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#wirsinddav - Ehrenamtliche im Interview

"Ich bin DAV, weil ich in meiner Zeit hier viele Freunde und Gleichgesinnte gefunden habe."

Horst Neuendorf (71) war Kletterwart, ist Klettergartenwart und 2. Vorsitzender in der Sektion Duisburg und Urgestein im Duisburger Landschaftspark. Seit Anfang der 90er Jahre baut er ehrenamtlich mit Gleichgesinnten den Klettergarten im Landschaftspark aus und hat seitdem ca. 4000 Kletterhaken gesetzt. Im Interview erzählt er von seinen Kletter- und Bergerlebnissen und von seinem Ehrenamt im DAV.

Seit wann bist du DAV Mitglied?

 

Seit 1981.

 

Wie bist du dazu gekommen, Alpenvereinsmitglied zu werden?

 

Ich habe mit meinem Freund Georg und Familie eine Urlaubsfahrt ins Altmühltal gemacht, weil seine Klettergruppe dort war. Eigentlich wollten wir wirklich nur ein bisschen Wandern, aber da wurde mir schon von den Kletterwarten der Helm aufgesetzt und es ging ab an den Fels. Ich war da 33 Jahre alt und dachte das lernst du nie, und das meinen die beiden heute immer noch, oder? So haben wir im Laufe der Jahrzehnte schöne Kletter- und Wandertouren gemacht. Damals, Ostern 81 in Konstein, wo auch das legendäre Klettertreffen stattfand, hab ich das Klettern für mich entdeckt und bin Mitglied in der Sektion Duisburg geworden.

 

Was sind deine Einsatzfelder hier als Klettergartenwart im Landschaftspark?

 

Also ganz zu Beginn habe ich mich noch nicht ehrenamtlich in der Klettergruppe engagiert. Anfang der 90er Jahre wurde dann beschlossen, dass das stillgelegte Hüttenwerk im Duisburger Landschaftspark als Freizeiterlebnisraum mit Klettergarten umfunktioniert werden soll. Grundgedanke für uns Kletterer dabei war, dass man in geringer Entfernung einen Ort zum Trainieren und Üben hatte. Man musste nicht jedes Mal mit dem Auto in die Eifel zu einem Klettergebiet fahren. Um sichere Kletterrouten zu bauen, habe ich eine Ausbildung für das Haken setzen gemacht. Und so haben wir dann begonnen, den Klettergarten nach und nach sauberzumachen und Haken zu setzen. Wir hatten vor Ort zu Beginn keinen Strom, das heißt wir haben einfach eine Drahtbürste genommen und angefangen den Kohlestaub von den Wänden weg zu bürsten. Wo früher Koks und Eisenerze zwischengelagert wurden, gibt es jetzt Wände mit natürlichen und Kunstgriffen und Hacken zum Sichern. Bis heute mache ich die ganze Planung für den Klettergarten. Und das ist alles Ehrenamt. Jede Minute ist Ehrenamt. Wenn einer fragt "wie viele Stunden hast du hier reingesteckt" ist meine Antwort: wenn ich mal anfangen sollte, die Stunden aufzulisten, dann höre ich auf. Da meine Frau auch ehrenamtlich unsere Nordparkhütte im Klettergarten betreut, mache ich auch die anfallenden Reparaturen.

 

Weißt du, wie viele Bohrhaken du hier gesetzt hast?

 

Wir haben hier ungefähr 650 Routen. Mit jeweils 5 bis 6 Haken. Da kommt man auf eine Zahl an die 4000.

 

Was war dein Antrieb dafür?

 

Schlicht und ergreifend die Lust am Klettern. Wir konnten trainieren und ich konnte für mich selbst Touren einrichten, so schwer, wie ich es zu dem jeweiligen Zeitpunkt für mein Training brauchte. Man kann bei uns einfach super üben, da wir nicht nur wie in der Halle Kunstgriffe haben, sondern auch Wände mit einer Struktur, die Felswänden gleicht. Inzwischen gibt es auch eine Drytoolingwand mit 20 Touren für Eisgeräte und einen 530 Meter langen Klettersteig, den längsten außerhalb der Alpen. Also alles, um sich aufs Gebirgsklettern vorzubereiten. Seit 1990 baue ich mit unseren Kletterern den Klettergarten Stück für Stück aus und ich bin auch noch nicht fertig. Zurzeit sind zwei neue Klettersektoren in Arbeit, wo nochmals 150 Kletterrouten entstehen. Dann haben wir 800 Routen von UIAA 2 bis 9.

