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Waldbaden: Mit allen Sinnen im Wald

Zum „Internationalen Tag des Baumes“ am 25. April macht der Deutsche Alpenverein im Rahmen seiner Kampagne „Spüre Dich selbst“ auf das Thema „Waldbaden“ aufmerksam – also auf den bewussten Aufenthalt in alpinen oder außeralpinen Wäldern. „Die Bedeutung des Waldes für die Gesundheit des Menschen kann nicht hoch genug eingeschätzt werden“, sagt Stefan Winter vom DAV. Was aber sind die genauen Effekte? Und was macht Waldbaden wirklich aus?

Vom bewussten Eintauchen in die Waldatmosphäre

Bunte Blätter, grünes Gras, Moos und Gebüsch, der Duft von Nadelbäumen, das Rauschen in den Wipfeln von Buche, Eiche und Co: Ein geruhsamer Spaziergang im Wald tut Körper, Geist und Seele gut. Gerade während der Pandemie zog und zieht es viele Menschen in die Natur. Für Menschen und Tiere spielt der Wald – insbesondere der alpine Bergwald – als Schutzwald seit jeher eine bedeutende Rolle. „Ohne den Schutzwald wären Teile der bayerischen Alpen unbewohnbar. Er hält Steinschlag, Felsstürze und Lawinen von den Tallagen fern, ist wichtig für unser Trinkwasser und bietet Tieren und Pflanzen Lebensraum“, weiß Stefan Winter, Ressortleiter Sportentwicklung und Mitbegründer der Kampagne „Spüre Dich selbst“.

 

„Tatsächlich kann die Bedeutung des Waldes für die Gesundheit der Menschen nicht hoch genug eingeschätzt werden.“ Es ist nicht nur altes Volkswissen, dass sich die frische Waldluft zum Beispiel positiv auf die Atmung auswirkt. In Japan ist Shinrin Yoku, zu Deutsch das „bewusste Eintauchen in die Wald­atmosphäre“, sogar eine anerkannte Therapieform; die Waldmedizin an japanischen Universitäten ein Forschungsgebiet. Seit über drei Jahrzehnten untersuchen dort Wissenschaftler*innen die Auswirkungen, die der Wald auf die Physis und Psyche der Menschen hat. Was genau sind die positiven Effekte auf uns?

 

Wie der Wald unsere Gesundheit beeinflusst

Manuela Goerlich, Waldbademeisterin, Kräuterpädagogin, Wald-Gesundheits- und ganzheitliche Entspannungstrainerin weiß: “Die Forschungsergebnisse belegen zahlreiche Verbesserungen der Gesundheit. Der Aufenthalt im Wald stärkt das Immunsystem, kann den Blutdruck ausgleichen, verringert die Ausschüttung von Cortisol und Adrenalin und kann chronische Schmerzen mindern.“ Studien legen nahe, dass die therapeutische Wirkung des Waldes unter anderem auf sogenannten Terpenen beruht. „Die Botenstoffe dienen den Bäumen dazu, miteinander zu kommunizieren, um zum Beispiel Schädlinge oder Pilze abzuwehren“, erklärt Manuela Goerlich. „Sie werden durch die Nadeln, Rinde und auch Blätter abgesondert und reichern sich in der Waldluft an.“ Phytozide haben zudem einen positiven Einfluss auf die Aktivität und Anzahl der natürlichen Killerzellen. Diese wiederum setzen Proteine zur Bekämpfung von Krebszellen frei.

 

Mithilfe psychologischer Tests wurde deutlich, dass sich das Waldbaden auch positiv auf die Psyche auswirken kann. Studien belegen, dass sich Menschen durch das Waldbaden entspannter, geborgener und zufriedener fühlen. Somit wirkt sich Shinrin Yoku nicht nur positiv auf die physische Gesundheit aus, sondern auch auf die mentale Gesundheit.

