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DAV-Expedkader beendet Abschlussexpedition erfolgreich

27.07.2022, 10:34 Uhr

Der DAV-Expeditionskader der Männer ist gesund und erfolgreich von seiner Abschlussexpedition aus Grönland zurückgekehrt. Vom 29. Juni bis zum 27. Juli waren die jungen Alpinisten zum Klettern in einem bisher kaum erschlossenen Areal des Tasermiut Fjords im Süden der größten Insel der Welt. Das fünfköpfige Team um Trainer Christoph Gotschke kommt nicht mit leeren Händen zurück: Drei äußerst schwierige Erstbegehungen, zwei anspruchsvolle Wiederholungen von bestehenden Touren und viele eindrucksvolle Erfahrungen sind im Gepäck. Damit findet der aktuelle Kader einen positiven Abschluss nach einer schwierigen und emotionalen Laufzeit.

Expedkader agiert autark in fast unberührtem Gebiet

"Kommt lebend zurück, kommt als Freunde zurück, kommt mit Erfolgen zurück", getreu dieser englischen Alpinistenregel ist der DAV Expeditionskader der Herren Ende vergangener Woche von seiner Abschlussexpedition in Grönland zurückgekehrt. Am 26. Juni war das Team um Trainer Christoph Gotschke in einen bisher kaum erschlossenen Teil des Tasermiut Fjordes an der Südspitze der größten Insel der Welt gereist. Als Teilnehmer waren dabei: Fabian Hagenauer (DAV Rosenheim), Thomas März (DAV Burghausen) und Korbinian Grünauer (DAV Garmisch-Partenkirchen) - die beiden weiteren Kadermitglieder Hermann Böttcher (DAV München-Oberland) und Florian Storkenmaier (DAV Wangen-Allgäu) mussten die Unternehmung kurzfristig vor der Abreise aus persönlichen Gründen absagen. Begleitet wurde der Kader zudem von Expeditionsarzt Dr. med. Bernhard Bliemsrieder.

 

Knapp vier Wochen hatte das junge Team aus ambitionierten Alpinisten Zeit, sich kletternd an den zum Teil noch unberührten 400-1200 Meter hohen Granitwänden der Arktis zu versuchen. Das Ziel: Alpine Erstbegehungen und anspruchsvoller Freiklettergenuss. Nicht nur die Routen, auch das Ziel selbst ist neu: Erstmals in der Kadergeschichte lag das Ziel einer Expedition im Hohen Norden - wegen fehlender Erfahrungen und kaum vorhandener Infrastruktur eine besondere Herausforderung. Dabei ist die Logistik einer derartigen Expedition überaus komplex: 800 Kilogramm Gepäck für ein fünfköpfiges Team sind nichts Ungewöhnliches. In der Regel unterstützen deshalb Agenturen, zusätzliche Träger oder ein Küchenteam solche Expeditionen. Der DAV-Kader entschied sich jedoch, autark zu agieren, also ohne externe Unterstützung. Die nächste Besonderheit in fast unberührtem Gebiet: Der Zugang zu den möglichen Kletterzielen und die Finessen des Geländes sind selbst mit gründlichster Recherche nicht immer im Detail planbar.

 

Gemeinsam an der Aufgabe gewachsen

Der Expedkader der Herren kehrt mit einem positiven Fazit von seiner Abschlussexpedition zurück - und mit handfesten Erfolgen: Drei schwierige Erstbegehungen bis zum oberen 9. Kletterschwierigkeitsgrad, zwei Wiederholungen bestehender, äußerst anspruchsvoller alpiner Touren und jede Menge kostbarer Erfahrungen sind die Belohnung für vier Expeditionswochen und drei Jahre akribischer Vorbereitung. 

 

Das Fazit von Christoph Gotschke: "Eine sehr gute Zeit mit tollen alpinen Erfolgen ist zu Ende gegangen. Wir haben unglaublich viel erlebt, gelernt und sind an manchen Tagen über uns hinausgewachsen. Die alpine Entdeckerfreude und die geschafften Klettereien sind der messbare Erfolg der Abschlussexpedition des Teams. Genauso eindrücklich und wertvoll war aber für die Jungs das Teamwork im Basislager und das gemeinsame Wachsen an der Aufgabe. Denn auch wenn die Höhe hier keine Rolle spielte, war angesichts der Isolation, der Eigenständigkeit und der wilden Lage doch jedem sehr bewusst, dass gutes Zusammenarbeiten und Aufeinander-Achten der Schlüssel zu einer genialen Zeit mit erfolgreichem Abschluss waren." 

  • Den gesamten Nachbericht zur Expedition gibt es hier.
  • Erklärungen für gängige Begriffe im Klettern gibt es im Kletterlexikon.
 

