#wirsinddav: Mitglieder im Interview
"Klettern ist mein Lebensinhalt – ich bin DAV!" (Lucia)
Lucia Dörffel (18) ist Mitglied in der Sektion Chemnitz. Sie hat dieses Jahr Abitur gemacht und absolviert den Bundesfreiwilligendienst bei der Sektion Sächsischer Bergsteigerbund. Romy Fuchs (18) ist Mitglied bei der Sektion München. Romy und Lucia haben die neue Kollektion an der Kletterwand getestet und uns erzählt, warum sie DAV sind und was die Berge für sie bedeuten.
Seit wann seid ihr Mitglieder?
Lucia: Mitglied bin ich, seitdem ich professionell trainiere und an Wettkämpfen teilnehme, das war 2010. Meine Eltern haben mich schon von klein auf mit in die Berge genommen und mit zwei oder drei Jahren habe ich meinen ersten „Kletterweg“ bestiegen. Das war in der Sächsischen Schweiz.
Romy: Freunde meiner Eltern haben mich mit fünf Jahren das erste Mal mit zum Klettern genommen. Von da an wollte ich weiter machen und habe mit acht mit dem Kindertraining begonnen. Im Zuge dessen bin ich in die Sektion eingetreten und habe in Thalkirchen (DAV-Kletter- und Boulderzentrum München Süd) trainiert: zuerst in der Kindergruppe, dann im Wettkampfkader.
Wie habt ihr euer Talent entdeckt?
Lucia: Bei mir gab es eigentlich kein Schlüsselerlebnis. Ich habe damals in Chemnitz die Boulderhalle besucht, die gerade neu eröffnet wurde. Dort war ich dann regelmäßig im Training. Bei meinem ersten Wettkampf habe ich dann gut abgeschnitten und mich immer weiterentwickelt. Vor allem hat mir das Klettern sehr viel Spaß gemacht und so kam eins zum anderen. Der Spaß steht für mich auch über dem Leistungsgedanken, insbesondere, wenn man die eine oder andere Niederlage erlebt. Gerade aus dem Training sollte man positiv rausgehen.
Romy: Bei mir hat sich das auch schrittweise ergeben. In den ersten Trainings mit anderen Kindern hat sich schnell rausgestellt, dass ich eine der Motiviertesten war. Ich glaube, es hilft, wenn man selber besser werden und wirklich klettern will. Es bring nichts, wenn man nur von den Eltern geschickt oder gezwungen wird. Mein Trainer hat mich dann motiviert, an Wettkämpfen teilzunehmen. So bin ich in den Wettkampfkader gekommen und habe mein Training immer weiter gesteigert. Die eigene Motivation ist sehr wichtig, vor allem, wenn man noch jung ist. Klettern sollte auch immer ein gemeinschaftliches Ereignis sein, man muss den anderen vertrauen können und der Spaß steht natürlich im Vordergrund.
Lucia: Vor allem bei den Wettkämpfen ist es schön, wenn wir als Team teilnehmen und gemeinsam Spaß und Freude am Klettern haben.
Romy: Genau, ich habe im Team wirklich gute Freunde gefunden. Mit Lucia fahre ich jetzt auch drei Monate in den Urlaub.
Klettert ihr lieber in der Halle oder am Fels?
Lucia: Lieber am Fels, die Halle nutze ich eigentlich nur zum Training, draußen kann man einfach in Ruhe und entspannt klettern.
Romy: Mir geht es genauso. Jetzt, da ich keine Schule mehr habe, bin ich ständig draußen unterwegs.
Wie viele Stunden pro Woche trainierst du ungefähr?
Lucia: Früher habe ich dreimal zwei bis drei Stunden trainiert. Seit diesem Jahr und seit ich an größeren Wettkämpfen teilnehme, trainiere ich vier- bis fünf Mal die Woche. Dabei ist mir Vielfalt wichtig: Ich bouldere, mache Tourentraining, Krafttraining oder gehe schwimmen.
Romy: Ich trainiere circa vier bis fünf Mal die Woche und absolviere unterschiedlich schwere Einheiten. Ich trainiere nicht jedes Mal Vollgas, sondern mache auch Ausdauereinheiten oder kurze intensive Einheiten.
"Ich bin DAV, weil ich dort Unterstützung für Wettkämpfe erhalte und Freunde fürs Leben gefunden habe – Bergerlebnisse inklusive!" (Romy)
Was bedeutet es für euch, dass Klettern 2020 olympisch sein wird?
