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Kletter-EM: Hannah Meul im Kombinationsformat auf Platz 4

17.08.2022, 16:47 Uhr

Bei den Kletter-Europameisterschaften in München fand heute ein Debüt statt: Zum ersten Mal durften die Athletinnen im neuen Kombinationsformat "Boulder & Lead" um Medaillen klettern. Für den DAV startete Hannah Meul und kletterte auf Platz 4. Das deutsche Team beendet damit diese EM: Für das morgige Kombinationsfinale der Herren konnte sich kein DAV-Athlet qualifizieren. Trotzdem geht mit insgesamt fünf Finalteilnahmen und einer Silbermedaille für das ClimbingTeamGermay eine äußerst erfolgreiche Heim-EM zu Ende. Alle Infos zu diesem Finale sowie einen Rückblick auf das gesamte Event lesen Sie hier.

Kombi-Finale "Boulder & Lead": Meul wird Vierte

Es war eine Premiere: Zum ersten Mal wurde bei einem internationalen Wettbewerb das neue Kombinationsformat "Boulder & Lead" geklettert, das so auch bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 ausgetragen wird. Das Format enthält einige Neuerungen: Im Bouldern gibt es nun zwei Zonen und es wird in Punkten gerechnet. Auch im Lead gibt es für unterschiedliche Höhen bei den Griffen unterschiedliche Punkte. Am Ende werden beide Wertungen zusammengezählt – die Medaillen gehen an die Athlet*innen mit den höchsten Punktzahlen. Acht Athletinnen konnten sich über die Ergebnisse der Einzeldisziplinen bei der EM für das Kombi-Finale qualifizieren.

 

Das Boulder-Finale war spannend, aber nicht besonders schwer geschraubt. Hannah Meul (DAV Rheinland-Köln) hielt sich gut: Sie flashte zwei Boulder, brauchte für einen weiteren nur zwei Versuche und erreichte die "High-Zone" (Infos zum neuen Format hier) bei einer anderen Tour im Flash. Damit landete sie auf Platz zwei nach dem Bouldern. Nur das slowenische Supertalent Janja Garnbret (SLO) blieb komplett fehlerlos.

 

Allerdings: Jessica Pilz (AUT) und die Slowenin Mia Krampl waren punktgleich mit Meul und die Ukrainerin Jenya Kazbekova nur 0,3 Punkte dahinter. Ginge man davon aus, dass Garnbret sowieso gewinnen würde, entschieden sich Platz zwei bis vier im Lead unter Krampl, Meul und Pilz. Kazbekova als Boulder-Profi hatte etwas geringere Chancen. Pilz und Krampl hingegen sind ausgewiesene Lead-Expertinnen – und die Route war eher lead-typisch, also eher ausdauernd und ohne Boulder-Bewegungen – geschraubt. Eine schwierige Ausgangslage für Meul.

 

Genau so kam es dann auch: Obwohl Meul bis in den oberen Abschnitt der Route klettern konnte, musste sie im sich im Lead ihren Konkurentinnen Garnbret, Krampl und Pilz geschlagen geben, die alle drei toppten. Am Ende landete sie deshalb auf Platz 4 im Gesamtranking und verpasste das Podium nur knapp.

 

Die Ergebnisse im Kombinationsformat "Boulder & Lead": 

  1. Janja Garnbret
  2. Mia Krampl
  3. Jessica Pilz
  4. Hannah Meul
 

DAV-Team überzeugt mit einer Silbermedaille und 5 Finalteilnahmen bei Heim-EM

Insgesamt lief es gut für das deutsche Team bei dieser Europameisterschaft: Ingesamt 5 Finalteilnahmen und eine Silbermedaille standen am Ende auf dem Konto des Kaders. Einen großen Anteil daran hatte die 21-jährige Hannah Meul. Sie überzeugte nicht nur heute im Kombinationsformat, sondern kletterte auch schon in den Einzeldisziplinen Bouldern und Lead in die Endrunden – letztlich holte sie Silber im Bouldern und landete im Lead auf Platz 7. Auch Alexander Megos (DAV Erlangen) und Yannick Flohé (DAV Aachen) durften im Lead-Finale zeigen, was sie können. Am Ende wurden sie Fünfter (Megos) und Sechster (Flohé). 