Die Erfolge auf einen Blick

Erstbegehungen

Tinniertuup IV: "For our gone friends", 1000m, VI

Unbenanntes Seacliff beim Basislager: "Der alte Mann, der junge Mann und das Meer", 500m, VIII

Unbenanntes Seacliff beim Basislager: "GG-22-02", 500m, IX+

 

Wiederholungen

Hermellnberg: "Nordostgrat", 900 m, VII+

Tinniertuup II: "Scorpion Groove", 800 m, E3 5c (VIII-)

Außerdem gab es Erkundungstouren und Besteigungen einiger Gipfel der Umgebung

 

  • Save the Date: Am 10. November wird es einen Vortrag des Teams zur Abschlussexpedition in der Bundesgeschäftsstelle des Deutschen Alpenvereins in München geben. Genauere Informationen werden noch bekannt gegeben. 
 

Ein runder Abschluss nach einer schwierigen Laufzeit

2019 wurde das aktuelle Männerteam des DAV-Expedkaders ausgewählt und drei Jahre später blickt es auf eine durchwachsene Laufzeit und eine bewegte Geschichte zurück. Todesfälle im Team und dessen Umfeld, eine Nachbesetzung in der Mannschaft, ein neuer Trainer und Einschränkungen durch Corona belasteten die Teilnehmenden erheblich. Als Folge wurde die Laufzeit des Kaders von zwei auf drei Jahre verlängert - Zeit sich neu zu sortieren, sich intensiv mit dem Erlebten auseinander zu setzen und neue Motivation zu sammeln. Mit Neutrainer Gotschke, der im März 2022 Fritz Miller ablöste, hätte man wohl keinen passenderen auswählen können: Der staatlich geprüfte Bergführer ist nicht nur erfahrener Alpinist und Klettertrainer, sondern war selbst von 2004 - 2006 im Expedkader. Nach einer intensiven Phase der Aufarbeitung konnte die Abschlussexpedition trotz aller Verluste und gerade für die verlorenen Freunde stattfinden. "Die Grönlandexpedition setzt den Schlusspunkt an einen Kaderturnus mit extremen Höhen und Tiefen. Wir haben als Team und Alpinisten unser Bestes gegeben - in Gedanken immer bei unseren Freunden, die nicht dabei sein konnten. Wir denken in Trauer und Freundschaft besonders an unser Teammitglied Andreas Lindner, der 2020 tödlich abstürzte." - so Christoph Gotschke

 

DAV ist stolz auf die Leistung des Teams

"Wir sind sehr stolz auf die Leistungen unseres gesamten Teams, die sie im Rahmen ihrer Abschlussexpedition erreichen konnten. Drei wirklich große Erstbegehungen in Grönland bilden einen tollen Abschluss der Zeit im DAV-Expedkader!", freut sich Philipp Abels, Leistungssportreferent vom Deutschen Alpenverein. "Unser Dank gilt Fritz Miller, der den Kader in den ersten beiden Jahren vorbereitet hat sowie Christoph Gotschke, der mit seiner hervorragenden Arbeit ganz maßgeblich zu diesem Erfolg beigetragen hat. Ebenfalls gebührt ein besonderer Dank dem Expeditionsarzt Bernhard Bliemsrieder, der weit mehr als nur Arzt war und sich vor und während der Expedition als absolut gleichwertiges Teammitlglied eingebracht hat."

Der DAV-Expedkader wird von den Partnern Mountain Equipment, Edelrid und Katadyn unterstützt. 

 

Starke Frauen im Expedkader

Auch der Frauen Expedkader ist aktiv: Im Juli ging es für das Team für einen Lehrgang im Hochtouren- und Granitklettern ins französische Chamonix. Die weltbekannte Region um den Mont Blanc zählt unter Alpinist*innen zu den absoluten Kletter-Hotspots. Zusammen mit Trainerin Dörte Pietron konnten dort nicht nur alpine Klassiker bis zum 9. Schwierigkeitsgrad geklettert, sondern auch wichtiges Bergsport Know-How vermittelt werden. Von der Spaltenbergung bis hin zur Selbstrettung, wurden überlebensnotwendige Techniken geübt und vertieft. 

 

Das Frauenteam war in diesem Jahr auch abseits der Lehrgänge höchst erfolgreich: Amelie Kühne (DAV Heilbronn) bezwang die Peuterey Integral, die mit 4500 Höhenmetern längste Gratklettertour in den Alpen ist. Caro Neukam (DAV München-Oberland) meisterte die Brouillard Intégrale, eine äußerst anspruchsvolle Hochtour am Mont Blanc, die bisher nicht viele Bergsteigende in ihr Tourenbuch schreiben dürfen. Und Luisa Deubzer (DAV München-Oberland) reihte sich in die elitäre Riege der stärksten Kletterinnen ein. Pünktlich vor Chamonix konnte sie ihr Sportkletterprojekt Speed Integrale abschließen, das mit 9a bewertet ist - ein internationaler Schwierigkeitsgrad, den bisher nur eine handvoll Frauen weltweit überhaupt klettern konnten.

  • Alle Infos zum Frauenkader gibt es hier.
 

