Zugspitzplatt - Von der Knorrhütte verläuft der Weg auf dem Moränenkamm nach links zum Zugspitzplatt
Zugspitzplatt - Von der Knorrhütte verläuft der Weg auf dem Moränenkamm nach links zum Zugspitzplatt. Luftbild: Jörg Bodenbender

Klimawandel und Gletscherschmelze

Requiem für den Zugspitz-Gletscher

Für den sterbenden Schneeferner organisiert eine lokale Umweltgruppe der ev. Kirchengemeinde Garmisch-Partenkirchen eine Andacht und Aussegnung auf dem Zugspitzplatt.

Rasant schreitet der Klimawandel voran. Insbesondere in unserer sensiblen Alpenregion lässt sich das deutlich beobachten: Der Rückgang des Permafrosts, Trockenheit, geschädigte Bäume, veränderte Klimazonen und schmelzende Gletscher verändern das Leben in den Bergen. Bereits 2022 wurde der Südliche Schneeferner von der Bayrischen Akademie der Wissenschaften zum bloßen Toteis erklärt; auch der Nördliche Schneeferner und der Höllentalferner an der Zugspitze liegen im Sterben.

Nicht nur der Natur setzt dieser Wandel zu, sondern auch den Menschen, die ihn besorgt wahrnehmen. Ob Einheimische oder Gäste: Menschen, die auf die Zugspitze kommen, zeigen sich oftmals erschrocken oder gar schockiert von der dramatischen Situation. Als Gästeseelsorger*innen führen wir häufig Gespräche über diese Thematik und spüren einerseits, dass es eine seelsorgerliche Aufgabe ist, die Menschen in ihrer Wahrnehmung zu begleiten. Andererseits möchten wir als Kirche auch Bewusstsein schaffen für die Kostbarkeit der Schöpfung und zu ihrem Erhalt so gut wie möglich beitragen.

Kirchlicher Beistand für den Gletscher

Seit jeher ist es ureigene Aufgabe der Kirche, Sterbenden und ihren Angehörigen beizustehen. Einen Abschied seelsorgerlich und liturgisch zu begleiten, wird vielfach als hilfreich, tröstend und stärkend erlebt. Diese zwischenmenschliche Erfahrung möchten wir auch im Umgang mit der Natur fruchtbar machen: Wir gehen – in ökumenischer Gemeinschaft – zum Gletscher der Zugspitze, werden dort für ihn, die gesamte Natur und die Zukunft unseres Lebensraums beten. Information und Trauer über den sterbenden Gletscher sollen dabei ebenso ihren Platz haben wie Zukunftsperspektiven. Wir wollen weder, dass die Leute depressiv heimgehen, noch Politikerschelte betreiben. Unser Ziel ist es vielmehr, Bewusstsein zu schaffen und zu zeigen, wie sehr uns dieses Thema bewegt – als berg- und naturverbundene Menschen, als Kirche, als Bewohner*innen der Erde. Ein Sterbender hinterlässt oftmals ein Vermächtnis. Wir fragen: Was ist das Vermächtnis des Zugspitz-Gletschers an uns?

Ablauf der Veranstaltung

Am Dienstag, 25. Juli 2023 gibt es um 12 Uhr eine ca. 30 Minuten dauernde Andacht in Deutschlands höchstgelegener Kapelle „Mariä Heimsuchung“ auf dem Zugspitzplatt (Nähe Sonnalpin). Dabei leitet die Anwesenden die alte Frage: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe?“ (Psalm 121,1).

Danach geht es über die Gletschermoräne in Richtung des sterbenden Schneeferners. Dort werden Laura Schmidt und Dr. Till Rehm von der Umweltforschungsstation Schneefernerhaus aus wissenschaftlicher Sicht über die Faktenlage informieren. Anschließend wird der sterbende Gletscher in einem kirchlichen Ritual ausgesegnet. Kirchenmusikdirektor Wilko Ossoba-Lochner komponiert ein Requiem für den Zugspitz-Gletscher, das mit Sängerinnen und einer Bläsergruppe zur Aufführung kommen wird.

 Mitwirkende:

Pfarrerin Uli Wilhelm, Gästeseelsorge Garmisch-Partenkirchen

Pastoralreferent Florian Hammerl, Tourismuspastoral im Werdenfelser Land

Mitglieder der Umweltgruppe „Grüner Gockel“ und Bläserensemble unter Leitung von KMD Wilko Ossoba-Lochner, ev.luth. Kirchengemeinde Garmisch-Partenkirchen

Laura Schmidt und Dr. Till Rehm, Umweltforschungsstation Schneefernerhaus

 

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