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Bergwacht kritisiert filmische Umsetzung der Rettungsaktion

03.01.2023, 16:51 Uhr

2014 löste ein Steinschlag in der Riesending-Höhle am Untersberg bei Berchtesgaden eine Höhlenrettungsaktion aus, deren Dimension bis dahin unerreicht und unvorstellbar war. Elf Tage waren über 800 Einsatzkräfte - Bergwacht und Höhlenretter*innen aus der Schweiz, Italien, Kroatien, Österreich und Deutschland sowie viele weitere ehrenamtliche wie hauptberufliche Kräfte - an der Rettung des schwerverletzten Höhlenforschers Johann Westhauser beteiligt.

Problematische Darstellung des Bergwachteinsatzes

Ende 2022 lief in der ARD der Spielfilm-Zweiteiler „Riesending – jede Stunde zählt“, der die spektakuläre Rettungsaktion nacherzählt – und damit keine vollumfängliche Dokumentation der damaligen Ereignisse darstellt. Was hängenbleibt: Ein zögerlicher und hilflos wirkender Einsatzleiter und überforderte Einsatzkräfte der Bergwacht, bürokratische Hemmnisse und Sorge ums Image der Institutionen: Diese Darstellung hat die Bergwacht in einer Pressemitteilung nun deutlich kritisiert: Problematisch sei, dass der Eindruck entstanden ist, „dass es sich bei der Produktion um eine Dokumentation handle und die Handlungen und Sichtweisen der Bergrettung im Film der Realität entsprächen. Die künstlerisch zwar zulässige Vermischung von Realität und Fiktion spiegelt aber nicht den Rettungswillen und die Kompetenzen unserer ehrenamtlichen Bergretterinnen und Bergretter wider.“

 

Die im Film inszenierte „Schwarz-Weiß-Welt“ werde der Realität nicht gerecht, erläutert Dr. Klaus Burger, der Regionalleiter der Bergwacht Chiemgau und damals mit in der Einsatzleitung: „Nach anfänglich zwingend notwendiger Lagefeststellung und Beurteilung war sehr bald klar, dass alles unternommen wird, um eine Rettung zu ermöglichen und dass für diese Extremsituation zwingend weitere Kollegen für die Höhlenrettung in diesen Tiefen aus dem Ausland notwendig sind. Von Beginn an arbeiteten alle Beteiligten eng zusammen und unterstützten im Team den gesamten Einsatz.“

 

Bergrettung funktioniert ehrenamtlich

Die große Sorge der Bergwacht: Dass sich das im Film gezeigte Bild von der Bergwacht beim Riesending-Einsatz negativ auf die Motivation der ehrenamtlich engagierten Einsatzkräfte auswirken könnte - und das nicht nur bei der Bergwacht, sondern auch bei vielen anderen Hilfsorganisationen, die wie die Bergwacht ohne breites ehrenamtliches Engagement nicht existieren könnten.

 

Zur Bergwacht Bayern: Bergrettung funktioniert ehrenamtlich! 3500 Bergretter*innen stellen den Rettungsdienst in den bayerischen Alpen, den Mittelgebirgen und in Höhlen sicher. Zudem sind sie im Katastrophenschutz und in der Natur- und Umweltarbeit aktiv. Jährlich bewältigt die Bergwacht Bayern rund 8500 Rettungseinsätze aktiv, davon 1000 Such- und Sondereinsätze, dazu 5000 einfache Hilfeleistungen.