Service für die Presse

  • Bildmaterial von der Abschlussexpedition in Grönland gibt es hier.
  • Hier geht es zu allgemeinem Bildmateraial zum DAV Expedkader 
  • Aktuelle Einblicke gibt es auf den Social Media Kanälen: 
    • DAV-Expedkader (Männer und Frauen) auf Instagram
    • DAV-Expedkader (Männer und Frauen) auf Facebook
  • Ansprechpartner für die Presse: Markus Grübl, markus.gruebl@alpenverein.de, 089/14003-337
 

Das DAV Expedkader Männerteam fährt nach Grönland - die Vorbereitungen laufen

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Zu allem bereit: Eine Bergtour oder ein Bergurlaub wollen akribisch vorbereitet sein – umso mehr gilt das für eine "Expedition" in kaum erschlossene Gebiete. Dazu gehört viel Planung – auch für den Fall, dass mal was schiefläuft. Vor dieser Aufgabe steht das Männerteam des DAV-Expedkaders, das im Sommer zu seiner Abschlussexpedition aufbricht. Von der Zielsetzung, über Materialauswahl und Logistik bis hin zur Strategie vor Ort, für das Team gibt es eine Menge zu lernen - und natürlich können sich davon auch Hobby-Bergsteigende etwas abschauen.

20 Jahre Expedkader

Bergpodcast Folge 31

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Der DAV-Expeditionskader – kurz: Expedkader – feiert in diesem Jahr runden Geburtstag. Vor 20 Jahren wurde diese neue Art der Förderung des Leistungsbergsteigens ins Leben gerufen. Das Konzept: Talentierte, junge Bergsteiger sollen drei Jahre lang mehrere Ausbildungsblöcke durchlaufen und abschließend auf eine gemeinsame Expedition gehen. Unterstützt wurde er dabei bereits von Beginn an vom Partner Mountain Equipment. In dieser Folge möchten wir euch den Expedkader, seine Geschichte und Ziele, Erfolge und Niederschläge vorstellen. Reporter Georg Bayerle hat dazu mit Teilnehmern, Absolventinnen, Trainern und Partnern gesprochen:   Dörte Pietron, erste Frau in einem Expedkader und mittlerweile Trainerin des Frauenkaders Caro North, Absolventin des Frauenkaders 2013 und in diesem Jahr zum ersten Mal Ausbilderin im Sichtungscamp Florian Storkenmaier aus dem aktuellen Männerkader Thomas Strobl von Mountain Equipment  

Partner des Expedkaders

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Die Expeditionskader des DAV werden bei Trainingsmaßnahmen und auf der großen Abschlussexpedition von folgenden vier Sponsoren unterstützt.  Bereits seit über einem halben Jahrhundert begleitet Mountain Equipment passionierte Bergsteiger und Alpinistinnen auf Expeditionen rund um den Globus. Als Spezialist für Daunenschlafsäcke und -bekleidung verarbeitet das Unternehmen beste Materialien. Unverzichtbare Aspekte wie Umweltschutz, Tierschutz und ethische Verantwortung werden in den Fokus gestellt.   Seit 1999 – also von Anfang an – unterstützt Mountain Equipment die DAV-Expeditionskader mit Bekleidung, Schlafsäcken und seit 2018 auch mit Kletter-Rucksäcken. Die Produkte werden unter harten Bedingungen kompromisslos eingesetzt: hier werden wesentliche Erkenntnisse gewonnen, die wieder in Produktentwicklung und -verbesserung einfließen.   Ziel von Mountain Equipment ist es, die Athleten der DAV Expeditionskader mit herausragenden Produkten für die rauen Bedingungen in Fels und Eis bestens auszurüsten.   Weitere Infos unter: mountain-equipment.de 

Expedkader - Ziele und Auswahlkriterien

Expeditionen

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Wie kommt man in den Expedkader? Ziele und Auswahlkriterien finden Sie hier.   Aktive Spitzensportler wie Michi Wärthl, Toni Lamprecht und Christoph Hainz engagieren sich als Ausbilder und in Fachgremien für ein zeitgemäßes Konzept. Die Ergebnisse einer Diskussionsrunde aus Aktiven, Haupt- und Ehrenamtlichen wurden vom Verbandsrat als Vorgabe für den Expedkader 2009 verabschiedet. Diese fordert ein hohes Allround-Eingangsniveau der Teilnehmer, die sich im Lauf ihrer Ausbildung selbstständig mit den Trainern ihre Ziele setzen sollen – und auch darüber entscheiden, ob ihre Abschlussfahrt ein FreeWall- oder Alpinziel anstrebt. 

DAV-Expedkader Geschichte

Expeditionen

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Wer waren die Mitglieder der letzten Expedkader und was haben sie gemacht? Hier findet man alle Infos.   Nach nationalen Großexpeditionen der 1930er und 1950er Jahre wurden bis in die 1980er Jahre vor allem einzelne Expeditionen gefördert, teilweise aus dem Kreis des DAV aufgestellt. Die Förderung von Expeditionen und anspruchsvollen bergsportlichen Auslandsfahrten ist heute noch eine Aufgabe des Ressorts Spitzenbergsport im DAV.