Manfred Neuber
Hütten- und Wegewart Sektion Mainz
Mein Name ist Manfred Neuber. Nach 40 Jahren Polizeidienst bin ich seit Juni 2004 Pensionär. Schon gleich nach meiner Ruhestandsversetzung habe ich damit begonnen, meine Heimatsektion Mainz tatkräftig in ihrem Pitztaler hochalpinen Arbeitsgebiet zu unterstützen. Seit 2005 bin ich Hütten- und Wegewart meiner Sektion. Wir betreiben in den Ötztaler Alpen die Kaunergrathütte und das Rheinland-Pfalz-Biwak und unterhalten das beide Objekte erschließende Wegegebiet.
Warum engagiere ich mich ehrenamtlich?
Berge und Natur haben auf mich schon seit meiner frühen Jugend eine faszinierende Anziehungskraft ausgeübt und mein großes Interesse gefunden. Seit Jahrzehnten begehe ich alpine Wege, Pfade und Klettersteige. Dabei besuchte ich unzählige Male Alpenvereinshütten und übernachtete dort. Es ist mir bei diesen Besuchen und auch auf meinen Wegen nicht verschlossen geblieben, dass meine Freizeit- und Bergsteigerfreuden nur möglich wurden, weil andere Alpenvereinsfreunde in ehrenamtlicher Arbeit die Hütten- und Wegeinfrastruktur geschaffen, entwickelt und gepflegt haben. Es war daher für mich keine Frage, bei der erweiterten Freizeit im Pensionärsdasein selbst einen eigenen Beitrag zur Nachhaltigkeit unserer Berg- und Naturwelt zu leisten. Außerdem bietet mir meine ehrenamtliche Sektionsarbeit die Möglichkeit, nach Ausscheiden aus meinem Berufsleben eine äußerst sinnvolle Betätigung für ein erfülltes Seniorendasein zu finden.
Was finde ich gut an meinem Ehrenamt?
Die Hütten- und Wegearbeit in hochalpiner Umgebung (bis über 3000 m) erfordert Kraft, Kondition und tatkräftiges Zupacken. Diese Eigenschaften liegen mir und halten mich fit. Die Kaunergrathütte und das Rheinland-Pfalz-Biwak haben keinen befahrbaren Zugang und auch keine Materialseilbahn. Was nicht getragen werden kann, muss für teures Geld mit dem Helikopter geflogen werden. Diese Gegebenheiten erfordern ein Höchstmaß an Planung, Koordination und Improvisationsvermögen, Kompetenzen, die mir durch meine langjährige Managementtätigkeit sehr vertraut sind. Hütten und Wegearbeit ist aber auch Teamwork. Es macht Freude, gemeinsam mit Sektionsfreunden in hochalpiner Umgebung, abgeschieden von der technisierten „Normalwelt“, im Einklang mit der Natur, Alpenvereinsziele zu verwirklichen. Das gemeinsame Bergerlebnis hat schon immer einen hohen Stellenwert.
Was finde ich weniger gut?
Bei meiner Arbeit muss ich aber auch feststellen, dass bei einigen alpinen Hütten- und Wegebenutzern – zwar zurzeit noch wenig und nur punktuell, aber immer etwas mehr – eine sittliche und moralische Erosion Fuß fasst. Da wird beispielsweise nach 36 Jahren erstmalig die Kassette mit den Übernachtungsgebühren im Rheinland-Pfalz-Biwak aufgebrochen und entleert oder die Übernachtungsgebühren im Biwak oder Winterraum erst gar nicht entrichtet, Gaskocher und Gaskartuschen entwendet oder Wegetafeln umgeworfen oder abmontiert und als Souvenir mitgenommen. Das Alpenvereinsmotto „Nehmt Euren Abfall mit ins Tal“ grob missachtet mit der Folge, dass ein ganzer Hubschrauberflug notwendig wurde, um den Müll von einem Biwak ins Tal zu entsorgen. Diese Entwicklung gilt es durch die Sektionen und den Hauptverein sorgfältig zu beobachten.
Wovon konnte ich bislang profitieren?
Grundlegende Hütteninfrastrukturelemente, wie Wasserversorgung, Abwasserreinigung und umweltschonende Energieversorgung in hochalpiner Extremlage waren mir vor meiner ehrenamtlichen Tätigkeit im Hochgebirge weitgehend fremd. Die Beschäftigung damit ist sehr spannend. Sie hat mich in diesen Bereichen sehr kundig, wissend und kompetent gemacht. Darüber hinaus habe ich im Rahmen meiner ehrenamtlichen Tätigkeit sehr viele Menschen kennen und schätzen gelernt. Sie wurden zum Teil zu guten Freunden.