchen. Vor Akiyo Noguchi und Shauna Coxsey.
Nun folgen ein paar Tage der Entspannung für die Teams aus aller Welt, bevor es am nächsten Wochenende in Moskau weitergeht!
Egebnisse Herren
- Adam Ondra (CZE)
- Tomoa Narasaki (JPN)
- Rei Sugimoto (JPN)
16. Alex Megos (GER)
21. Jan Hojer (GER)
39. Yannick Flohé (GER)
57. Max Kleesattel (GER)
70. Philipp Martin (GER)
Alle Ergebnisse der Herren.
Ergebnisse Damen
- Janja Garnbret (SLO)
- Akiyo Noguchi (JPN)
- Shauna Coxsey (GBR)
10. Afra Hönig (GER)
49. Alma Bestvater (GER)
53. Elisa van der Wel (GER)
57. Hanna Meul (GER)
71. Annika Pidde (GER)
Alle Ergebnisse der Damen.
Das deutsche Team wird ausgestattet von Edelrid.