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DAV-Presseabend: Wie wird die kommende Bergsaison?

11.04.2022, 16:06 Uhr

Am 5. Mai fand der Presseabend des Deutschen Alpenvereins statt. Dominierendes Thema war die kommende Bergsaison unter den aktuellen Bedingungen der Pandemie, des Krieges und des Klimawandels. Aber auch andere wichtige Themen des DAV im laufenden Jahr kamen zur Sprache. Hier ist ein Überblick samt O-Tönen und Links zu Themen-Details.

Die neue Bergsaison: Das erwartet der DAV

Pandemie, Krieg, Klimawandel - Katastrophen prägen das aktuelle Zeitgeschehen. Ängste, Verunsicherungen, Einschränkungen und gestiegene Lebenshaltungskosten sind die Folgen. Kein Wunder, dass die Sehnsucht nach Naturerlebnissen so groß ist wie nie. Die heimischen Alpen waren in den letzten zwei Sommern deshalb voller Menschen. Vieles spricht dafür, dass auch der kommende Sommer eine Herausforderung wird. Eine Sache ist aber anders als zuvor.  

 

"Pandemie-bedingte Einschränkungen wird es in den Bergen im Sommer wohl kaum geben. Das ist auch gut so, denn die Menschen sehnen sich nach Natur, Entspannung und Freiheit," sagt DAV-Präsident Josef Klenner und hat einen Appell an die Bergsportgemeinde parat: "Seien Sie bitte fair und umsichtig in den Bergen unterwegs!"

 

 

Das erwartet der DAV für den Hüttensommer

Nachdem die Pandemie den Hüttenbetrieb in den letzten beiden Jahr stark einschränkte, scheinen die Voraussetzungen für die kommende Sommersaison nun wieder besser. DAV-Hauptgeschäftsführer Dr. Olaf Tabor blickt dem Hüttensommer allerdings nicht gänzlich unbeschwert entgegen: "Trotz der besseren Ausgangslage in dieser Saison trüben die wirtschaftlichen Entwicklungen die Aussicht auf ein gutes Jahr."

 

Besonders die Preissteigerungen sind eine Herausforderung. Vor allem Hütten, die mit Hubschraubern beliefert werden müssen, spüren die deutlich gestiegenen Energiekosten. Aber auch allgemeine Preissteigerungen in der Lebensmittelbranche fordern die Hüttenwirtsleute heraus. "Wir werden die höheren Preise wohl auch auf die Gäste umlegen müssen", so Tabor. Gestiegene behördliche Auflagen zum Beispiel beim Brandschutz tun ein Übriges zur komplizierten Lage dazu. Die Baufirmen sind ausgelastet und viele Materialien sind nur eingeschränkt lieferbar. Manche Hütten können womöglich nicht termingerecht oder gar nicht öffnen.

 

 

Mitgliederwachstum in schwierigen Zeiten

Der Bergsportboom zeigt sich auch in der DAV-Mitgliederentwicklung des vergangenen Jahres: Während nahezu alle anderen Sportverbände in Deutschland geschrumpft sind, ist der größte Bergsportverband der Welt um 1,2 Prozent gewachsen. Das ist zwar deutlich weniger als in Vor-Corona-Zeiten, aber immer noch sehr bemerkenswert. Insbesondere deshalb, weil sich ein Bereich ausgesprochen positiv entwickelt hat, der in der deutschen Vereinslandschaft in jüngerer Zeit zunehmend als problematisch gilt: Das Ehrenamt. In den letzten zwei Jahren hat der DAV 1700 freiwillig Engagierte hinzugewinnen können. Nicht ganz so erfreulich sind die Zahlen im Jugendbereich. Die Mitglieder im Alter bis 18 Jahre sind im vergangenen Jahr leider weniger geworden.

 

"Der Deutsche Alpenverein erweist sich als sehr krisenfest," sagt DAV-Vizepräsident Jürgen Epple. "Das zeigen nicht nur die Zahlen. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen auf den Alpenvereinshütten und trotz lange Zeit geschlossener Kletterhallen haben es die Sektionen geschafft, ihren Mitgliedern attraktive Bergsportangebote draußen zu machen und das Vereinsleben aufrecht zu erhalten." 

 

Das große Ziel des DAV: Klimaneutralität bis 2030

"By fair means" will der DAV sein großes Ziel erreichen, bis 2030 klimaneutral zu sein. Das bedeutet, dass für den Weg dorthin das Prinzip Vermeiden vor Reduzieren vor Kompensieren gilt: Die kommenden Jahre sollen intensiv genutzt werden, um die Emissionen durch geeignete Maßnahmen so weit wie möglich zu reduzieren. Dabei stehen vor allem Aktivitäten in den Bereichen Mobilität, Infrastruktur, Verpflegung, Kommunikation und Bildung im Mittelpunkt. Die Kompensation der nicht vermeidbaren Emissionen bildet ab 2030 den letzten Schritt zur Klimaneutralität.
2022 beschäftigt den DAV insbesondere die Emissionsbilanzierung. Die Werte bestimmen unter anderem die Höhe des Klimaschutzbudgets im kommenden Jahr: Pro Tonne CO2-Ausstoß investiert der DAV 90 Euro in Klimaschutzmaßnahmen.