 

Ebenfalls ein gutes Teamergebnis erreichte das noch junge deutsche Speed-Team: Bei den Frauen konnten sich drei Starterinnen für die finalen KO-Runden qualifizieren: Nuria Brockfeld (DAV Osnabrück), Julia Koch (DAV Wuppertal) und Anna Apel (DAVMünchen-Oberland). Brockfeld lief als beste Deutsche auf Platz sieben. Bei den Herren durften sich Sebastian Lucke (DAV Düsseldorf) und Leander Carmanns (DAV Rheinland-Köln) über die Teilnahme in der KO-Runde freuen.

 

  • Details zu den Wettkämpfen können Sie in unserem Liveticker nachlesen.
 

Stimmen aus dem DAV

Hannah Meul über das Finale in "Boulder & Lead" und die Kombination: "Ich war generell ziemlich fertig nach dem Klettermarathon der letzten Tage, obwohl wir jetzt zwei Tage Pause hatten war man natürlich, wenn man alle Runden mitgenommen hat, physisch und auch mental einfach am Ende. Das war aber mein großes Ziel und ich bin glücklich, es erreicht zu haben. Am Ende habe ich den letzten Clip nicht mehr reinbekommen und war zu hoch um wieder runter zu klettern, das hat mich ein bisschen davon abgehalten alles auszuschöpfen. Ich glaube da wäre noch mehr drin gewesen und das ärgert dann natürlich. Aber grundsätzlich bin ich sehr zufrieden, dass es diese Kombination gibt – ich liebe Bouldern, ich liebe Lead-Klettern – und könnte mich nicht entscheiden, welche Disziplin ich machen möchte und ich sehe auch meine Stärken eher in der Kombination. Dann kommt es eben auf den Routenbau an und auf die Tagesform. Ich denke, das wird ein ganz großes Event bei Olympia."

 

Bundestrainer Ingo Filzwieser über die Leistung der Mannschaft: "Die Athleten und Athletinnen haben ihr absolut Bestes gegeben. Natürlich wünschen wir uns immer mehr Medaillen. Hannah ist richtig gut geklettert, konnte alles aus sich rausholen. Wir sind super froh mit ihrer Leistung und jetzt haben wir noch drei Weltcups, es geht also gleich weiter."

 

Bundestrainer Ingo Filzwieser über das neue Kombinationsformat und den Routenbau bei diesem Finale: "Prinzipiell ist es sehr schwer, eine gute Route hinzubekommen, weil die Bedingungen wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit ständig wechseln. Leider waren die ersten beiden Boulder zu leicht. Dann bleiben da nur noch zwei Boulder, um die Athletinnen zu differenzieren. Die Differenzierungen bei den Bouldern waren nicht gut genug, da die Athletinnen im Ranking zu eng zusammen waren. Dadurch hat das Lead viel mehr Gewicht bekommen. Da es auch drei Tops im Lead gab, heißt das auch, dass die Lead-Route zu leicht war. Im Idealfall klettert eine hoch oder keine. Somit waren eigentlich beide Finals zu leicht. Zudem ist das Punktesystem aus meiner Sicht noch nicht ideal: Im Lead bekommt man viel mehr Punkte für einen Zug als im Bouldern, das heißt das Lead hat viel mehr Gewicht. Die Leadspezialist*innen haben also einen großen Vorteil gegenüber den Boulderspezialisten. Das funktioniert noch nicht für mich."

Die Einbettung hier in das Gesamtevent können wir zum jetzigen Zeitpunkt nur begrüßen, wir haben Reichweiten erreicht, die wir mit einzelnen Kletterevents nicht hätten erreichen können und bisher noch nicht erreicht haben. Die Gesamtatmosphäre tut dem Klettern gut - und das Klettern tut dem Event gut. Da dürfen wir unser Licht nicht unter den Scheffel stellen, ich glaube Klettern hat für das Gesamtevent einiges zu bieten und von daher finden wir es gut, wie es gelaufen ist und freuen uns in vier Jahren wieder dabei zu sein."

