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Adieu Ralf!

25.06.2020, 15:12 Uhr

Am Mittwoch, den 24. Juni, ist der Profifotograf und Alpinreporter Ralf Gantzhorn bei einem Kletterunfall in der Schweiz tödlich verunglückt. Ein persönlicher Nachruf von Andi Dick.

Vor zwei Tagen hatten wir noch gemailt: Ralf hatte gerade – Puh! – seine Texte für eine Online-Live-Verlängerung zur DAV-Panorama-Titelgeschichte „Longlines“ (Ausgabe 4/20, erscheint Mitte Juli) geschickt und freute sich, dass es am Nachmittag losgehen sollte ins Wallis. Große Grate an den Viertausendern waren sein Ziel, weiße Linien unter blauem Himmel; sicher hätte er wieder hinreißende Fotos mitgebracht.

Bei der Hinfahrt wollte der begeisterte Kletterer wohl eine der berühmten Genussrouten der Cheselenfluh „mitnehmen“. Im Melchtal in der Innerschweiz (Kanton Obwalden) warten dort Mehrseillängenrouten mit teilweise extrem überhängenden Abseilpisten. Und irgendwie muss es dann passiert sein: Kein Knoten im Seilende, ins Leere abgeseilt…

 

Jeder von uns weiß, dass man beim Klettern und Bergsteigen Fehler machen kann – und dass die tödlich enden können. Ohne eine gewisse Portion Glück wäre wohl keiner von uns, die aus diesem Sport Leidenschaft und Lebenssinn ziehen, noch am Leben; zum Glück wird nicht jeder Fehler bestraft. Doch immer wieder trifft es jemanden, auch erfahrene Experten wie Ralf. Und wir – Kollegen, Freunde, Angehörige – bleiben fassungslos zurück.

Ralf und ich hatten uns vor vielen Jahren bei gemeinsamen Freunden kennengelernt, dann bei dem DAV-Symposium „Berg.Schau!“ 2008 gemeinsam einen Workshop geleitet. Für DAV Panorama realisierten wir jedes Jahr eine Titelgeschichte: Im anregenden Gespräch entstanden die Ideen, im Sommer zog der Ralf aus und kam zurück mit Hunderten großartiger Bilder und spannenden Geschichten. Es war mehr als eine hochprofessionelle Zusammenarbeit; es war gegenseitige Inspiration. Leider hat es sich nicht mehr ergeben, dass wir am Berg das Seil geteilt hätten.

Ralf Gantzhorn hinterlässt ein reiches Oeuvre: Seine Fotos wurden mit vielen Preisen ausgezeichnet, erschienen in Magazinen rund um die Welt und in großformatigen Büchern; auf Vorträgen hat er tausende Menschen für sein Berg-Erleben begeistert. Er hat uns ein Fenster geöffnet mit einem ganz persönlichen, bewegenden Blick auf die Berge; nun hat es sich geschlossen. Unser Mitgefühl ist bei allen, die ihn gekannt, gemocht, geliebt haben – Adieu Ralf!

 

Andi Dick, Redaktion DAV-Panorama