 

Gehirn aus - Achtsamkeit an

Doch wie waldbadet man nun richtig? Der bekannte amerikanische Naturphilosoph John Muir beschrieb das schon vor hundert Jahren sehr treffend: Man geht in den Wald, um den Verstand zu verlieren und die Seele zu finden. Manuela Goerlich erklärt die Sichtweise des Vordenkers: „Eigentlich kann man nichts falsch machen, wenn man Eifer, Ehrgeiz und Leistungsgedanken ausschaltet. Kindliche Neugier ist gefragt!“ Beim achtsamen, langsamen Gehen durch den Wald begeistern nicht nur die Details des Waldes, man nimmt auch die Farben und Gerüche intensiver wahr. „Viele Menschen stellen beim ersten Mal fest, wie schwer es ist, ohne Aufgabe an Ort und Stelle „zu sein“. Aber gerade deshalb lohnt sich der Sprung ins „Badebecken“ voller Bäume“, erzählt Manuela Goerlich. „Wer regelmäßig in der Natur ist, wird feststellen, dass auch die zahllosen Gedanken im Kopf irgendwann verstummen. Einfache Atem- und Bewegungsübungen, das Schulen der Sinne und Erspüren des Körpers können dabei helfen. Wer den Wald bewusst wahrnimmt, spürt sich selbst!“

 

Die Kampagne „Spüre Dich selbst“

Die Natur in den Bergen oder vor der Haustüre auf sich wirken zu lassen und ganz in sich selbst zu ruhen – ohne Ablenkung und Stress. Darum geht es in der Kampagne, die der DAV gemeinsam mit seinem Partner Bergader 2020 ins Leben gerufen hat. In den kommenden Wochen werden unter dem Kampagnenbaustein „Abtauchen. Wald“ weitere Inhalte folgen, z.B. „Die Bedeutung des Bergwaldes“, „Waldwandertouren“, eine neue Bergpodcast-Folge oder ein Kinderbuch im Pixi-Format.

 

 

 

 

 

Service für die Presse

Weiterführende Informationen zum Thema Waldbaden und ein ausführliches Interview mit der Waldbademeisterin Manuela Goerlich gibt es unter: https://www.alpenverein.de/Bergsport/Gesundheit/Spuere-dich-selbst/Eintauchen/

 

Bildmaterial zum Thema gibt es unter: https://www.skyfish.com/p/alpenverein/2053981

 

 

Ob „Yoga und Bergsport“, „Digital Detox am Berg“ oder „Entdecke die Wildkräuter“: Alle Bausteine der Kampagne „Spüre Dich selbst“ gibt es unter: https://www.alpenverein.de/spuere-dich-selbst

 

Kontakt für Rückfragen:

 

Tina Gauß

Öffentlichkeitsarbeit

089 / 14003-251

tina[Punkt]gauss[Klammeraffe]alpenverein[Punkt]de

 

Der Bergwald: Ein Natur-Talent

Freiwillige packen bei "Aktion Schutzwald" mit an

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Seit den 1980er Jahren engagiert sich der Deutsche Alpenverein gemeinsam mit den Bayerischen Staatsforsten und der Bayerischen Forstverwaltung für den Bergwald. Was mit ein bis zwei Projektwochen im Jahr begann, ist heute ein umfassendes Programm mit 15 Aktionswochen, in denen Freiwillige unter fachlicher Anleitung den alpinen Schutzwald pflegen. Für einige Einsätze 2023 gibt es noch freie Plätze.

Waldbaden: was ist so gesund daran?

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Einfach Zeit im Wald verbringen – das ist Waldbaden. Aber was ist so gesund daran und wie kann ich am besten in den Wald eintauchen? Shinrin Yoku, zu Deutsch "das bewusste Eintauchen in die Waldatmosphäre", stammt aus Japan und ist dort eine anerkannte Therapieform. Der Wald als Ruheort und Gegenpol zur Alltagshektik verspricht viele positive und wissenschaftlich belegte Effekte. Die Verbundenheit zur Natur ist in der japanischen Kultur tief verwurzelt. Das Waldbaden ist dort schon lange üblich, aber keine klassische Tradition. Als Reaktion auf den Stress in der Bevölkerung lud das Forstministerium in den 1980er Jahren dazu ein, Zeit im Wald zu verbringen. Das Waldbaden sollte nicht nur heilen, sondern auch die Wertschätzung gegenüber dem Wald stärken. Nur so würde der Mensch spüren, warum die Natur so schützenswert ist. 