 

DAV-Sportdirektor Martin Veith über die Leistung des Kaders bei dieser EM: "Grundsätzlich sind wir mit dem Auftreten der Gesamtmannschaft zufrieden. Natürlich sind Hannahs Leistungen super und man kann nur zufrieden sein. Bei den Jungs sind wir natürlich ein bisschen enttäuscht, dass es keiner ins Kombinationsfinale geschafft hat. Aber auch hier haben wir Top-Leistungen gesehen. Beim Bouldern ist es schade, dass es gerade zum Saisonhöhepunkt bei Yannick nicht geklappt hat, die Leistung abzurufen. Aber unsere Zielsetzung haben wir erreicht und von daher sind wir mit dem Event zufrieden."

 

Martin Veith über das Kombiformat und die Teilnahme von Klettern bei den European Championships: "Das Format Boulder & Lead ist grundsätzlich interessant, ich glaube, dass man in der Bewertung im Bouldern noch etwas machen sollte. Werden die Bewertungsschemata nochmal angepasst, ist das ein für Olympia taugliches Format.

 

Service für die Presse

 

Hannah Meul

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Hannah Meul von der Sektion Rheinland-Köln ist eine der besten deutschen Allrounderinnen. Ihre Besondere Stärke liegt dabei vor allem im Lead und im Bouldern. Ihr großes Ziel: Olympia 2024 in Paris. Name Hannah Meul Jahrgang 2001 Wohnort Frechen DAV-Sektion Rheinland-Köln   

Alexander Megos

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Alexander Megos von der Sektion Erlangen ist einer von zwei Athleten, die bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokyo, Japan, starten konnten. Alex gilt außerdem auch als einer der besten Fels-Kletterer der Welt. Name Alexander Megos Jahrgang 1993 Wohnort Erlangen DAV-Sektion Erlangen  

Yannick Flohé

Deutscher Meister Bouldern und Lead

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Yannick Flohé von der Sektion Aachen gehört sicher zu den absoluten Olympia-Anwärtern für Paris 2024. Der junge Allrounder ist amtierender Meister im Bouldern und im Lead - damit hält er 2021 das Double. In Moskau sicherte er sich zudem den 1. Platz in der Combined Wertung der World Championchips. Name Yannick Flohé Jahrgang 1999 Wohnort Kettwig DAV-Sektion Aachen   

Liveticker Kletter-EM

Finale "Boulder & Lead" mit Hannah Meul

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Es war der 6. Wettkampftag der Europameisterschaften am Mittwoch und es ging nochmal um Alles: Erstmals fand ein Wettbewerb im brandneuen Kombinationsformat "Boulder und Lead" statt - heute durften die Athletinnen an die Griffe, die sich über die entsprechenden Einzeldisziplinen in den vorigen Tagen qualifiziert hatten. Für das DAV-Team ging Hoffnungsträgerin Hannah Meul an den Start. Einen Rückblick auf die vergangenen Wettkämpfe gibt es hier.   Bisherige Highlights der Europameisterschaften: Hannah Meul (DAV Rheinland-Köln) Vize-Europameisterin im Bouldern Hannah Meul, 7. Platz im Lead-Finale Alex Megos, 5. Platz im Lead-Finale Yannick Flohé, 6. Platz im Lead-Finale Hannah Meul qualifiziert für das Finale im Kombinationsformat "Boulder & Lead" und erreicht den vierten Platz.  

Die neue Kombi-Wertung Bouldern & Lead

Paris 2024

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Für die olympischen Spiele 2024 wird es ein neues Kombinationsformat geben, das nur noch aus Bouldern & Lead besteht. Seine Premiere feiert das Format schon in diesem Jahr – bei den Europameisterschaften im Klettern in München.

Was ist Speed-Klettern?

Die Sportart als Wettkampf

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Wie es der Name sagt: beim Speed geht es um Schnelligkeit. Also darum, eine weltweit genormte Route, bei der die Länge und Neigung der Wand sowie die Größe, Form und Position der Griffe und Tritte immer identisch sind, schnellstmöglich nach oben zu klettern. Gesichert wird beim Speed mit Seilsicherung von oben, also im Toprope. Die Athletinnen und Athleten müssen am Ende der Route auf einen Buzzer schlagen, dann wird die Zeit gestoppt. Die Speedtour ist bei Wettkämpfen 15 Meter hoch, hängt fünf Grad über und befindet sich im siebten UIAA Schwierigkeitsgrad. Da es sich immer um die gleiche Griffabfolge handelt, können sich die Kletterinnen und Kletterer optimal vorbereiten. Sie prägen sich bei unzähligen Gos den Bewegungsablauf so ein, dass sie ihn verinnerlicht haben und genau wissen, welchen Griff sie wie nehmen beziehungsweise wohin sie ihren Fuß setzen müssen. Beim Speedklettern ist neben einer hohen Schnell- und Maximalkraft deshalb auch eine große Greif- und Trittpräzision notwendig. Außerdem sind im Wettkampf, der über mehrere Runden geht, bei höchster Geschwindigkeit Schnellkraftausdauer und Nervenstärke erforderlich. 

