25.09.2022
Alte Prager Hütte
150 Jahre - Jubiläumsfeier am Tag des Denkmals
Die denkmalgeschützte Alte Prager Hütte wird 150 Jahre alt, deshalb lädt der Deutsche Alpenverein am 25. September 2022, dem Tag des Denkmals, zur Jubiläumsfeier auf 2.489 m ein. Der alpine Schauraum öffnet seine Türen und es wird zur Feier des langjährigen Bestehens durch das höchstgelegene Kulturdenkmal geführt. Die Schutzhütte ist eine der ältesten erhaltenen hochalpinen Bauwerke und befindet sich in der Venediger Gruppe, in der Gemeinde Matrei in Osttirol.
Eine Hütte mit Geschichte
Vor genau 150 Jahren, im Jahr 1872 wurde die Alte Prager Hütte von der Sektion Prag nach Plänen des Prager Kaufmanns Johann Stüdl errichtet. In Not geratener Bevölkerung zu helfen und die Schönheit der Natur näher zu bringen, waren die Anliegen des Mitbegründers des Alpenvereins 1869. Nur vier Jahre nach der Errichtung wurde die Alte Prager Hütte durch eine Lawine zerstört, sodass ein Neubau, welcher Schutz für 45 Personen bot, folgte. Die Raumeinteilung der etwas vergrößerten und mit der Firstrichtung zur Hangkante gerichteten Hütte entsprach in etwa dem ursprünglichen Bau: Ein großer Schutz- und Aufenthaltsraum im Erdgeschoß und ein Heulager unter dem Dach. Vorerst nur mit Vorräten ausgestattet, war die Hütte ab 1884 dauerhaft bewirtschaftet. Ab 1904 diente sie aufgrund des Baus der Neuen Prager Hütte etwa eine Gehstunde oberhalb auf 2796 Metern Seehöhe nur mehr als Notunterkunft. Besonders ab den 1970er Jahren folgten größere Veränderungen und Adaptierungen des Innenraums. Seit 2009 ist der Hüttenbetrieb eingestellt.
Jubiläumsfeier am Tag des Denkmals
Da die Alte Prager Hütte die Leistungen des Alpenvereins mit seiner 150-jährigen Geschichte im Hüttenbau dokumentiert und ein charakteristisches Beispiel für den Typus der frühen Bergsteigerunterkünfte darstellt, wurde sie 2011 unter Denkmalschutz gestellt. Auf Initiative des Deutschen Alpenvereins konnte die Alte Prager Hütte zwischen 2017 und 2019 nach bauhistorischen Untersuchungen restauriert und in den ursprünglichen Zustand rückgeführt werden: Die Wiederherstellung des Urzustandes sowie die Konservierung des Alterswertes wurde durch die Restaurierung verfolgt.
Heutzutage ist die Alte Prager Hütte während der Sommermonate parallel zur Hüttensaison der Neuen Prager Hütte geöffnet und bietet interessierten Wanderern Einblicke in die Frühzeit des Alpinismus. Ein Glasfoyer ermöglicht einen Blick in die Bauweise vergangener Zeiten und die Inneneinrichtung.
Zur Feier des 150-jährigen Bestehens wurde neben der Schutzhütte eine „Zwitscherkiste“ aufgestellt, welche Geschichten der Alten Prager Hütte und Umgebung für passierende Wanderer bereithält.
Am 25. September öffnet der hochalpinen Schauraum seine Türen und führt zur Feier des 150-jährigen Bestehens durch die restaurierten Räume des Kulturdenkmals.
Die Alte Prager Hütte ist nicht das einzige denkmalgeschützte Gebäude, dass an diesem Tag im Mittelpunkt steht. Eine Vielzahl an Kulturdenkmälern sensibilisieren die Öffentlichkeit am Tag des Denkmals für die Bedeutung des kulturellen Erbes und bieten kostenlose Führungen an. Nachhaltigkeitsaspekte von Denkmälern stehen dieses Jahr im Fokus: „Denkmal voraus-Denkmalschutz=Klimaschutz“. Mehr dazu auf der Seite des Bundesdenkmalamts.
Wie können sich Klimaschutz und Denkmalschutz ergänzen?
Für Denkmalschutz und Denkmalpflege ging es schon immer um Nachhaltigkeit: Die dauerhafte Erhaltung und Pflege von bedeutenden Bestandsbauten mit traditionellen, natürlichen und damit nachhaltigen Baumaterialien ist eine Kernaufgabe. Dazu kommt, dass viele historische Gebäude in ihrer Ökobilanz Neubauten übertreffen, insbesondere wenn sie aus traditionellen Baustoffen errichtet wurden. Die Erhaltung, Nutzung und Bewirtschaftung von historischen Bauten sind ökologisch und ressourcenschonend. Durch die stete Nutzung bestehender Gebäude wird die Neuproduktion von Baustoffen und Bauschutt vermieden und der Versiegelung wertvoller Flächen Einhalt geboten. Denkmalschutz und Klimaschutz haben ein gemeinsames Ziel: Den achtsamen Umgang mit der Verwendung von Ressourcen. Es bedarf zeitgemäßer Nutzungskonzepte unter Bedacht von Denkmalschutz und von Klimaschutz, um Denkmale in die Zukunft zu tragen.
Auch die denkmalgeschützte Alte Prager Hütte kann ihren Beitrag zur Nachhaltigkeit und Klimaschutz leisten. Durch die Lage an der Nordseite über den Schlatenkees des Großvenedigers lassen sich die Folgen des Klimawandels deutlich beobachten. Ganz im Gegenteil zur umliegenden Natur- und Gletscherlandschaft hat sich der Charakter und das Erscheinungsbild der frühen, einfachen Unterkunft kaum verändert. Durch den Erhalt der ursprünglichen Bausubstanz und Urform hochalpiner Baukultur lassen sich Ressourcen einsparen, Wissen an nächste Generationen überliefern und zeitgleich ein Beitrag zum Klimaschutz leisten. Die Alte Prager Hütte ist nicht die Einzige unter Denkmalschutz stehende Alpenvereinshütte: Einen umfassenden Einblick zum Thema Denkmalschutz auf Alpenvereinshütten findet ihr hier.
Anfahrt & Aufstieg zur Alten Prager Hütte
- Wir empfehlen die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Man fährt mit der Bahn über Innsbruck und Brenner nach Mittersill. Von dort besteht eine Busverbindung zum Matreier Tauernhaus.
- Mit dem Auto fährt man auf der Inntalautobahn zur Ausfahrt Kufstein-Süd, weiter nach Kitzbühl und durch den Felbertauerntunnel. Nach dem Tunnel biegt man rechts zum Matreier Tauernhaus ab, Parkplätze stehen dort zur Verfügung.
- Vom Matreier Tauernhaus beginnt die Wanderung zunächst über den Fahrweg (Taxidienst oder Pferdekutsche möglich) bis zum Talschluss Innergschlöss und Venedigerhaus. Von dort über den Wanderweg weiter über den Gletscherweg Innergschlöss bis hinauf zur Alten Prager Hütte. Nach rund 4 Stunden Gehzeit und knapp mehr als 1000 Höhenmeter erhält man inmitten der Dreitausender einen Einblick in die Geschichte des Hüttenbaus.