Wie geht Waldbaden? Manuela Goerlich im Interview

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Manuela Goerlich ist Waldbademeisterin, Kräuterpädagogin, Wald-Gesundheitstrainerin und ganzheitliche Entspannungstherapeutin. Ihr Wissen gibt sie in Führungen und Kursen weiter. Wie bist du denn zum Waldbaden gekommen? Ich bin über meine Kräuterpädagogikausbildung zum Waldbaden gekommen. Damals ist das unter Shinrin Yoku erstmals aufgetaucht und wurde von vielen erstmal belächelt und in die esoterische Ecke geschoben.   Wie kann man sich Waldbaden vorstellen? Wir machen viele Übungen zur Sinneswahrnehmung, um die Achtsamkeit zu fördern. Ich biete auch Atemübungen und Gehmeditationen an. Man ist ganz bewusst langsam unterwegs.   Du legt großen Wert darauf, deine Kurse naturverträglich zu gestalten. Als Privatperson darf man die Wege im Wald nicht verlassen. Ich kann als Kursleiterin meine Gruppe aber auch mal abseits ins Gelände schicken und achte dann darauf, dass sie zum Beispiel nicht versehentlich junge Baumschösslinge zertrampeln.   Was ist das Beste an deinem Job? Waldbademeisterin zu sein, ist eine extrem abwechslungsreiche Aufgabe. Es sind immer andere Menschen dabei und ich finde es toll zu sehen, was die Zeit im Wald in Menschen bewirken kann.   An welches Erlebnis wirst du dich immer erinnern? Eine Dame hat mich mal angerufen und gesagt, sie hält überhaupt nichts von diesem Trend des Waldbadens. Sie gehe in dem Waldstück, wo ich das Waldbaden anbiete, seit Jahren täglich spazieren und kenne das Gebiet. Sie hat also nicht geglaubt, dass ich ihr etwas Neues bieten könnte. Aber sie war trotz ihrer Skepsis neugierig und ist dann in einer meiner Gruppen zum Waldbaden mitgekommen. Zuerst meinte sie, sie würde im Nachhinein gar nicht über ihre Erfahrung sprechen wollen. Aber hinterher hat sie mir gestanden, dass sie noch nie so in diesem Wald unterwegs war und es für sie ein wertvolles Erlebnis war.   Sind wir mittlerweile zu entfremdet von der Natur? Ja, das nehme ich erschreckenderweise so wahr, besonders bei meiner Arbeit mit Kindern. Manche haben noch nie einen Tannenzapfen in der Hand gehabt. Besonders Stadtkinder wachsen einfach anders auf und dadurch bilden sich oft große Wissenslücken.   Was hast du vom Wald gelernt? Dass man mit der Natur leben muss. Wenn ein Gewitter aufzieht, kann ich meinen Kurs eben nicht abhalten. Man ist einerseits von vielen Faktoren abhängig, auf der anderen Seite bietet uns der Wald auch einiges. Und die Natur ist wahnsinnig widerstandsfähig und für mich daher ganz klar ein Vorbild. Ich denke, wir könnten uns da ganz viel abschauen, wenn wir näher hinschauen.   Überrascht dich dein Waldgebiet noch, wenn du es schon so gut kennst? Ja, und das überrascht mich auch immer wieder selbst. Aber durch den Jahreszeitenwechsel verändert sich die Natur permanent und kann immer wieder ein bisschen anders erlebt werden.   Umarmt man beim Waldbaden auch Bäume? (Lacht) Ja, wenn man möchte. Da gibt es öfter mal Berührungsängste. Der Vorteil dabei ist, dass man näher an der Rinde ist und die ätherischen Öle und Terpene intensiver riechen kann.   Warum ist das Umarmen von Bäumen für viele so absurd? Ich denke, das ist eine Hemmung des Nicht-Kennens, weil nicht alle von Klein auf mit der Natur aufwachsen. Und dadurch entstehen dann Berührungsängste. Für manche Menschen ist es sogar befremdlich, sich auf den Waldboden zu setzen. Dabei hat das Waldbaden ja wirklich ausschließlich positive Effekte und das kann die Medizin inzwischen auch gut belegen. Und allen, die sich dem gegenüber nicht öffnen, denen entgeht eigentlich etwas. 

Schone die Natur!

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Ohne Zweifel: Die Alpen sind grandios. Einen großen Anteil daran haben die Pflanzen und die Tiere. So unterschiedlich sie im Einzelnen sind, eines haben sie gemeinsam: Die Lebensbedingungen in den Bergen sind rau, und das umso mehr, je höher es hinauf geht. Kleine Eingriffe haben deshalb oft weitreichende Konsequenzen. Sensibles und rücksichtsvolles Verhalten ist angebracht - und gar nicht schwierig.