Lucia: Ich finde das cool. Das ist natürlich ein Riesenschritt für die Geschichte des Kletterns und ich bin stolz, Teil dieser Entwicklung zu sein. Klettern sollte aber ein Gemeinschaftssport bleiben, der Fokus sollte sich nicht auf Rekorde und den Konkurrenzgedanken richten.
Romy: Ich finde den ständigen Vergleich mit anderen auch gefährlich. Auch das Thema Doping und der Leistungsdruck sind natürlich problematisch. Olympia kann diesen Sport natürlich bereichern, aber wir Kletterinnen dürfen nicht vergessen, wo wir herkommen. Natürlich wäre es schön, eines Tages bei Olympia dabei zu sein, aber es muss auch andere Ziele geben.
Habt ihr weitere bergsportliche Interessen?
Lucia: Ich fahre auch gerne Ski. Zusammen mit meinen Eltern und Freunden habe ich vor zwei Jahren meine erste Skitour gemacht. Außerdem gehe ich gern Langlaufen.
Romy: Ich fahre schon von klein auf Ski. Leider fehlte mir dazu während meiner Schulzeit und zwischen den Lehrgängen am Wochenende die Zeit. Mit meinen Eltern war ich als Kind auch immer viel Wandern. Erst über die Jahre habe ich gemerkt, wie schön die Natur ist und wie viel sie einem gibt.
Was fasziniert euch an der Bergwelt?
Lucia: Die Atmosphäre, man kann richtig aufatmen. Die Luft ist gesund und man kann alles um sich herum vergessen.
Romy: In den Bergen gibt es nicht nur Weite, sondern auch die Silhouetten der Berge. Die Ruhe ist unglaublich entspannend und es gibt keine Ablenkung. Man kann dem Alltag entfliehen.
Habt ihr Vorbilder?
Lucia: Natürlich inspirieren mich andere Kletterer, die ich draußen oder bei Wettkämpfen sehe. Da denke ich mir dann: Wow, so leicht und geschmeidig soll das bei mir auch aussehen. Und natürlich mein Opa: Er geht mit 80 Jahren noch zum Klettern.
Romy: Lucia Dörffel ist mein Vorbild (lacht). Mich inspirieren vor allem andere Kletterstile. Bei Akiyo Noguchi oder Janja Garnbret sieht das so leicht und geschmeidig aus. Allein durchs Zuschauen lernt man dazu.
Was denkt ihr, hat die Pioniere vor 150 Jahren genauso beschäftigt wie uns heute?
Lucia: Wahrscheinlich wollte der Mensch schon immer einfach raus und dem Stress entfliehen, Ruhe und Freiheit finden. Natürlich hat damals die Ausrüstung, der Schutz vor Wind und Wetter gefehlt. Die mussten sich ja das Seil noch um den Bauch binden.
Romy: Früher galt wahrscheinlich mehr der Entdeckungsdrang. Wir wollen ja immer mehr an unsere Grenzen gehen und darüber hinaus. Damals war man natürlich viel schneller in Gefahr. Heute gehen viel mehr Menschen in die Hallen – da fehlt natürlich das Berggefühl. Die Kommerzialisierung des Sports und der Berge hat auch wenig Ursprüngliches an sich. Ich bin auch keine Alpinistin, aber das Berggefühl und die Freiheit spürt wahrscheinlich jeder, der in die Berge geht. Egal ob heute oder vor 150 Jahren.
Was wünschst du dem DAV für die Zukunft?
Romy: Ich wünsche dem DAV, dass er sich selbst treu bleibt. Auch in Bezug auf Olympia. Naturschutz und Leistungssport sind oft schwer zu vereinbaren. Da muss man zwei Welten vereinen, oder trennen, damit es weiterhin funktioniert und niemand den Kürzeren zieht.
Unsere Jubiläumskollektion 2019
Zur Feier unseres 150-jährigen Bestehens gibt es eine exklusive Jubiläumskollektion in unserem DAV-Shop. Romy trägt das DAV150 Fashion-Shirt in grau-pink, die DAV150 Weste in blau und das DAV150 Buff HighUV in blau-ocker. Lucia trägt das DAV150 Fashion-Shirt in grau-pink und das DAV150 Buff HighUV in pink-grün.