Was ist Lead-Klettern?

Die Sportart als Wettkampf

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Lead, also das Klettern mit Seil, wird auch als Vorstiegs- oder Schwierigkeitsklettern bezeichnet. Es ist die traditionellste Disziplin des Kletterns. Hier geht es darum, eine definierte Route in einer vorgegeben Zeit möglichst sturzfrei zu durchklettern – beziehungsweise höher als die anderen Starterinnen und Starter zu kommen. Seit mittlerweile über 30 Jahren hat sich das Leadklettern als Wettkampfsportart etabliert – 1989 ging der erste Weltcup über die Bühne. Zu Beginn fanden die Wettkämpfe noch am Fels statt, beim „Rockmaster“ im italienischen Arco beispielsweise, einem der ältesten Sportkletterwettkämpfe überhaupt. Inzwischen aber werden Wettkämpfe in Hallen an bis zu 20 Meter hohen Kunstwänden durchgeführt. Für diese Disziplin ist vor allem Ausdauer und Kraft nötig. Daneben sind eine ausgefeilte Technik und eine gute Taktik gefragt, um an der Weltspitze mitklettern zu können. Zunehmend sieht man bei den Leadwettkämpfen aber auch spektakuläre Sprünge oder Bewegungen, wie die „Figure Four“, bei dem mangels Tritt das Bein über den Unterarm gehängt und aus dieser Position weitergezogen wird.   Das Niveau beim Leadklettern ist mittlerweile sehr hoch, bei den Deutschen Jugendmeisterschaften beispielsweise sollte die männliche Jugend A den 9. UIAA-Grad beherrschen. Bei der Deutschen Meisterschaft der Senioren liegen die Schwierigkeiten bereits bei UIAA 10/10+, international sogar noch höher: Bei den Weltcups werden Touren bis zum UIAA-Grad 11-/11 geklettert. 

Was ist Bouldern?

Die Sportart als Wettkampf

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Bouldern bedeutet Klettern ohne Seil in Absprunghöhe – also einer Höhe, aus der noch ohne Verletzungsgefahr abgesprungen werden kann. Weichbodenmatten sollen bei einem eventuellen Sturz vor Verletzungen schützen. Das Bouldern ist eine eigene Disziplin des Sportkletterns und hat in den vergangenen Jahren eine rasante Entwicklung durchlaufen. Bei dieser Kletterdisziplin geht es darum, Probleme zu lösen, also Boulder richtig zu lesen. Im Wettkampf müssen komplexe Einzelzüge und komplizierte Bewegungsabläufe in einer vorgegeben Zeit bewältigt werden: Ziel ist es, den Topgriff, also den obersten Griff, mindestens drei Sekunden lang stabil zu halten. Beim Bouldern ist vor allem Maximalkraft gefragt. Diejenigen Kletterinnen und Kletterer, die an der Weltspitze dabei sein wollen, brauchen darüber hinaus ein hohes Maß an Athletik, eine sehr gute Beweglichkeit und ein ausgeprägtes Koordinationsvermögen. Akrobatische Bewegungsabläufe, Sprünge oder ungewöhnliche Körperpositionen gehören mittlerweile zum abgefragten Repertoire bei den Wettkämpfen. Durch seine spektakulären Bewegungen, viel Action in kurzer Zeit sowie dem zuschauerfreundlichen Modus hat das Wettkampfbouldern in den vergangenen Jahren zunehmend an Anziehungskraft gewonnen. Zu dem diesjährigen Boulderweltcup in München, bei dem der deutsche Starter Jan Hojer Bronze gewann, kamen mehr als 5000 Besucherinnen und Besucher.