 

"Der DAV hat sich für echten Klimaschutz entschieden. Das bedeutet, dass bei uns Vermeiden und Reduzieren an erster Stelle steht. Denn wir wissen, dass Kompensieren alleine nicht ausreicht, um die Pariser Klimaziele einzuhalten", erklärt DAV-Präsident Josef Klenner. "Unseren Einsatz für den Klimaschutz lassen wir uns auch etwas kosten: Der DAV-interne CO2-Preis ist etwa dreimal so hoch angesetzt wie der der Bundesregierung."

 

 

Ausblick auf die internationale Kletterwettkampf-Saison

Das Highlight dieser Saison sind die European Championships im Klettern im August in München. „Die Europameisterschaften sind unsere kleinen Olympischen Spiele!“, freut sich Burgi Beste, Vizepräsidentin des DAV. Und in der Tat, Olympia-Flair kommt in München sicherlich auf. Erstens, weil die EM mit insgesamt neun Sportarten 50 Jahre nach den Spielen 1972 in der bayerischen Landeshauptstadt stattfindet, und zweitens, weil hier zum ersten Mal das neue olympische Format "Boulder & Lead" getestet wird. Anders als in Paris 2024 werden in München aber Medaillensätze in allen Einzeldisziplinen vergeben: Lead, Bouldern und Speed. "Drei bis vier Mal möchten wir bei dieser EM im Finale stehen, konkrete Medaillenziele gibt es aber nicht", erklärt Beste.

 

Insgesamt ist es das Ziel des DAV für die Saison, sich in allen Bereichen der Weltspitze anzunähern. Dazu baut der Verband seine Trainerstruktur grundlegend um: Ingo Filzwieser ist der neue Bundestrainer für "Boulder & Lead" und mit Peter Schnabel gibt es erstmals einen Bundestrainer Speed. Maximilian Klaus kümmert sich wie gewohnt um Lead, während Sagi Damti für den Bereich Bouldern neu ins Team gekommen ist. Friederike Kops wechselt in das neu installierte Amt der Bundesnachwuchstrainerin. Gemeinsam mit Johannes Lau wird sie den Nachwuchs Richtung europäischer und Weltklasse führen. Nico Schlickum vervollständigt das Trainerteam als Bundestrainer Bildung und Wissenschaft.

 

 

Bergkultur trotz geschlossenem Museum

Bis voraussichtlich Herbst 2023 wird das Alpine Museum umgebaut. Doch auf Bergkultur muss auch während der Schließung niemand verzichten. Ob museumspädagogische Veranstaltungen wie „Isarkiesel“, der Vortragsabend „Jüdische Bergsteiger*innen. Bewundert, ausgegrenzt und verleugnet“ am 11. Mai, die Serie „Lieblingsstücke – Museumsschätze und ihre Geschichte“ oder virtuelle Rundgänge durch die Jubiläumsausstellung und die Höllentalangerhütte – für jeden Geschmack ist etwas dabei.

 

„Natürlich steht der Kulturbetrieb trotz des Umbaus nicht still. Viel Zeit nimmt die Konzeption und Ausarbeitung der neuen Dauerausstellung ein“, erzählt Melanie Grimm, Vize-Präsidentin des DAV. „Neu an der Herangehensweise ist, dass wir Berggeschichte nicht chronologisch entlang verschiedener Ereignisse und „Berg-Stars“ aufbereiten werden, sondern mentalitätsgeschichtlich. Das heißt wir möchten die Vielzahl von Gründen zeigen, warum Menschen wie du und ich in die Berge gingen und gehen und Erklärungsansätze zeigen, woher das kommt. Auf die fünf Ausstellungsbausteine „Abenteuer“, „Körperlichkeit“, Leistung“, „Naturerlebnis“ und „Gemeinschaft“ darf man sich schon jetzt freuen!“

 

 

Aufholen nach Corona

Lockdown, Home-Schooling, geschlossene Sportvereine – die Einschränkungen während der Pandemie waren für Kinder und Jugendliche belastend. Sie verbrachten mehr Zeit vor dem Bildschirm, Erlebnisse fanden oft online statt. Mehr denn je braucht es jetzt echte Erfahrungen in der realen Welt, denn Kinder und Jugendliche wollen die Welt be-greifen und nicht nur digital konsumieren.

 

„Junge Menschen suchen nach den Einschränkungen der vergangenen zwei Jahre nach echten Erlebnissen in der Gruppe und auch der Natur. Die Angebote der JDAV in den Sektionen passen sehr gut in diese Zeit. Denn wir bieten Gruppenerfahrung und Naturerlebnisse – und das alles mit pädagogischer Begleitung“, sagt JDAV-Bundesjugendleiter Simon Keller. Doch es braucht nicht nur akute Unterstützung, zum Beispiel mit dem sogenannten Corona-Aufholpaket des Bundes. „Auch langfristig muss die Politik die Arbeit der Jugendverbände unterstützen. Sonst droht uns ein „Long Covid“ im gesellschaftlichen Bereich!“

 

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