#wirsinddav – Ehrenamtliche im Interview
„Jahrzehntelang tolle Erlebnisse und Kameradschaft – ich bin DAV!“
Helmut Strobel (73) ist seit 1969 Mitglied in der DAV-Sektion Friedrichshafen. Zum 150-jährigen DAV-Jubiläum kann er 2019 50 Jahre Mitgliedschaft feiern. Er durfte als eines der ersten Sektionsmitglieder die Jubiläumskollektion probieren und hat uns dabei erzählt, warum er DAV ist und was die Berge für ihn bedeuten.
Foto: Bernhard Schinn
Wie bist du zum Bergsteigen und zum DAV gekommen?
Ich hatte damals eine Freundin, die gerne in die Berge gegangen ist. Da bin ich dann einfach mal mitgegangen. Da hieß es sofort von dem Senior, der damals die Wanderung geführt hat: „Helmut, ich glaub mit dir können wir was anfangen.“ Dann dachte ich: „Ok, dann bleib ich.“ Vier Wochen später ging ich schon mit zur Friedrichshafener Hütte, damals haben wir die Hütte ausgebaut. Da sind wir dreimal am Tag hinauf gelaufen mit den Holzbalken auf dem Rücken, 600 Meter Höhenunterschied, das war mein Anfang beim Deutschen Alpenverein. Mein erster ehrenamtlicher Einsatz.
Welches Ehrenamt hast du im DAV?
Momentan bin ich noch Bergwanderführer und führe einmal in der Woche die Gäste einer Klinik in Friedrichshafen zum Wandern. Ich war aber auch 20 Jahre Sommertourenwart und 35 Jahre Veranstaltungswart. Ich habe sämtliche Feiern und Hauptversammlungen der Sektion mit dem Vorstand organisiert, jedes Jahr Bergmessen auf einem anderen Gipfel und vieles mehr. Der DAV war mein Leben, von morgens bis abends. Ich war oft jede Woche für zwei, drei Tage unterwegs. Das war mit meinem Beruf in der Konstruktion eines Automobilzulieferers gut vereinbar, weil ich dort relativ selbstständig war. Auch mit meiner Familie war das gut vereinbar: Meine Kinder gingen in der Jugendgruppe mit in die Berge, so konnten auch sie Erfahrungen und schöne Bergerlebnisse gewinnen.
Gibt es ein Erlebnis am Berg, das dir nicht mehr aus dem Kopf geht?
Eins schon ja, da hab ich viel Glück gehabt. Das ist jetzt ungefähr 23 Jahre her. Damals habe ich eine Rundtour im Écrins-Gebiet in Frankreich geplant. Am letzten Tag war der Viertausender dran, plötzlich kam eine Steinlawine vom Gipfel runter. Mir sind kleine Steine am Kopf vorbei geschossen, eine große Platte kam auf mich zu und hat mein rechtes Bein erwischt: Meine ganze Wade war aufgerissen. Ich habe dann das ganze Bein eingewickelt mit Bändern und dann ging es 800 Meter den Gletscher hinab, insgesamt war es ein Abstieg von sechs Stunden, mit sechs Tabletten. Dann fuhr ich noch selber mit dem Auto nach Grenoble ins Krankenhaus – 80 Kilometer. Dort wurde ich dann operiert und wieder zusammengenäht. Da hab ich wirklich Glück gehabt.
Und an welchen Bergmoment erinnerst du dich gerne?
Eigentlich alles, ich war jede Woche von Frühjahr bis Herbst unterwegs, das war immer eine tolle Sache. Sicherheit war immer mein Thema Nummer eins. Man muss sich und andere da gut einschätzen können und die Wetterlage gut im Blick haben. Die Extremtouren habe ich meistens zum Vollmond gelegt. Denn bis zum Vollmond ist das Wetter immer gut. Außerdem ist es auch schön, wenn man nachts um zwei oder drei von der Hütte losgeht, seine Tour beginnt, und der Vollmond scheint. Da braucht man fast keine Stirnlampe.
Warum engagierst du dich nach so vielen Jahren immer noch gern?
Ich bin einfach ein Typ, der mit allen gut auskommt. Ich bin immer gut drauf, scherze gerne mit meinen Gästen und bin lustig, auch beim DAV. Die Bergkameradschaft und die Erlebnisse am Berg – das ist einfach was Schönes. Und das Ganze ist außerdem gut für Kondition und Gesundheit.
Was gibt dir das Ehrenamt und was kannst du zurückgeben?
Es freut mich einfach, wenn ich den Leuten Empfehlungen geben kann oder ihnen mit einem guten Rat weiterhelfen kann. Ich kann zu vielen Gebieten etwas erzählen und meine Erfahrungen weitergeben. Wenn mich die Leute fragen: „Helmut, erzähl mal, was kann ich da machen und wo ist es am schönsten?“, dann erkläre und erzähle ich das gerne. Die Berge sind einfach was Schönes, wenn man die Gefahren kennt und auf sich aufpasst.
Was sind deine bergsportlichen Ziele?
In Zukunft möchte ich nochmal ins Tessin und in die Dolomiten. Da gibt es vieles, was ich noch nicht gesehen oder gemacht habe. Jeden Berg kenn ich ja auch nicht. Ans Aufhören denke ich lange noch nicht. Viertausender müssen es aber nicht mehr sein.
Hast du Vorbilder?
Nein, eigentlich nicht. Dass ich zum Bergsteigen gekommen bin, das hat sich einfach automatisch ergeben. Ich war jung und hatte Spaß daran.
Was denkst du hat die Pioniere vor 150 Jahren genauso beschäftigt wie uns heute?
Mir geht es darum, meine Erfahrung weiter zu geben – das war damals bestimmt auch schon so. Dafür wurde ja unter anderem der Alpenverein damals gegründet.
Was wünschst du dem DAV für die Zukunft?
Dass es so weiter geht, und dass es den Leuten weiterhin Spaß macht, in die Berge zu gehen. Dass auch die Wetterlage nicht so weitergeht wie momentan, denn die Hitze bringt die Gletscher schneller zum Schmelzen – das ist ein Problem für die Zukunft.
Ich bin DAV weil…
…ich so viele Jahre lang tolle Erlebnisse erfahren durfte und tolle Kameradschaften entstanden sind. Viele Leute treffe ich zum Teil heute noch und es ist einfach schön, wenn man gemeinsam in die Berge gehen kann und so soll das auch bleiben – so lange es die Gesundheit erlaubt!
Unsere Jubiläumskollektion 2019
Zur Feier unseres 150-jährigen Bestehens gibt es eine exklusive Jubiläumskollektion in unserem DAV-Shop. Helmut trägt die DAV150 Jacke in grau/blau, die Bavarian Cap in der DAV Jubiläums Edition und die Strickmütze MALOJA FögliasM in der DAV Edition.