Rainer Scheppelmann: Flora Graeca
Bildband
11.05.2018, 13:59 Uhr
Ein Bildband, nur mit handgezeichneten Blumen-Illustrationen. Das klingt wenig spektakulär. Aber wer Blumen mag, oder Griechenland liebt, oder beides, der kann sich von diesen Zeichnungen verzaubern lassen.
Braucht es dieses Buch? Man könnte auch fragen: Braucht es Blumen überhaupt? Braucht es Leidenschaft, Begeisterung, Schönheitssinn im Leben? Aus diesen drei Tugenden vielleicht ist das Buch entstanden. Es enthält nicht viel mehr als 250 handgezeichnete Bilder von Blumen und Sträuchern, die heute noch in Griechenland verbreitet sind. Mit ihrem lateinischen, deutschen, englischen und griechischen Namen, Infos zur Verbreitung, Blütezeit und Größe. Ein Pflanzenführer? Ein Nachschlagewerk? Eine Einladung zum stillen Betrachten und bewundern der Schönheit der Natur, die sich in diesen Pflanzen ausdrückt und in ästhetischer Kunstfertigkeit wiedergegeben ist.
Rainer Scheppelmann, der das Buch im Eigenverlag herausgegeben hat, ist ein langjähriger Verehrer von Griechenland. Es ist eine Hommage an die reichhaltige Flora seiner Wahl-Zweitheimat. Und gleichzeitig eine ungewöhnliche Art Wiedergutmachung für einen Akt wissenschaftlich-kolonialistischer „Bio-Piraterie“: Von 1786-1787 bereiste John Sibthorp, Botanikprofessor in Oxford, zusammen mit dem österreichischen Illustrator Ferdinand Bauer Griechenland und die westliche Türkei und ließ sich von den Einheimischen zu den Pflanzen führen, die der Arzt und Naturforscher Dioskurides im ersten Jahrhundert n.Chr. dokumentiert hatte. Über 1000 Pflanzenproben „entführte“ er nach Großbritannien; Bauer zeichnete innerhalb von sechs Jahren 996 Pflanzen; zwischen 1808 und 1840 erschienen die zehn Bände der „Flora Graeca“. Wegen des extremen Preises (auf heute umgerechnet 52.000 Euro) entstanden nur 60 Exemplare, die meist in Bibliotheken verschwanden. In den ersten Kapiteln des Buches wird diese Geschichte nacherzählt.
Schönheit für alle
Die „Volksausgabe“, wie Scheppelmann seine Initiative nennt, soll nun die griechische Flora und die schönen Zeichnungen einer breiteren Leserschaft zugänglich machen, gleichzeitig sei sie „ein Beitrag zur deutsch-griechischen Freundschaft“.
Unabhängig von dieser Geschichte kann das Buch vielleicht nicht sonderlich viel botanisches Verständnis wecken – aber Freude an der Schönheit.
Kurzcheck
Info
Besonders geeignet für … Blumen- und Griechenland-Liebhaber, am besten in Personalunion.
Rainer Scheppelmann: Flora Graeca, Edition Kentavros, 2016, 244 Seiten, 24,80 Euro