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Expedkader Frauen - Lawinenlehrgang im Schwarzwassertal

05.04.2022, 09:16 Uhr

Was passiert eigentlich bei einem Lawinenabgang? Wie kann man schnell und effizient helfen, wenn tatsächlich jemand verschüttet ist? Um diese und noch mehr Fragen ging es bei dem Lawinenlehrgang des Expedkaders. Von 3. bis 6. Februar war der Kader der Frauen im Schwarzwassertal zusammen mit Sicherheitsexperte Flo Hellberg. Was das Team dabei gelernt hat, das erzählt Rosa Windelband.


Lawinenabgang! - 3 Verschüttete - Beeilung Beeilung Beeilung! - trotzdem Ruhe bewahren und systematisch vorgehen - Kommunikation und Koordination in der Gruppe – „ok, du setzt den Notruf ab, wir anderen suchen im Raster“. Da ein Signal! Grobsuche, Feinsuche, Sondieren, „Treffer“! Zwei haben die Schaufeln währenddessen schon ausgepackt, jetzt geht’s ans Graben. Vollgas! Nach 8 Minuten haben wir 2 Verschüttete geborgen, vom Dritten fehlt jede Spur. Kein Signal mehr. Mist! Aber da ein Handschuh! Uns bleibt nur der Versuch durch eine Suchlinie und systematisches Sondieren auf einen Treffer zu hoffen. Alle in eine Reihe, Schulter an Schulter und aufs Kommando: „Schritt - Stich, Schritt - Stich, …“. Puh, das Adrenalin lässt nach…zum Glück war alles nur ein gestelltes Szenario, eine von vielen LVS-Übungen, die wir auf unserem viertägigen Lawinenlehrgang durchgespielt haben.

 

Beim Verfolgen des Wetterberichtes während der Tage vor unserem Treffen, kamen Zweifel auf… So viel Neuschnee. Eigentlich top Bedingungen für einen Lawinenkurs…aber vielleicht doch zu riskant, um auf Skitour zu gehen? Da der offizielle Winterwanderweg der zur Hütte führt, wegen Lawinenwarnstufe 4 gesperrt war, blieb vorerst fraglich, ob wir wie geplant überhaupt aufsteigen können. Deshalb trafen wir uns erstmal in Oberstdorf zum Planen. Wetterbericht und Lawinenlageberichte wurden studiert und dann kam endlich der Anruf – das Tal sei frei, wir können loslaufen. Also fellten wir auf und machten uns auf den Weg zur Schwarzwasserhütte. Dort angekommen, verbrachten wir den Rest des Tages mit verschiedenen Übungen, um unsere LVS-Geräte besser kennenzulernen und die einzelnen Schritte der LVS-Suche zu optimieren. Am Abend gabs noch theoretischen Input obendrauf zu Tourenplanung, Schneedeckenaufbau, Schneekristallformen uvm.

 

Die folgenden Tage ging es jeweils nach intensiver und detailreicher Tourenplanung auf Skitour, unter anderem auf das Steinmandl, zum Grünhorn und zur Scharte westlich der Unspitze, von wo wir die Derrarinne abfahren konnten. Durch Beobachtungen im Gelände, zahlreiche gegrabene Schneeprofile und den Expertenblick von Florian Hellberg konnten wir die Schneedeckensituation von Tag zu Tag besser einschätzen und am Ende trotz der relativ hohen Lawinengefahr schicke unberührte Hänge in bestem Schnee abfahren. Die Graupel-Schwachschicht die im LLB als Hauptproblem genannt wurde, fanden wir in allen Schneedeckenanalysen nicht flächendeckend vor. Die durchgeführten Tests wiesen auf eine geringe Auslöse- und Fortpflanzungswahrscheinlichkeit hin.

 

Wir haben die Tage auf der Hütte sehr genossen, die gemeinsame Zeit gut genutzt, hatten mal wieder großes Glück mit dem Wetter und haben  definitiv viel gelernt. Danke an Flo Hellberg, der uns durch sein Wissen und seine Erfahrung richtig viel mitgeben konnte und unendlich viele Fragen beantwortet hat! Nach dem Lehrgang haben wir auf jeden Fall eine fundiertere Wissens- und Entscheidungsgrundlage für die Tourenplanung, die Interpretation von Lawinenlageberichten und Wetterdiagrammen, das Einschätzen der Gefahren im Gelände, die Beurteilung von Einzelhängen und für das Vorgehen bei der LVS-Suche. Jetzt heißt es, das Gelernte anzuwenden und die Entscheidungsmuster fest in die Tourenpraxis einzubeziehen.

 

 

Weitere Infos zum Expeditionskader Damen und Herren

Mer Infos zum Expedkader gibt es unter alpenverein.de/expedkader

oder auf den Sozialen Medien: 

 

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