 

Hast du vor weiterhin zu Klettern und dich als Kletterwart in Duisburg zu engagieren?

 

Ja auf jeden Fall. Aber nicht als Kletterwart, das war ich 17 Jahre, sondern Klettergartenwart. So lange wie es geht und ich gesund bin, mache ich das weiter.

 

Hast du außer dem Klettern auch andere bergsportliche Interessen?

 

Auf jeden Fall! Ich habe zum Beispiel eine Wandergruppe. Seit fast 30 Jahren gehe ich mit ehemaligen Arbeitskollegen jedes Jahr auf eine Hochalpine Tour von Hütte zu Hütte in die Berge. 1977 habe ich die erste Tour als Greenhorn mit meinem Freund Georg und einer anderen Gruppe in den Dolomiten bis auf den Gipfel der Marmolata rauf gemacht. Seit 1990 plane ich diese Ausflüge immer selbst, suche also die Touren heraus und mache die Organisation.

 

Was fasziniert dich an den Bergen?

 

Es geht mir darum die Freiheit zu genießen, um das Übernachten auf Hütten und um die einmaligen Naturszenerien, die man auf Touren bewundern kann. Da, finde ich, fällt der sportliche Aspekt tatsächlich eher zurück. Wenn man aber gleichzeitig noch ein paar Höhenmeter zurücklegen kann, ist das für mich natürlich ein Pluspunkt.

 

Was denkst du hat die Pioniere vor 150 Jahren genauso beschäftigt wie uns heute?

 

Das Neuland. Das ist ein Thema, das sich durch die Generationen zieht.

 

Was wünschst du dem DAV für die Zukunft?

 

Ich wünsche mir und auch dem DAV, dass das Gebirge natürlich bleibt.

 

Ich bin DAV, weil…

 

… ich in meiner Zeit hier viele Freunde und Gleichgesinnte gefunden habe. Der Antrieb, den die Menschen beim Klettern und beim Bergsport haben, ist ansteckend – und trotzdem ohne Leistungsdruck, so sollte es sein – zumindest für mich.

 

Unsere Jubiläumskollektion 2019

 

Zur Feier unseres 150-jährigen Bestehens gibt es eine exklusive Jubiläumskollektion in unserem DAV-Shop. Horst trägt das "Wir lieben die Berge" Fashion-Shirt und die DAV150 Jacke.

 

#wirsinddav

Gay Outdoorclub

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Dietmar Plank ist Mountainbike- und Skitouren-Führer (FOKUS) in der Sektion Gay Outdoor Club (GOC) und Web-Administrator an der LMU. Lothar Reiter organisiert die monatlichen Vereinstheken-Abende für die Sektion GOC, im „normalen Leben“ ist er Diplom-Ingenieur und als leitender Angestellter bei Audi tätig. Und Gerrit ist neues Mitglied im GOC, kommt aus Berlin und arbeitet als freiberuflicher Übersetzer (deutsch-englisch). Die drei durften mit als erste Sektionsmitglieder in die Jubiläumskollektion schlüpfen und haben uns dabei erzählt, warum sie DAV sind und was die Berge für sie bedeuten.   Lothar, Gerrit und Dietmar (von links), Foto: Bernhard Schinn 

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DAV-Vizepräsidentinnen: Burgi Beste, Sunnyi Mews, Melanie Grimm

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Burgi Beste, Sunnyi Mews und Melanie Grimm (v.l.n.r.) sind Mitglieder des DAV-Präsidiums. Das bedeutet: viel Zeit ins Ehrenamt investieren, eine große Verantwortung für den Verein tragen, aber auch etwas bewegen können. In der nächsten Panorama-Ausgabe 2 2019 erscheint ein ausführliches Porträt der drei Vizepräsidentinnen, zum Internationalen Frauentag am 8. März sprechen sie über Führungspositionen, Gleichstellung und Vielfalt im DAV.