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Architekt Michael Feil im Interview

28.04.2021, 09:04 Uhr

Herr Feil, der Startschuss ist gefallen, das Alpine Museum wird umfassend umgebaut. Feil Architekten ist das ideengebende und ausführende Architekturbüro. Stellen Sie sich doch kurz vor: Wer steht hinter dem Entwurf? Wie kamen der Deutsche Alpenverein bzw. das Alpine Museum und Feil Architekten zusammen?

Mein Name ist Michael Feil, ich bin Gründer des Architekturbüros Feil Architekten mit Sitz in Regensburg. Einer unserer Schwerpunkte ist der Bereich „Erhalt und Sanierung von Sakralbauten“. Durch unsere dortige Zusammenarbeit mit dem Künstlerpaar Lutzenberger hörten wir 2016 von dem Ideenwettbewerb des Deutschen Alpenvereins und durften glücklicherweise teilnehmen.

 

Erläutern Sie doch zu Beginn die Aufgabenstellung.

Der Deutsche Alpenverein versteht das Alpine Museum mit Archiv und Bibliothek als das kulturelle Zentrum des DAV. Ein erweiterter Sonderausstellungsbereich sowie eine neu konzipierte Basisausstellung sollen das Haus für DAV-Mitglieder und die breite Öffentlichkeit zum Forum für alpine Themen in Deutschland machen. So sah die Aufgabenstellung des Ideenwettbewerbs vor, das Alpine Museum mit seinen einzelnen Funktionseinheiten wie Ausstellungsflächen, Bibliothek oder Veranstaltungsbereich noch stärker zum Begegnungsort mit hoher Aufenthaltsqualität werden zu lassen. Zentraler Wunsch war von Beginn an eine bessere Sichtbarkeit und Präsenz im Stadtbild. Die Besonderheit des Ortes, die Lage des Hauses zwischen Stadt und Naturraum, zwischen Land und Wasser, ist das Charakteristikum des Alpinen Museums und ist auch für uns ein besonderer Reiz dieser Aufgabe.

 

Was bedeutet das im Einzelnen?

Das Konzept sollte folgenden Anforderungen gerecht werden: Die Ausstellungs- und Veranstaltungsflächen des Museums sollten vergrößert werden. Es galt zudem, ein gemeinsames Eingangsfoyer für alle Funktionseinheiten des Hauses mit gastronomischem Bereich, Museumsshop und Verbindung zur Bibliothek und den Veranstaltungsräumen auf den verschiedenen Geschossebenen zu gestalten. Darüber hinaus waren eine Erweiterung bzw. Umgestaltung der Bibliothek und des Archivlesesaals gewünscht. Außerdem bedurfte es auch einer Neuplanung und Konzentration der Büros. Bei allem galt es, die Geschichte des Alpinen Museums zu berücksichtigen.

 

Stichwort: Geschichte. Nehmen Sie uns mit auf eine kleine historische Gebäude-Zeitreise!

In seiner bewegten Geschichte hat das Museum bereits mehrere Umbauten zu verschiedenen Zeiten mitgemacht. 1887/88 ursprünglich als Restaurant/Café „Isarlust“ von Friedrich Loewel als Anziehungspunkt für das Bürgertum Münchens errichtet, stellte die Stadt München das neubarocke Bauwerk 1908 dem Alpenverein zur Verfügung. Nach einigen baulichen Änderungen konnte das Museum 1911 eröffnet werden.

Nach einer Erweiterung der Ausstellungsflächen 1926 und großen Kriegsschäden erfolgte durch Wolfgang Rothenbücher 1948-1952 der Wiederaufbau. Die Gebäudestruktur wurde dabei weitgehend übernommen, das äußere Erscheinungsbild jedoch dem Zeitgeist entsprechend in einfacher und reduzierter Form verändert.

Heute präsentiert sich das Alpine Museum in der letzten prägenden Gestaltung der 1950er Jahre. Allerdings wurde die ursprünglich klare und eindeutige Grundrissorganisation nach dem Wiederaufbau durch die Verlegung des Treppenhauses, Flächenerweiterung im Bestand, Errichtung eines vollständigen Zwischengeschosses im Jahr 1964 und den Einbau eines Aufzugs und weiterer Unterteilung der Innenräume 1996 schrittweise verändert und dadurch stark verunklärt.

 

Wie wirken sich die baulichen Veränderungen im Lauf der Jahrzehnte auf das Alpine Museum von heute und somit auf Ihren Entwurf aus?

Bei der Bearbeitung des Wettbewerbs und der Beschäftigung mit der Geschichte fiel uns sehr früh auf, dass das Gebäude durch viele Wiederaufbau- und Umbauphasen seinen ursprünglich sehr klaren Grundriss verloren hat. Unsere Planung sieht daher vor, das Alpine Museum in Anlehnung an die frühere Ordnung so umzubauen, dass die ursprüngliche Großzügigkeit der Räumlichkeiten zurückzukehrt. Die vorgeschlagene Neuordnung verstehen wir als Reparatur, Freilegung und Wiederherstellung der ursprünglichen Raumorganisation.

 

Was bedeutet das konkret für den Umbau?

Das bedeutet konkret: Die Räume werden komplett entkernt und nachträgliche Einbauten entfernt. Damit entstehen im Erd- und Obergeschoss wieder großzügigere Räume für die neu konzipierte Dauerausstellung und die Sonderausstellungen des Museums sowie für die Bibliothek. Durch einen neuen, zentralen Eingang, der künftig von der Straße aus, also von der Stadt her, erreichbar ist, wird das Alpine Museum sichtbarer für die Öffentlichkeit und ist darüber hinaus über einen neuen Aufzug barrierefrei zugänglich. Die großzügige Eingangssituation verbessert also, wie vom DAV gewünscht, deutlich die Präsenz des Gebäudes im Stadtraum und gewährt einen Einblick ins Innere. Ein durchgehender Raum, der als Foyer, Café und Veranstaltungsraum genutzt wird, verbindet alle zentralen, öffentlichen Bereiche, die Stadt und die Natur. Und der Museumsgarten wird, angelehnt an die ursprünglichen Terrassenanlagen, neugestaltet und ermöglicht künftig einen fließenden Übergang in den Naturraum.

 

Herzlichen Dank Herr Feil für das Interview!